Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Ferrari, Fairness und Leute, die schweigen sollten

Von Joe Saward
Ferrari, das ist pure Leidenschaft

Ferrari, das ist pure Leidenschaft

Ich las von einem sprechenden Kopf des Italienischen Olympischen Komitees. Ich habe einen guten Rat für ihn: Geh weg, halt die Klappe und kümmere dich um deine eigenen Sportarten!

Da ist jetzt also dieser Vertreter des Italienischen Olympischen Komitees, der die Ferrari-Kampagne unterstützt, wonach Fernando Alonso und Kimi Räikkönen vielleicht lieber Dinosaurier im Zirkus Maximus reiten sollen. Ich habe einen guten Rat für ihn: Geh weg, halt die Klappe und kümmere dich um deine eigenen Sportarten!

Wem das jetzt etwas lieblos vorkommt, dem darf ich dies sagen: Wie würde wohl dieser Italiener reagieren, wenn Bernie Ecclestone oder Jean Todt sich von ihren vier Buchstaben erheben und über Doping in der internationalen Athletik schimpfen würden?

Ich habe schon vor Jahren aufgegeben, Radrennen oder Leichtathletik zu gucken, weil ich diesen Sportarten misstraue. Es wäre schön zu glauben, dass Erfolge dort durch athletische Bemühungen und pysischen Fleiss zustande kommen, aber für mich sind im Laufe der Jahre ein paar Champions zu viel in der Dopingkontrolle hängen geblieben ...

Also, Herr Malvolio oder wie immer Sie heissen, entfernen Sie sich, tun Sie etwas Gutes für Ihren Sport und lassen Sie die Finger von unserer Formel 1.

Ich finde, Ferrari ist für unseren Sport fabelhaft. Ferrari ist Legende, und jeder Tifoso ist erfüllt von tiefer Leidenschaft. Ferrari-Fans gibt es auf der ganzen Welt. Wunderbar!

Was ich hingegen überhaupt nicht mag, das sind die derzeitigen Versuche, den Sport zu manipulieren, und das nur deshalb, weil das italienische Team nicht auf Augenhöhe mit Mercedes-Benz kämpft, was – ausgerechnet! – die Qualität der Motoren angeht. Wenn das jetzt nicht besonders gut ins Image von Ferrari von wegen grossartiger Ingenieurskunst passt, dann kann ich nur sagen – wer das Schwert ergreift, muss auch damit rechnen, es zwischen den Rippen zu spüren.

Ferrari tritt in der Formel 1 mit einem ganzen Lattenzaun aus unfairem Vorteil an, und wenn jemand logisch überlegen würde, so käme er zum Schluss: Wenn es ein Team gibt, das von einem Budgetdeckel profitieren würde, dann ist es Ferrari.

Wieso, sagen Sie?

Weil Ferrari mit den grossen Herstellern wie Renault und Mercedes-Benz finanziell einfach nicht mithalten kann und auch nicht mit einem Energy-Drink-Hersteller. Ferrari täte weise daran, sich für eine Kostendeckelung auszusprechen.

Nur: Gäbe es diese Budgetobergrenze, so müsste Ferrari einige seiner Vorteile herschenken. Wie die genau aussehen, wissen wir nicht, denn solche Dinge sind in der Formel 1 ungemein geheim, aber wir wissen: Im Rahmen des letzten Concorde-Abkommens (von 2009 bis 2012) hat Ferrari 2,5% des Preisgeldkuchens bekommen, noch bevor die anderen Teams überhaupt nur an diesem Kuchen schnüffeln durften.

Während viele argumentieren, das sei unfair, meint Ferrari – das sei halt der Preis für die Marke Ferrari, Ferrari sei mit der Formel 1 gleichzusetzen. Wir gehen davon aus, dass Ferrari beim neuen Abkommen (von 2013 bis 2020) keinen schlechteren Deal erhalten hat, eher noch einen appetitlicheren Happen.

Was bedeutet das konkret?

2011, beispielsweise, war der Preisgeldkuchen 682 US-Dollar gross. Bevor dieser Kuchen also zerschnitten wurde, erhielt Ferrari schon mal einen Scheck über 17,5 Mio. Am Ende haben wir das Ergebnis, dass Red Bull Racing für seinen WM-Titel 98,8 Mio Dollar an Preisgeld erhielt, McLaren für Gesamtrang 2 88,6 Mio, aber Ferrari als Dritte 95,8 Mio. Was bitte soll daran fair sein?

Heute gibt es kein Concorde-Abkommen, der Sport basiert auf bilateralen Vereinbarungen zwischen dem Rechtehalter (CVC und Konsorten, vertreten durch Bernie Ecclestone) und den einzelnen Teams. Diese Vereinbarungen mögen auf den Berechnungen des früheren Concorde-Abkommens beruhen, aber die Zahlen im Einzelnen sind nicht bekannt. Details sind in Safes weggesperrt.

Was wir hingegen wissen: Ferrari besitzt bis 2020 ein Veto-Recht, was die Einführung oder Änderungen des technischen und sportlichen Reglements angeht (ausser, wenn es um Belange der Sicherheit geht). Es gibt für dieses Veto gewisse Einschränkungen. So kann es nicht in Kraft treten, wenn es den Werten des Sports oder dem Ansehen der FIA abträglich ist.

Keiner sollte Ferrari für all dies einen Vorwurf machen. Die anderen mussten schon mitmachen, um an diesen Punkt zu gelangen. Jeder guckt vorwiegend auf die eigenen Interessen, und es wäre naiv zu glauben, dass Red Bull Racing nicht einen ähnlich süssen Deal ausgehandelt hat.

Aber ist das der richtige Weg, um diesen Sport zu führen? Wäre es nicht besser, hätten wir mehr Transparenz und Rennställe, die gleich viel erhalten?

Auch ich finde, dass Leistung belohnt werden sollte, aber dann bitte nach einem Prinzip, das auch die Investitionen berücksichtigt. Auf diese Weise würden effizient arbeitende Rennställe belohnt. Und die heute wohlhabenden Teams würden sich gewisse Ausgaben zwei Mal überlegen.

Wir hätten das Gefühl, dass alle auf Augenhöhe miteinander kämpfen. Wir hätten das Gefühl von Fairplay. Und nicht den Eindruck zwielichtiger Geschäfte.

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