Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Thriller Hockenheim-GP: Kritikern das Maul gestopft?

Von Mathias Brunner
Beinharte Duelle in Hockenheim: hier attackiert mit rauchenden Reifen Lewis Hamilton

Beinharte Duelle in Hockenheim: hier attackiert mit rauchenden Reifen Lewis Hamilton

Eine jämmerliche Kulisse, aber Duelle hüben und drüben: Ist den Kritikern mit ihrer Schwarzmalerei zum angeblich so langweiligen Grand-Prix-Sport nun endlich das Maul gestopft?

Was für ein krasser Gegensatz: Ein Grosser Preis von Hockenheim, der in Sachen beinharter Duelle wenig Wünsche offenliess – und die Tribünen waren halb leer. Das ist bedauerlich, aber der Löwenanteil des Problems ist hausgemacht.

Die Zuschauermisere in Hockenheim war unübersehbar: An drei Tagen kamen knapp 95.000 Fans zur südbadischen Rennstrecke, so viele wie früher allein am Rennen! Am Renntag verloren sich 52.000 Fans auf den Tribünen, und wer den Hockenheimern nun Vorwürfe machen will, dem sei gesagt – vor einem Jahr auf dem Nürburgring waren es noch weniger.

Die grössten drei Gründe für den Rückgang: Ticketpreise, Fernsehen, Miesmacher.

Bei den Eintrittskarten sind Hockenheimring-Geschäftsleiter Georg Seiler die Hände gebunden: die Gebühr, um den Grand-Prix-Tross überhaupt zu Gast zu haben, sowie die laufenden Kosten ergeben einen bestimmten Preis, um plusminus null abzuschliessen.

Die Fernsehmacher in Deutschland müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, jahrelang nur über Michael Schumacher und Sebastian Vettel berichtet zu haben. Das rächt sich nun. Die deutschen Stationen stehen mit ihrer Nationenbrille auch nicht alleine: Die spanischen Medien konzentrieren sich fast ausschliesslich auf Fernando Alonso, die italienischen auf Ferrari.

Wenn Alonso und Ferrari nicht gewinnen können, bleiben viele TV-Geräte kalt.

Frühere Racer wie Christian Danner, Marc Surer, Martin Brundle, Damon Hill und Johnny Herbert, die heute allesamt für verschiedene TV-Stationen arbeiten, haben noch ein anderes Übel erkannt: das Schlechtreden.

Brundle sagt stellvertretend für die alte Garde: «Ich würde mir so sehr wünschen, dass einflussreiche Männer endlich damit aufhörten, unseren Sport schlechtzureden. Denn das ist ansteckend und einfach nicht richtig.»

Der Le-Mans-Sieger muss überhaupt keine Namen nennen: Montezemolo, Ecclestone, Vettel, sie alle gehören zum Chor jener, die sich abfällig über die neue Formel 1 geäussert haben. Die Liste liesse sich fortsetzen.

Brundle weiter: «Nicht dass ich nun behaupten wollte, alles in unserem Lieblingssport sei supertoll. Aber allein das Gerede um die angeblich so faden Rennen mit den neuen Turbos bringt mich auf die Palme. Entschuldigung, ich war in der ersten Turbo-Ära in den 80er Jahren dabei. Und viele Rennen damals waren nicht nur fade anzusehen, sondern sogar zu fahren! Wir rollten spritsparend herum und hofften, dass der Motor trotzdem nicht explodiert. Was ist daran interessant?»

Von Herumgerolle war am Sonntag wenig zu sehen: da wurde von vorne bis hinten gekämpft, dass die Karbonteile nur so flogen, und auch das hat Gründe.

Nach Gesprächen zwischen Fahrern, dem Formel-1-Sicherheitsdelegierten Charlie Whiting und Rennkommissaren hat die GP-Polizei beschlossen, nicht mehr bei jedem Gerangel gleich den Mahnfinger zu zeigen und Strafen zu verhängen.

Ergebnis: Massa ging gegen Magnussen für seinen Crash nach wenigen hundert Metern straffrei aus, und auch die Streifschüsse zwischen den schnellen Herren Hamilton, Räikkönen und Vettel sowie die Rempelei zwischen Pérez und Kvyat blieben ohne Strafe.

Martin Brundle: «Natürlich geht es wie beim Fussball nicht ohne Schiedsrichter. Aber ich finde es gut, dass jetzt, um beim Fussballvergleich zu bleiben, nicht ständig gepfiffen wird.»

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