Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Alonso: «Wir gehen volles Risiko und brauchen Glück»

Von Mathias Brunner
Auf Fernando Alonso ist immer Verlass

Auf Fernando Alonso ist immer Verlass

60 Punkte Rückstand auf Vettel, da würde einem normalen Racer die Resignation den Rücken hochkriechen. Genau das geschieht derzeit bei Fernando Alonso.

Drei Rennen auf unterschiedlichen Rennstrecken – Spa-Francorchamps, Monza und Singapur – und drei Mal das gleiche Ergebnis: Sebastian Vettel mit Red Bull Racing Sieger, Fernando Alonso im Ferrari Zweiter. Was sagt das aus?

Alonso antwortet und kein Zucker geht durch die dichten Brauen, ein ironischer Unterton ist in seiner Stimme auszumachen: «Es sagt aus – der WM-Ausgang liegt nicht mehr in unserer Hand. Wir können nur weiterarbeiten und dürfen den Kopf nicht sinken lassen. Aber wir müssen uns eingestehen, dass die Gegner einen besseren Job machen. Sport sollte für mich so sein, dass der Beste gewinnt, und die Besten sind wir derzeit nun mal nicht.»

In der Not sind ungewöhnliche Schritte gefragt. Fernando Alonso vertieft: «Uns war klar, wir mussten uns etwas einfallen lassen – zum Beispiel ein Raketenstart. Wir wussten auch, wir brauchen eine andere Strategie, um nach vorne zu kommen, und das haben wir dank der Safety-Car-Phase geschafft. Es war riskant, auf der Bahn zu bleiben und nicht wie die anderen frische Reifen abzuholen, aber wir haben in der WM nichts zu verlieren.»

Wie gross war das Risiko?

Alonso: «Wir wussten nicht, wie lange die Reifen halten würden. Am Ende war die Antwort – länger als erwartet. Das Gambling war angemessen: Wir hatten eine Chance auf Platz 2, wenn wir konservativ gewesen wären und nochmal gewechselt hätten, dann wären wir Vierter, Fünfter oder Sechster geworden. Was bringt das gegen einen Vettel, der Rennen um Rennen gewinnt? So halten wir uns zu Vettel immerhin auf Schlagdistanz.»

«Von Startplatz 7 auf den zweiten Rang zu fahren, und das gewiss nicht mit dem zweitschnellsten Auto im Feld, so fühlt sich Rang 2 wie ein Sieg an. Hätte mir das einer vor dem Rennen gesagt, ich hätte ihn ausgelacht. Wir hatten nun drei komplett verschiedene Strecken, aber das gleiche Ergebnis. Wir müssen realistisch sein. Der Rückstand auf Sebastian wird immer grösser und grösser. Da muss man ehrlich mit sich selber sein, was die eigenen WM-Chancen angeht. Wir brauchen Glück und zwar kübelweise und überall – nicht nur beim nächsten Rennen in Südkorea, auch in Japan, in Indien, überall.»

«Wir haben es nun unter schwierigsten Bedingungen stets geschafft, auf Rang 2 hinter Vettel zu lauern. Was Mark Webber passiert ist, dann Seb jederzeit auch passieren. In solchen Momenten musst du bereit sein. Das waren wir auch, aber Vettels Auto hat jetzt immer gehalten.»

Aber Hand aufs Herz, glaubt der bärenstarke Alonso wirklich noch an seine Titelchance? Fernando stellt fest: «Wir haben die Saison gut begonnen, wir konnten in China gewinnen, dann in Spanien. Aber spätestens als die 2012er Reifen zurückkamen, haben wir etwas unseren Schwung verloren. Ab da konnten wir den Titel im Grund vergessen. Nun konzentrieren wir uns auf 2014. Vielleicht packen wir Red Bull Racing ja, wenn alle mit einem weissen Blatt Papier anfangen müssen.»

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