Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Sebastian Vettel: Pole-Position mit Verspätung

Von Vanessa Georgoulas
Neunte Pole-Position der Saison: Sebastian Vettel drehte im Regen von Interlagos die schnellste Runde

Neunte Pole-Position der Saison: Sebastian Vettel drehte im Regen von Interlagos die schnellste Runde

Das letzte Qualifying der Saison dauerte 40 Minuten länger als geplant. Weltmeister Sebastian Vettel sicherte sich mit sieben Zehntelsekunden Vorsprung die neunte Pole-Position der Saison.

Der Asphalt des Autódromo Jóse Carlos Pace war nur teilweise trocken, als die Formel-1-Stars zum letzten Qualifying des Jahres ausrückten. Die Piloten reihten sich schon vor dem Start zu Q1 in der Boxengasse auf und der ehemalige GP-Fahrer und heutige RTL-TV-Experte Christian Danner erklärte: «Das Timing ist hier entscheidend, wenn man keine gute Runde hinbekommt, hilft auch das beste Auto nichts. Und unter diesen Bedingungen kann sich das Blatt sehr schnell wenden.» Kaum war die Boxenampel auf Grün gesprungen, stürmten denn auch alle 22 Renner auf die Strecke.

Entsprechend viel war auf der Strecke los, und das führte unweigerlich zu Ärger: Vor allem im Cockpit von Romain Grosjean kochten die Emotionen hoch. Der Lotus-Pilot steckte prompt hinter einem Marussia-Renner fest und funkte wild fuchtelnd: «Komplett verblödet, dieser Marussia!» Doch der 27-Jährige musste sich schliesslich mit der Tatsache abfinden, dass auch die langsameren Piloten im Feld gleich zu Beginn versuchten, eine schnelle Runde zu drehen.

Früher Feierabend für Pastor Maldonado

Relativ viel Zeit liess sich Toro Rosso bei Jean-Eric Vergne, der sich umgehend über Boxenfunk beschwerte: «Warum haben wir so lange gewartet?» Der 23-Jährige aus Pontoise hatte allen Grund zur Sorge, denn der Regen nahm im zweiten Sektor wieder zu. Deshalb wurde er von seinen Vorgesetzten kurz darauf auch wieder an die Box beordert.

Am Ende durfte sich Vergne über den 15. Platz und damit den Einzug ins Q2 freuen. In den letzten Sekunden hatte er Williams-Hoffnungsträger Pastor Maldonado auf den 17. Rang der Q1-Zeitenliste verdrängt. Damit verabschiedete sich der 28-jährige Venezolaner mit einer Enttäuschung von seinem letzten Qualifying für Williams.

Enttäuschung für Esteban Gutiérrez

Ein enttäuschendes Erstrunden-Aus musste auch Sauber-Neuling Esteban Gutiérrez verdauen. Der 23-jährige Mexikaner besetzte letztlich den 18. Platz vor dem Caterham-Duo Charles Pic und Giedo van der Garde und dem Marussia-Gespann Jules Bianchi und Max Chilton.

Die erste Bestzeit des Zeitstechens stellte Mercedes-Star Lewis Hamilton auf, der damit Welmteister Sebastian Vettel und seinen Teamkollegen Nico Rosberg auf die weiteren Plätze verwies. Eine schnelle Runde gelang auch Sauber-Mann Nico Hülkenberg, der schneller als das Lotus-Duo Heikki Kovalainen (Platz 5) und Grosjean (Platz 8) untewegs war.

Einen Schreckmoment erlebte Ferrari-Star Felipe Massa im zweiten Qualifying-Abschnitt in der Kurve Descida do Lago. Der kleine Lokalmatador, der auf seiner Heimstrecke den letzten GP für das Traditionsteam aus Maranello bestreitet, schaffte es gerade noch, seinen Ferrari abzufangen. Danner weiss: «Bei diesen Bedingungen ist jetzt viel Fingerspitzengefühl gefragt, es ist sehr rutschig und dann sieht man wegen der Gischt des Vordermannes auch kaum etwas.»

Sergio Pérez gewinnt Qualifying-Duell

Die schwierigen Bedingungen wurden McLaren-Pilot Sergio Pérez zum Verhängnis. Der Mexikaner flog Ausgangs der Descida do Lago-Kurve ab und Danner kommentierte: «Das war ein klassischer Fahrfehler im Regen. Er hat auf dem rutschigen Ausleger weiterbeschleunigt und ist deshalb ausgerutscht.»

Pérez selbst berichtete hinterher: «Das Wetter wurde immer schlimmer. Ich glaube, das hat schlimmer ausgesehen als es war, ich habe die Mauer nur leicht touchiert. Ich konnte nichts machen, erst kam ich aufs Gras, dann bin ich gleich weggerutscht.» Bemerkenswert: Der 23-Jährige blieb trotzdem schneller als sein Teamkollege Jenson Button, der sich gleich hinter ihm auf Platz 15 einreihte. Damit schlägt Pérez den Weltmeister von 2009 im teaminternen Qualifying-Duell mit 10:9.

Zu den Verlieren des zweiten Kräftemessens gehörte auch Kimi Räikkönen-Ersatz Heikki Kovalainen, der den Einzug ins Top-Ten-Stechen um nur 15 Hundertstelsekunden verpasste. Auch Force India-Pilot Paul di Resta (12.), Williams-Rookie Valtteri Bottas (13.), und Adrian Sutil (16.) durften gleich unter die Dusche.

Die Bestzeit sicherte sich Grosjean vor Vettel und Fernando Alonso. Erst hinter dem Ferrari-Hoffnungsträger reihten sich die Silberpfeil-Piloten Rosberg und Hamilton ein. Die sechstschnellste Runde drehte Webber, der am Morgen noch die Bestzeit aufgestellt hatte.

Top-Ten-Stechen mit Verspätung

Das dritte Qualifying-Segment begann wegen der Bergungsarbeiten von Pérez McLaren mit zehnminütiger Verspätung. Während die Top-Ten-Piloten ungeduldig auf den Start zu den letzten zehn Minuten des Zeitfahrens warteten, begann es wieder stärker zu regnen. Ex-GP-Pilot und ORF-TV-Experte Alex Wurz seufzte: «Das ist jetzt gar nicht gut, denn je länger keiner ausfährt, desto nasser wird die Fahrbahn wieder. Das sind sehr schwierige Bedingungen.»

Kaum hatte der BMX-Weltmeister von 1986 diese Worte ausgesprochen, meldete die Rennleitung eine weitere Verschiebung um zehn Minuten, weil nun zu viel Wasser auf der Strecke lag. Der Start wurde immer wieder in Zehn-Minuten-Schritten verschoben, und Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff erklärte kopfschüttelnd: «Eigentlich müsste man das Training jetzt abbrechen, weil zu viel Wasser auf der Strecke liegt.»

40 Minuten nach dem geplanten Start durften die Formel-1-Stars schliesslich Gas geben. Die beiden Red Bull Racing-Piloten und Toro-Rosso-Fahrer Daniel Ricciardo stellten sich schon vor dem Start ans Ende der Boxengasse, während die restlichen Top-Ten-Piloten lieber in der Box blieben, um ihre Reifen länger zu wärmen.

Der Erste, der sich auf Intermediate-Reifen auf die abtrocknende Strecke wagte, war Grosjean. Der Lotus-Pilot verzichtete auf eine schnelle Runde auf den Regenreifen und bog schon nach drei Minuten an die Box ab. Die Konkurrenz tat es ihm gleich und bald darauf setzte sich Vettel mit 1:26,479 min an die Spitze.

Das reichte Vettel zur neunten Pole-Position der Saison, die er sich mit sieben Zehntel Vorsprung vor Rosberg sicherte. Den dritten Startplatz sicherte sich Alonso vor Webber, Hamilton, Grosjean, Ricciardo, Vergne, Felipe Massa und Hülkenberg.

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