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Las Vegas: Formel 1-Premiere zum Fremdschämen

Von Mathias Brunner
Mario Andretti (Ferrari) und Keke Rosberg (Williams) in Las Vegas 1982

Mario Andretti (Ferrari) und Keke Rosberg (Williams) in Las Vegas 1982

​Seit 2023 tritt die Formel 1 in der Glitzerstadt Las Vegas an; wieder an, müssten wir eigentlich korrekt sagen, denn der GP-Sport gastierte bereits 1982/1983 in Vegas. Es waren Rennen zum Fremdschämen.

Die Formel 1 ist in den USA prächtig aufgestellt: Seit 2012 wird auf dem Circuit of the Americas gefahren, ausserhalb von Austin/Texas, Fahrer und Fans zugleich lieben den anspruchsvollen Kurs. Pro GP-Wochenende kommen 500.000 Besucher, um Racing und Konzerte zu geniessen.

Seit 2022 macht die Königsklasse Halt in Miami. Die Strecke auf dem Gelände des Hard Rock Stadiums hat es in sich, technisch anspruchsvoll, körperlich anstrengend. Die Stadt im Sunshine State Florida verströmt sympathischen Latino-Vibe.

Und dann Las Vegas: 2023 war keine Premiere, sondern vielmehr eine Rückkehr. Was viele Fans der Generation Netflix nicht wissen: Es gab schon mal einen Formel-1-WM-Lauf in Las Vegas, und der war der Königsklasse unwürdig. Und das kam so.
Ausgerechnet das WM-Finale 1981 fand auf dem riesigen Parkplatz des Caesars Palace-Hotels statt, wo ein Micky-Maus-Kurs ohne Charakter eingezwängt wurde.

Zuschaueraufmarsch: überschaubar. Viele amerikanische Fans konnten noch mit dem Namen von Mario Andretti etwas anfangen, aber dann war auch schon Schluss.

Drei Piloten konnten damals noch Weltmeister werden: Williams-Fahrer Carlos Reutemann (49 Punkte), Brabham-Pilot Nelson Piquet (48) sowie Ligier-Fahrer Jacques Laffite, der 43 WM-Zähler nach Nevada mitbrachte.

Ein Problem für die Fahrer: Der Kurs führte gegen die Uhrzeigerrichtung. Zudem war es im Training ungewöhnlich warm für die Jahreszeit. Piquet musste sich von jenem Masseur behandeln lassen, der sich normalerweise um den Boxer Sugar Ray Leonard kümmerte.

Reutemann fuhr Pole-Position, neben ihm ging Williams-Stallgefährte Alan Jones ins Rennen. Der Australier und der Argentinier waren sich spinnefeind, Jones machte vor dem Rennen klar, dass es keine Hilfe für Reutemann geben würde.

Im Rennen ging Jones sofort in Führung, während Reutemann gleich zurückfiel und nur als Fünfter aus der ersten Runde zurückkehrte. In Runde 2 kam es für Carlos knüppeldick: An seinem Williams hatte sich der vierte Gang verabschiedet. Als er später auch noch vom WM-Rivalen Piquet überholt wurde, war Reutemann so gebrochen wie sein vierter Gang. Er wurde nur Achter.

Piquet hatte andere Probleme: Sein Nacken machte schlapp. Er rettet sich nur 1,5 Sekunden vor Laffite als Fünfter ins Ziel, das waren exakt jene zwei Punkte, die er brauchte, um Reutemann in der WM zu überholen – der Brasilianer wurde erstmals Weltmeister.

Die zweite Ausgabe war auch nicht prickelnder, 2003 wurde der Parkplatz überbaut.

Jahrelang hat Bernie Ecclestone, Baumeister der modernen Formel 1, versucht, den GP-Sport nach Las Vegas zurückzubringen. Allerdings mit der Auflage – die Rennwagen sollen auf dem Strip fahren.

Die Casino-Besitzer lehnten müde lächelnd ab. Ihre Antwort: «Die Formel 1 braucht Las Vegas mehr als Las Vegas die Formel 1.» Für sie kam es überhaupt nicht in Frage, den Strip wochenlang zu sperren.

Aber seit der Ära Ecclestone hat sich Vieles geändert. Die Formel 1 erhielt mit Liberty Media 2017 einen neuen Besitzer und in der Chefetage endlich frischen Wind, zunächst mit Ecclestone-Nachfolger Chase Carey, seit 2021 mit dem früheren Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali am Ruder.

Die Netflix-Doku «Drive To Survive» hat sich in den USA für die Formel 1 als Popularitäts-Turbo erwiesen und viele junge Fans angelockt. Die Formel 1 ist wieder sexy und begehrt.

Da konnten auch die Casino-Besitzer nicht mehr nein sagen.


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