Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Sauber-Fahrer 2014: Gleich zwei Russen am Lenkrad?

Von Mathias Brunner
Umbruch in Hinwil: Tritt der Schweizer Traditionsrennstall in der Grand-Prix-Saison 2014 gleich mit zwei Rennfahrern aus Russland an?

Ein ungeschriebenes Gesetz der Formel 1 lautet: Erfolg kann nicht mit Geld erkauft werden. Geld ermöglicht aber das längerfristige Zusammenwirken herausragender Spezialisten – und das ebnet den Weg zum Erfolg. Daher wird von den meisten Rennställen Kontinuität angestrebt, auch bei der Fahrerpaarung. Bei Sauber könnte von 2013 auf 2014 alles auf den Kopf gestellt werden.

Kontinuität in der Chef-Etage ist bei Sauber gegeben: Die Kooperation mit den russischen Partnern (siehe Links unten) verändert nichts an den Besitz-Verhältnissen und auch nichts am Management. Bei den Fahrern sieht es wieder ganz anders aus.

Nico Hülkenberg hat zwar nie gekündigt (wie fälschlicherweise berichtet worden ist), er hat jedoch von seiner Option auf Vertragsverlängerung nicht Gebrauch gemacht. Der potenzielle Siegfahrer liebäugelt mit einem Platz bei Lotus, sofern sich von dort Kimi Räikkönen Richtung Red Bull Racing abseilt.

Was Esteban Gutiérrez angeht: Seitens Sauber wird erklärt, er sei seines Talents wegen vom Test- zum Stammfahrer befördert worden, nicht aufgrund der Verbindung zur Familie Slim und deren Telmex-Imperium. Gerüchte halten sich hartnäckig, wonach die mexikanischen Sauber-Partner in Sachen Zahlungsmoral einige Wünsche offen liessen. Das sei mit ein Grund, wieso Sauber in Finanzprobleme gerutscht sei. Telmex-Abgesandte versichern uns, das stimme nicht, und auch Sauber hat diesen Gerüchten nie Nahrung gegeben. Ohne Beweise oder Bestätigung gilt hier die Unschuldsvermutung. Aber ungeachtet der Position von Telmex: Gutiérrez hat bislang zu wenig gezeigt, um sich als Fahrer für 2014 aufzudrängen.

Gehen wir auf dieser Basis davon aus, dass Sauber zwei neue Fahrer braucht. Gehen wir weiter davon aus, dass einer dieser Piloten der blutjunge Sergey Sirotkin ist. Dann ist glasklar: im zweiten Auto muss ein erfahrener Mann sitzen. Sollte der Wunsch bestehen, dass es sich hier ebenfalls um einen Russen handelt, dann kann das nur ein Mann sein: Vitaly Petrov. Das gilt umso mehr, falls der junge Sirotkin noch ein Jahr als Test- und Ersatzfahrer anhängen muss.

Der 28-Jährige Petrov aus Vyborg hat von 2010 bis 2012 57 Formel-1-WM-Läufe bestritten – 2011 wurde er im Renault solider WM-Zehnter. In der gleichen Saison erreichte er mit Rang 3 in Melbourne sein bestes Formel-1-Ergebnis. Dennoch musste er am Ende der Saison gehen. Ende 2012 musste Vitaly dann auch bei Caterham sein Cockpit räumen: der Franzose Charles Pic und der Holländer Giedo van der Garde konnten mehr Mitgift vorweisen.

Seitdem ist es um Petrov ruhig geworden.

Im Frühling ist Petrov mit einer russischen Expedition zum Mount Everest aufgebrochen. Sicherheitshalber kletterte der Rennfahrer aber nicht bis ganz hoch, sondern blieb in einem der Höhenlager zurück (unseres Wissens ist der einzige Formel-1-Fahrer auf dem Everest der Japaner Ukyo Katayama).

Was sagt Petrov über eine mögliche Rückkehr in die Formel 1?

«Denkbar ist alles. Ich brauche nur etwas Hilfe. Die Leute wissen, was ich leisten kann. Ich stehe auch mit verschiedenen Rennställen in Verbindung, und niemand hat mir bislang die Türe vor der Nase zugeschlagen. Bevor ein Deal aber nicht spruchreif ist, werde ich nicht mehr dazu sagen.»

Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone weiss: Beim Premieren-GP von Russland in Sotschi muss ein Russe am Start stehen. Durchaus denkbar, dass auch er einige Weichen stellt.

Russische Insider glauben: die gesunde Beziehung von Petrov zu Staats-Chef Putin könnte das Tor zu Sauber öffnen. Andere Informanten aus Russland wenden jedoch zu Recht ein: Wenn Petrov tatsächlich so viel Rückhalt aus seiner Heimat besässe, warum konnte er dann keine Geldgeber finden, die ihm ein Cockpit für 2013 garantierten?

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