Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Renault: Turbo-Märchen – glauben Sie nicht alles!

Von Mathias Brunner
Rob White mit Alain Prost (links) und Niki Lauda (rechts)

Rob White mit Alain Prost (links) und Niki Lauda (rechts)

Die neuen Motoren klingen nicht gut. Die Rennen werden Benzinsparfahrten. Die Fahrer müssen ihren Fahrstil verändern. Intelligente Piloten sind im Vorteil. Stimmt das alles?

Rob White (Technikchef der Formel-1-Motoren von Renault) sass im vergangenen November in Abu Dhabi mit den Rennlegenden Alain Prost und Niki Lauda im Fahrerlager zusammen. Ob die Drei auch über die neue Turbo-Ära gesprochen haben? Die beiden Formel-1-Champions hätten gewiss so manche Story über ihre Erfahrungen mit den Turbo-Motoren der ersten Generation im GP-Sport erzählen können. Und damit sind wir schon beim Thema: Geschichten. So viele Stories kursieren derzeit darüber, was wir von der neuen Turbo-Ära erwarten dürfen. Aber was davon ist fundiert und welche Geschichten sind nur Räuberpistolen? Rob White (48) kommentiert einige Behauptungen.

Die neuen Turbos klingen nicht gut

Rob White: «Natürlich klingt ein aufgeladener V6 nicht gleich wie ein V8-Sauger. Aber die Motoren werden noch immer laut genug sein – und wir werden den Turbolader bei der Arbeit hören. Ob der neue Sound nun besser oder schlechter als der alte ist? Das ist ein wenig, als würde man fragen, ob man lieber Motörhead oder AC/DC hat. Das ist alles eine Frage des persönlichen Geschmacks.»

Die neuen Autos sind zu langsam

Rob White: «Das stimmt nicht. Die neuen Autos werden schnell sein. Über angeblich zu langsame Rennwagen wurde am Anfang viel diskutiert, aber da braucht sich keiner Sorgen zu machen. Auf den Prüfständen haben wir mit den neuen Antriebs-Einheiten – also V6-Turbo zusammen mit der Mehrfach-Energierückgewinnung – unsere optimistischsten Erwartungen bereits übertroffen. Nur die Art und Weise wird anders, wie der Schub umgesetzt wird.»

Die Rennen verkommen zu Spritspar-Zittereien

Rob White: «Wir haben 2014 viele Faktoren der Unwägbarkeit, und in den Augen der meisten Leute ist eine Element der Unberechenbarkeit gut für jeden Sportanlass. Am Grundsätzlichen ändert sich nichts: Die Startampel erlischt, 22 Rennwagen preschen los, und wer die Zielflagge als Erster sieht, ist der Sieger. Wie ein Grand Prix gedoch gemanagt wird, das ändert sich sehr wohl. Aber wie heisst es so schön? Es führen viele Wege nach Rom. Wir haben schon früher mit dem Kraftstopp knapp kalkuliert, daran ändert sich nichts.»

Die Piloten müssen den Fahrstil ändern

Rob White: «Ich staune immer wieder, wie natürlich sich Formel-1-Piloten geänderten Bedingungen anpassen. Als technische Kniffe wie der f-duct oder KERS eingeführt wurde, war das nach kurzer Zeit kein Thema mehr, die Nutzung ging den Piloten gewissermassen in Fleisch und Blut über, das Gleiche gilt für die Nutzung des Heckflügels, der beim Angriff flach gestellt werden kann.»

Intelligente Fahrer sind im Vorteil

Rob White: «Das würde ich so nicht sagen. Das hat für mich nichts mit Intelligenz zu tun. Es geht darum, anpassungsfähig und flexibel zu sein. So wie das bei jeder Veränderung von Vorteil ist.»

Die Motoren sind unterschiedlich kraftvoll

Rob White: «Wir sind drei Motorenbauer in dieser neuen Turbo-Ära, und es liegt in der Natur der Dinge dass wir drei – selbst wenn die technischen und sportlichen Vorgaben die Gleichen sind – unterschiedliche Lösungsansätze verfolgen. Die verhältnismässige Unreife dieser Technik wird dazu führen, dass wir schnelle Veränderungen in Sachen Leistung erleben. Wie beim Beginn jeder umwälzenden Technik werden die Fortschritte rasant sein. Also ist es logisch anzunehmen, dass sich auch die Unterschiede zwischen den Bewerbern verändern und zwar mehr als zuvor. Niemand jedoch sollte die Formel-1-Techniker unterschätzen. Ich gehe davon aus, dass sich alle sehr bald der Optimallösung annähern.»

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