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Red Bull Racing: Heimrennen ist wenig heimelig

Von Mathias Brunner
Wer glaubt, dass beim Heimrennen von Red Bull Racing in Silverstone, nur 30 Kilometer vom Rennwagenwerk Milton Keynes entfernt, alles viel einfacher sei, der irrt sich leider gewaltig.

Ah, Silverstone – die Antwort von Northamptonshire auf Monte Carlo! Um genau zu sein, ist Silverstone ungefähr das Gegenteil von jedem Formel-1-Glamour, also liebt es jeder wahre Racer heiss.

Ja, unser Werk liegt nur 30 Kilometer von der Rennstrecke entfernt. Aber wer nun glaubt, das würde unser Leben einfacher gestalten, der irrt sich gewaltig. Um genau zu sein, ist unser Heimrennen ein logistischer Alptraum.

Überall sonst ist das Leben so einfach: Hier ist das Hotel, da fährt ein Bus vor, und schon geht’s ab zur Rennstrecke, dort steigen alle aus und machen sich an die Arbeit. Hier ist alles ein wenig merkwürdig.
Wir haben durchaus ein Hotel und einen Bus. Aber jeder, der in seinem eigenen Bett schlafen will, muss sich zunächst mal zum Treffpunkt beim Hotel begeben.

Wieso diese Mitarbeiter nicht direkt zur Rennstrecke fahren, höre ich hier einen Einwand. Weil zwar in der Nähe des Werks einige wirklich bemerkenswert schöne Bäume wachsen, aber leider trägt keiner davon statt Blättern Formel-1-Parkscheine.

Und so haben wir die durchaus fragwürdige Situation, dass einige unserer Leute vor sechs Uhr früh mit glasigen Augen aus den Federn kriechen, ins Auto stolpern, an der Rennstrecke vorbei ins Werk fahren, vor besagtem Hotel den Bus besteigen und dann zum Circuit zurückrollen.

So weit zur Logik in der Formel 1.

Wieso treffen wir uns nicht gleich auf dem Werksgelände, höre ich eine weitere Frage. Wieso überhaupt ein Hotel?

Weil eben einige Menschen ihre Routine nicht gerne von der Gnadenlosigkeit des normalen Lebens unterbrochen sehen. Ich persönlich bin ja davon überzeugt, sie haben die vage Befürchtung, dass sie zuhause nicht nach Mitternacht einen Cheeseburger aufs Zimmer bestellen können und auch keine Praline aufs Kopfkissen gelegt erhalten.

Und dann haben wir da noch das klitzekleine Problem, dass jeder jemanden kennt, der unbedingt einmal einen Formel-1-Renner von nahem sehen will.

Wir haben nochmals unseren Zauberbaum überprüft: Nein, Fahrerlagerkarten wachsen auch keine daran.

Es ist durchaus so, dass wir eine beträchtliche Menge an Werksmitarbeitern eine halbe Stunde lang durch die Boxengasse scheuchen, aber die alle bei begrenzter Anzahl entsprechender Eintrittskarten ins Allerheiligste zu koordinieren, ist nur unwesentlich schwieriger als eine Mondlandung.

Vielleicht ist auch aus diesem Grund so manchem das Rennen in Singapur lieber als jenes von Silverstone. Vielleicht abgesehen von der doofen Zeitverschiebung, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Der «Red Bull Racing Spy» ist ein anonymer Kommentator, der ab und an zur Feder greift, um aktuelle oder frühere Ereignisse (nicht immer bierernst) zu beleuchten.

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