Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Villeneuve: «Fahrer haben keine Persönlichkeit mehr»

Von Petra Wiesmayer
Jacques Villeneuve gefällt die moderne Formel 1 nicht mehr

Jacques Villeneuve gefällt die moderne Formel 1 nicht mehr

Jacques Villeneuve lässt an der modernen Formel 1 kaum ein gutes Haar. Viel zu künstlich sagt der Kanadier und schließt die Fahrer in diese Kritik mit ein.

Jacques Villeneuve ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen und unverblümt zu sagen, was er denkt. Anlässlich seiner Vorstellung als Pilot in der neuen Rallycross-WM übte der Kanadier heftige Kritik an der modernen Formel 1. Der Sport sei viel zu «künstlich» geworden und laufe Gefahr, die Anerkennung der Fans zu verlieren, sagte der Weltmeister von 1997. «Ich verstehe die moderne Formel 1 nicht. Sie gehen einen künstlichen Weg, um eine künstliche Show zu kreieren», erklärte er gegenüber BBC Sport.

Von den Veränderungen, die es in der Königsklasse seit 2006, als er die Formel 1 verlassen hat, gegeben hat, hält der 42-Jährige gar nichts und meint der Sport sei in die völlig falsche Richtung gegangen. «Die Formel 1 ist momentan weit von dem entfernt, was sie sein sollte. Ich weiß nicht, ob es schon Hopfen und Malz für eine Verbesserung verloren ist, aber die Formel 1 ist nicht mehr das, was sie einmal war», sagte Villeneuve bei crash.net. «Sie haben ihre eigenen Ziele und Pläne, aber ich bin nicht sicher, wie die aussehen. Keine Ahnung, wo die moderne Formel 1 hin will.»

Insbesondere, dass die Autos im Laufe der letzten Jahre immer langsamer geworden und nun wieder auf dem Stand des Williams seien, mit dem er vor 17 Jahren seinen WM-Titel holte, könne nicht im Sinne des Sports sein, findet Villeneuve. Mit dem Anspruch, die «Spitze des Motorsports» zu sein, hätte das nichts mehr zu tun. «Ich verstehe das Konzept nicht, die Formel 1 immer langsamer und langsamer zu machen und immer weniger PS zu haben. Es gab Zeiten als der Turbomotor mehr als 1.000 PS hatte und jetzt ist die Leistung lächerlich gering. Ich verstehe das nicht. Sie sind kaum noch schneller als die GP2 und können kaum unsere Rundenzeiten von 1997 schlagen. Da läuft doch etwas schief.»

An DRS, das Überholmanöver erleichtern soll, konnte Villeneuve noch nie etwas Positives sehen, die doppelten Punkte beim Saisonfinale seien nun ein weiterer großer Fehler, findet der Kanadier. «Was kommt als Nächstes? Es wird immer künstlicher und anstatt einen positiven Effekt zu kreieren, geht man in eine Richtung, in der die Leute es irgendwann nicht mehr respektieren.»

Die doppelten Punkte seien eine «schreckliche Idee», erklärte er auch bei Sky Sports. «Zumindest ist es aber für alle gleich. Alle wissen vor Beginn der Saison, dass es am Ende ein Rennen mit doppelten Punkten geben wird. Ich habe keine Ahnung, wozu das gut sein soll, außer dass die Organisatoren in Abu Dhabi, die Millionen für ihr Rennen ausgegeben haben, das Interesse bis zu ihrem eigenen Rennen wachhalten.»

Harsche Kritik des Ex-Weltmeisters mussten auch die Fahrer einstecken. Sie seien «höchst uninteressant» und hätten keine Persönlichkeit mehr, holte Villeneuve bei der BBC aus. «Es ist zur Gewohnheit geworden, dass man in der Formel 1 keine Persönlichkeit mehr hat. Man kann sich vorstellen, dass ein Fahrer, der eine Menge Sponsorengeld kassiert, gesagt bekommt, <sag das und das bitte nicht> und er fügt sich. Sie sind also nicht schnell, werden fürs Fahren bezahlt und sind darüber hinaus höchst uninteressant: Das ist für die Formel 1 im Moment nicht leicht.»

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