Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Ron Dennis redet Klartext: «McLaren hat sich verirrt»

Von Rob La Salle
McLaren-Chef Ron Dennis

McLaren-Chef Ron Dennis

Ron Dennis, der alte und neue Chef des Formel-1-Rennstalls McLaren, erzählt am Firmensitz in Woking, wieso er sich wieder ans Ruder stellt. Der 66-Jährige nimmt kein Blatt vor den Mund.

Formel-1-Berichterstatter hatten es an diesem Donnerstag nicht einfach: Nach London zu Martini und Williams reisen oder doch lieber Ron Dennis’ Worten in Woking horchen? Wer auf einen Apéritiv nach italienischer Art verzichtete, erhielt von Dennis reinen Wein eingeschenkt – der Weltmeistermacher hinter den Titeln von Niki Lauda 1984, Alain Prost 1985 und 1986 woeie 1989, Ayrton Senna 1988, 1990 und 1991, Mika Häkkinen 1998 und 1999 sowie Lewis Hamilton 2008 nimmt kein Blatt vor den Mund.

«Wir müssen wieder siegfähig sein und wir werden erheblich schneller dorthin gelangen als die Leute sich vorstellen», sagt der Engländer. «Wir werden 2014 Rennen gewinnen. Ich weiss nicht, wie viele oder wann das passiert, aber es wird passieren. Der Rennstall war nicht mehr gesund, und ich habe meinen Leuten gesagt – wenn ihr euch so reinhängt wie ich, dann werden wir auch wieder siegen. Und wer sich dafür nicht reinhängt, hat hier keinen Platz mehr.»

«Ich hatte den Eindruck: McLaren hatte sich verirrt, die Fachkräfte wirkten abgelenkt, nicht mehr zielorientiert. Nun habe ich die Weichen so gestellt, dass Formel-1-Leute auch wirklich nur Formel 1 machen, nichts anderes.»

Was wird aus Martin Whitmarsh?

Über die Personalie des entmachteten Martin Whitmarsh sagt Dennis nur, dass er ihn als Freund betrachte, dass jedoch unter ihnen beiden bleiben werde, was derzeit vorgehe. Gerüchten in England zufolge weilt Martin Whitmarsh in den Ferien. Es wird davon ausgegangen, dass er mit einer Abfindung das Unternehmen verlassen wird.

Selbst wenn allen klar ist, dass es bei McLaren nur einen Chef gibt, nämlich Ron Dennis, sieht der sich selber nicht als Formel-1-Teamchef: «Ich hege keine Absicht, das GP-Team zu führen. Ich gebe Ratschläge, ich führe, ich werde meine Macht dazu nutzen, die notwendigen Änderungen vorzunehmen. Wir befinden uns in einer Phase der Restrukturierung.»

Ex-Lotus-Teamchef Eric Boullier hat den neuen McLaren-Posten des Renndirektors inne, und für Dennis heisst das, dass er «im Grunde alle Verantwortlichekeiten eines Teamchefs auf seinen Schultern trägt». Aber für Dennis ist Teamchef schon lange keine Rolle mehr, die nur ein Einziger bekleiden kann. Er weiss, der starke Mann auf den GP-Schauplätzen ist vier Monate im Jahr auf Achse, im Werk wird aber ein mindestens so starker Mann gebraucht, der tagein, tagaus nach dem Rechten sieht. Dieser Mann ist gegenwärtig Jonathan Neale.

Wo ist der neue Hauptsponsor?

Die Gerüchte um Sony ranken sich schon lange, bestätigt ist nichts. Ron Dennis: «Ihr werdet nach wenigen Rennen einen neuen Hauptsponsor zu sehen bekommen. Wir stehen noch mit einigen Firmen in Verhandlungen. Einigen Unternehmen haben wir abgesagt, weil wir keine Übergangslösung haben wollten, sondern wieder einen langfristigen Partner.»

Was die Fahrer angeht, so betont Dennis, dass er Druck gemacht habe, den jungen Kevin Magnussen zu verpflichten (Martin Whitmarsh hatte sich für eine Vertragsverlängerung von Sergio Pérez stark gemacht, das war einer der Gründe für die Scheidung). Ron Dennis: «Für Magnussen habe ich mich aufgrund von Gesprächen mit den Ingenieuren stark gemacht. Und Jenson? Ein unglaublicher Mensch mit tadellosen Wertvorstellungen. Wie er sein Leben führt und sich innerhalb des Teams gibt, reiht sich nahtlos bei den Besten ein, die für McLaren gefahren sind.»

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