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Monisha Kaltenborn: «Aufgeben war nie ein Thema»

Von Rob La Salle
Monisha Kaltenborn hat wieder Grund zur Freude

Monisha Kaltenborn hat wieder Grund zur Freude

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn erklärt, wie der Schweizer Rennstall in einer aus vielen Perspektiven schwierigen Saison die Kurve gekriegt hat.

Die erste Saisonhälfte lief für das Formel-1-Team Sauber alles andere als zufriedenstellend. Sieben WM-Punkte nach zehn Rennen waren die bescheidene Ausbeute. Doch seit dem Grossen Preis von Italien zeigt das Team einen steilen Aufwärtstrend: 38 Zähler holte die Schweizer Mannschaft in den vergangenen vier Rennen. Damit liegt Sauber solide auf dem siebten Rang in der Konstrukteurs-WM – und schielt auf den sechsten Platz von Force India.

Frau Kaltenborn, das Sauber-Team hatte eine grossartige Saison 2012. Doch dann ging Anfang 2013 plötzlich nichts mehr. Was ist schiefgelaufen?

Nachdem wir im vergangenen Jahr das Konzept mit dem seitlich blasenden Auspuff sehr erfolgreich eingesetzt hatten, entschieden sich unsere Ingenieure beim C32 für ein anderes Konzept, das theoretisch mehr Potenzial hatte. In der Praxis sah das dann jedoch anders aus. Das wurde uns so richtig in Melbourne bewusst, wo wir ein Update ans Auto brachten, das nicht wie gewünscht funktionierte. Es dauerte dann eine gewisse Zeit, bis unsere Ingenieure die Problematik verstanden hatten.

Was war das Problem?

Die Aero-Balance unseres Autos war nicht stabil, was sich vor allem beim Bremsen und Einlenken bemerkbar machte. Neben den rein messbaren Auswirkungen hatte das auch den Nebeneffekt, dass unsere Piloten wenig Vertrauen in den C32 fassten. Und natürlich hatten wir nicht die Ressourcen, um das Auto auf die Schnelle völlig umzubauen. Deshalb geschah das Schritt für Schritt. Den grössten machten wir in Ungarn, wo wir mit einem modifizierten Auspuffkonzept antraten. Bereits damals war eine Steigerung erkennbar, aber natürlich dauerte es, bis wir dieses optimal nutzen konnten. Wir haben zudem das Auto immer besser verstanden und grosse Fortschritte bei der Abstimmung erzielt. Hinzu kommt, dass wir die hohe Qualität bei der Produktion der Teile in Hinwil halten konnten. Die gesamte Mannschaft, sowohl in der Fabrik wie auch an der Strecke, hat hervorragende Arbeit geleistet.

Kam Ihnen auch die Umstellung auf die geänderten Reifen entgegen, die ja ebenfalls ab Ungarn zum Einsatz gelangten?

Das ist nicht ganz einfach zu beurteilen, weil wir ja genau dort unser grösstes Entwicklungspaket brachten. Aber ich denke schon, dass uns die Reifen tendenziell geholfen haben, was im Übrigen im vergangenen Jahr genau umgekehrt war.

Es gab früh in der Saison Stimmen von aussen, das Team solle die Entwicklung einstellen und sich ganz aufs 2014er Auto konzentrieren.

Aufgeben war für uns nie ein Thema, denn zum einen wollten wir noch Fortschritte mit dem aktuellen Auto machen, um uns in der Konstrukteurs-WM zu verbessern, und zum andern nützen uns die jetzigen Erkenntnisse auch beim Design des neuen Autos.

Hand aufs Herz: Haben Sie damit gerechnet, dass Sie in der laufenden Saison noch einen solchen Sprung nach vorne machen können?

Es wäre vermessen gewesen, einen so grossen Schritt zu erwarten. Aber wir haben sehr früh in der Saison gesagt, dass wir uns in der zweiten Saisonhälfte steigern werden. Davon waren wir aufgrund der Erkenntnisse, die wir gewonnen hatten, überzeugt. Hinzu kommt, dass die letzten Rennen für uns auch insofern optimal gelaufen sind, als einige Konkurrenten ihre Möglichkeiten nicht optimal nutzten. Dass wir in drei der vier vergangenen Rennen gleich zweistellig punkten konnten, war nicht zu erwarten.

Das Sauber-Team hat jetzt 45 Zähler, Toro Rosso 31 und Force India 62. Schauen Sie mehr nach vorne oder nach hinten?

Wir schauen in der Regel nach vorne, und da liegt noch einiges drin, wenn wir so fokussiert wie bisher weiter arbeiten und keine Fehler machen. Allerdings wissen wir, dass es nicht leicht sein wird, den sechsten Rang noch zu erobern. Natürlich werden wir auch immer mal wieder einen Blick in den Rückspiegel werfen, um keine böse Überraschung zu erleben.

Wie sind Sie mit den beiden Piloten zufrieden?

Beide Fahrer zeigen sehr gute Leistungen. Nico liefert das, was wir von ihm erwartet hatten. Er ist schnell, konstant und sehr effizient. Er hat viele Punkte durch starke kämpferische Leistungen gesammelt, und er versteht es auch, Chancen konsequent zu nutzen, wenn sich diese im Rennen ergeben.

Esteban hatte einen etwas zähen Start. Dabei kam für ihn erschwerend hinzu, dass das Auto zu Beginn der Saison noch nicht so gut war wie heute. Aber er hat an sich gearbeitet und sich laufend verbessert. Es war eine Frage der Zeit, bis der Knoten platzt. Das ist nun am Wochenende geschehen. Oft lag er zeitmässig nur knapp hinter Nico, doch weil die Leistungsdichte im Mittelfeld sehr hoch ist, waren das dann schnell einige Plätze, was natürlich auf den ersten Blick nicht gut aussieht. Aber Esteban hat beispielsweise bei der Abstimmung des Autos ausgezeichnete Arbeit geleistet und das Team so weiter gebracht.

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