Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Sebastian Vettel und die Krux mit dem Erfolgshunger

Von Vanessa Georgoulas
Macht Sebastian Vettel gute Miene zum bösen Spiel? Gerhard Berger ist überzeugt: «Wenn du immer gewinnst und plötzlich nicht mehr gewinnen kannst, dann freust du dich nicht mehr so sehr über dritte Plätze»

Macht Sebastian Vettel gute Miene zum bösen Spiel? Gerhard Berger ist überzeugt: «Wenn du immer gewinnst und plötzlich nicht mehr gewinnen kannst, dann freust du dich nicht mehr so sehr über dritte Plätze»

Der ehemalige Ferrari-Pilot Gerhard Berger erklärt, welchen Nachteil Formel-1-Champion Sebastian Vettel gegenüber Red Bull Racing-Aufsteiger und Kanada-GP-Sieger Daniel Ricciardo hat.

Dass ausgerechnet Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel sich schwer tut mit der Anpassung an die neuen Formel-1-Renner und deren Fahrweise, sorgt bei vielen Formel-1-Fans und Fahrerlager-Gästen für Verwunderung. Nicht so bei Gerhard Berger, der den Heppenheimer aus seiner Zeit als Toro Rosso-Teamchef kennt.

Der zehnfache GP-Sieger, der 2007 und 2008 mit dem vierfachen Champion arbeitete, erklärt im Interview mit den Kollegen von Auto Bild Motorsport: «Man muss seinen Frust verstehen. Sebastian ist viermal Weltmeister geworden. Das ist schon unglaublich genug, vier Jahre diesen mentalen Stress durchzustehen. Da kann es schon zu einer gewissen Müdigkeit kommen. Wenn du immer gewinnst und plötzlich nicht mehr gewinnen kannst, dann freust du dich nicht mehr so sehr über dritte Plätze. Dafür kann sich Sebastian nur schwer motivieren.» Der 54-jährige Tiroler weiss aber auch: «Dieser Ehrgeiz, immer gewinnen zu wollen, ist ja auch ein Hauptmerkmal für seinen Erfolg.»

Ganz anders verhält es sich bei Vettels Teamkollegen Daniel Ricciardo, der in Kanada seinen ersten GP-Sieg feiern durfte. Berger erklärt: «Bei Daniel ist genau das Gegenteil der Fall. Der hatte nie ein so gutes Autos und geniesst jetzt die Situation, aufs Podium fahren zu können. Da tut man sich logischerweise leichter mit allem.»

Und das spiegelt sich in den Ergebnissen wieder. Der 24-jährige Australier konnte in vier der bisherigen sieben Saisonrennen aufs Podest fahren (wobei ihm das Ergebnis beim Auftakt-GP in Melbourne wegen eines Problems mit der Benzin-Durchflussmenge wieder aberkannt wurde). Der Mann mit dem breitesten Grinsen im Fahrerlager belegt derzeit mit 79 Punkten den dritten Platz in der WM-Tabelle. Vettel schaffte es hingegen erst zwei Mal aufs Treppchen und rangiert auf Platz 5 der Gesamtwertung.

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