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Top und Flop: Formtabelle der GP-Teams vor Bahrain

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton im neuen Silberpfeil: Mercedes steht ausgezeichnet da

Lewis Hamilton im neuen Silberpfeil: Mercedes steht ausgezeichnet da

Selbst den Rennställen ist nicht ganz klar, wer nach dem ersten Wintertest in Jerez die Nase vorn hat: Da helfen wir gerne aus. Hier die Formtabelle gemessen an der Darbietung in Spanien.

Während die Fans über Nasenformen und Sound der neuen Turbo-Renner hitzig diskutieren, stellt sich die Frage: Wer läge eigentlich vorne, hätte in Jerez nicht der Auftakt der Wintertests stattgefunden, sondern ein GP-Wochenende? Wir haben aufgrund der in Andalusien gezeigen Leistung eine Formtabelle erarbeitet.

1 Mercedes, der Klassenprimus

Wer beim ersten Wintertest gleich eine Rennsimulation absolviert, dem gebührt anhaltender Applaus – ganz besonders nach dem Umsturz im Reglement. Eine solche Machtdemonstration ist auch in Sachen psychologischer Kriegsführung gegen die Konkurrenz wertvoll. Die Standfestigkeit scheint zu stimmen. Ein Problem mit dem Frontflügel war schnell behoben. Einzige Schwachpunkte: Schwierigkeiten mit der elektronisch geteuerten Hinterradbremse und ein verbesserungsfähiges Handling. Dennoch ist Mercedes Klassenprimus.

2 McLaren, der Phoenix

Nach der jämmerlichen Saison 2013 kann McLaren aufatmen: der neue Wagen marschiert. McLaren trat an den Tagen zwei, drei und vier so auf, als hätte es das Problem mit dem Kabelbaum am ersten Tag nie gegeben. Neuling Kevin Magnussen hat seine Duftmarke gesetzt: Bestzeit. Auch hier gilt – das gibt weder WM-Punkte noch Sonderprämien, aber der Moral von Team und Fahrer tut es trotzdem gut. Die Hinterradaufhängung mit Verkleidungen, die Abtrieb erzeugen, wird Schule machen, nachdem die FIA-Kommissare vor Ort darin keine Regelverletzung sehen.

3 Ferrari, der Wolf im Schafspelz

Ferrari ist nicht mehr Ferrari. Früher hätte man zwischendurch rasch eine Bestzeit gefahren, um die Chefs zuhause in Maranello gütig zu stimmen. Doch an Bestzeiten sind die Italiener derzeit nicht interessiert. Wenn mal in der Box gestanden wurde, dann nicht wegen elementarer Probleme, sondern vielmehr deswegen, weil man alle Punkte methodisch abarbeiten und sich nicht verrennen wollte. Kein Auto war öfter mit Markierfarbe unterwegs. Die Aerodynamiker haben dabei gelernt: Auf der Piste geschieht endlich, was der Windkanal vorgegeben hatte. Ferrari kann deutlich mehr als in Jerez gezeigt.

4 Williams, der Phoenix (zweiter Teil)

Williams profitiert von den tollen Hausaufgaben, die Mercedes erledigt hat. Und von einem Techniker-Team, das offenbar seine Lehren aus dem verpatzten Vorjahresmodell gezogen hat: der neue Wagen von Felipe Massa und Valtteri Bottas zeichnet sich gemäss Pistenbeobachter Marc Surer durch hervorragendes Handling aus. Da wirkt nur der McLaren noch besser, doch der Williams liegt agiler als der Mercedes.

5 Force India und Marussia, die Unauffälligen

Die Faustregel lautet: Testfahrten sind dazu da, um Kinderkrankheiten eines neuen Autos zu heilen. Das mussten bei Force India leider die Stammfahrer Sergio Pérez und Nico Hülkenberg übernehmen. Der neue Renner lief erst dann regelmässig, als Testpilot Daniel Juncadella am Lenkrad Platz genommen hatte. Force India scheint die Qualitäten früherer Wagen konserviert zu haben – ein willig reagierendes Auto mit solider Traktion und ohne viel Schnickschnack. Marussia wurde zunächst belächelt, weil die Briten mit Verspätung in Jerez ankamen. Dann verging der direkten Konkurrenz das Lachen: die Hinterbänkler kamen mit der neuen Antriebseinheit von Ferrari gut zurecht.

7 Sauber, der Eingebremste

Esteban Gutiérrez und Adrian Sutil wirkten an der Piste betrachtet wie Anfänger: die grossen Probleme beim Verzögern (mit reihenweise stehenbleibenden, also rauchenden Rädern) führten nicht nur zu einigen Drehern, sie verhinderten auch mehr Erfahrung mit dem neuen C33. Das Problem dabei liegt in der elektronisch gesteuerten Hinterbremse, die nicht ideal funktionierte. Zudem traten die Schweizer nur mit einer Roll-out-Version an: was aerodynamisch möglich ist, werden wir erst bei Bahrain-Test am Wagen sehen.

8 Caterham, die Wundertüte

Wer hätte das vor dem Jerez-Test erwartet? Von allen Renault-Teams kam Caterham mit Formel-1-Rückkehrer Kamui Kobayashi am meisten zum Fahren! Wie Sauber zeigten auch die Grünen in Spanien nur ein Basismodell, da wird sich bis Bahrain und Australien noch viel ändern (müssen). Caterham polarisiert: kein Auto wird als noch hässlicher bezeichnet, aber so gut wie jeder findet die Rückkehr von Kamui «Cowboyashi» der Knaller.

9 Toro Rosso, das Rätsel

Keiner könnte heute sagen, wie gut der neue Toro Rosso STR9 wirklich ist: dazu kam der neue Renault-Kunde in Jerez einfach zu wenig zum Fahren. Immerhin scheint Toro Rosso nicht so extreme Kühlprobleme zu haben wie Red Bull Racing.

10 Red Bull Racing, die Enttäuschung

Bereits ist davon die Rede, dass beim Europa-Auftakt ein völlig umgekrempelter RB10 zu sehen sein werde. Doch kurzfristig (Bahrain-Test) und mittelfristig (erste Rennen in Australien, Malaysia und Bahrain) muss sich der Weltmeister etwas einfallen lassen. Ob Renault den Vibrationsproblemen auf die Spur gekommen ist, werden die französischen Techniker vielleicht schon beim Lotus-Test in dieser Woche erfahren. Erst wenn die Antriebseinheit klaglos funktioniert, kann das Team in Sachen Kühlung Detailforschung betreiben. Doch bis dann dürfe die Konkurrenz schon ganz andere Lehren gemacht haben. Kein Zweifel: Der Weltmeister muss reagieren.

11 Lotus, der Unsichtbare

In Jerez noch nicht gefahren. Besonders vor dem Hintergrund der Probleme von Renault kann den Fans keiner weismachen, das sei nicht von Nachteil. Morgen findet in Jerez das Roll-Out des neuen E22 statt (getarnt als Filmtag).

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