Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Boxenfunk-Verbot: Welche Fahrer werden benachteiligt?

Von Mathias Brunner
Die Meinungen über die Einschränkung des Boxenfunks spalten nicht nur die Fans. Und das teilweise Verbot der Boxenfunks ist durchaus nicht für alle Grand-Prix-Fahrer und Teams gleich.

Die Einschränkung des Sprechfunkverkehrs gibt vor dem Singapur-GP viel zu reden – und zu hinterfragen. Ein Formel-1-Anhänger gibt völlig richtig zu bedenken: «Wenn Artikel 20.1 doch besagt, dass der Fahrer das Auto alleine und ohne Hilfe bewegen muss, ist dann nicht eine Information auf einer Boxentafel ebenfalls illegal?» Antwort: Bis jetzt noch nicht, aber die neue Reglementierung ist im Detail nicht in Stein gemeisselt ...

Das Beispiels des Lesers ist überaus treffend: denn im Kanada-GP dieses Jahr hatte Mercedes-Star Nico Rosberg Probleme mit dem Funk und erhielt zahlreiche Informationen über die zu wählenden Einstellungen an Bord auf der Boxentafel mitgeteilt.

Auch unter den Racern sind die Ansichten geteilt. So findet der frühere Formel-1-Fahrer Martin Brundle: «Ich finde es gut, dass sich die Fahrer in vielen Belangen wieder alleine zurecht finden müssen. Ich fand es als Signal gegen aussen der Formel 1 nicht förderlich, wie die Techniker den Piloten ständig sagten, was sie zu tun und zu lassen haben.»

Doch Le-Mans-Sieger und ORF-GP-Experte Alexander Wurz findet: «Die Formel 1 ist doch ein Nährboden für Forschung, Entwicklung und Technik. Ich mochte es, wie die Techniker dem Piloten helfen, der Perfektion näher zu kommen. Ich mochte es auch, dies dem Zuschauer zu erläutern. Sollte eine Technik-getriebene Sportart wirklich Technik und Fortschritt einschränken? Sollte die Verantwortlichen in der Formel 1 nicht endlich damit aufhören, Entscheidungen zu fällen, welche die Fans entzweien, und vielmehr daran denken, wie man neue Anhänger gewinnen kann?»

Doch auch der vierfache Formel-1-Champion Alain Prost meint: «Ich fand, die ständigen Anweisungen hatten eher negative Auswirkungen. Natürlich ist das in Wahrheit nicht so, aber es konnte schon der Eindruck entstehen, dass der Fahrer nicht mehr alle Entscheidungen trifft und seinen Job alleine nicht mehr machen kann. Das ist doch nicht mit dem Image des Rennhelden zu vereinen.»

Inzwischen kursieren längst Dutzende von Witzen in den sozialen Netzwerken, wie die Rennställe das teilweise Verbot umgehen können. Früher sagten die Mercedes-Ingenieure, wenn von Nico Rosberg und Lewis Hamilton besonders schnelle Rundenzeiten erwartet wurden (etwa vor oder nach dem Reifenwechsel): «It’s hammer time!» Zeit also für den Hammer, für den richtig schweren rechten Fuss. Nun, so witzeln einige, wird es woh heissen: «It’s Hummer time.» Und das sei natürlich nur ein Hinweis für Lewis Hamilton, dass sein Beförderungsmittel für nach dem Rennen angekommen sei ... Ein anderer Witzbold hat angedeutet, dass die ersten Mechaniker bereits aufs Flaggen-Alphabet gedrillt würden.

Aber ernsthaft: wie wird sich all das auf die Piloten auswirken?

Das teilweise Verbot wird jenen Fahrern entgegen kommen, die schon bis anhin wenig Anweisungen brauchten. Es wird auch jenen Piloten förderlich sein, die dazu in der Lage sind, besonders viele Informationen mental zu verarbeiten. Es ist nicht jeden Fahrers Sache, sich auf mehrere Dinge zu konzentrieren – perfekt zu fahren und auch noch Infos an seinem Display abzurufen.

Ein wichtiger Teilaspekt: Nicht in allen Rennwagen steckt das gleiche Display. Rennställe wie Lotus oder Red Bull Racing haben vor der Saison darauf verzichtet, sich für den grösseren Info-Schirm an Bord zu entscheiden (der übrigens von McLaren Electronics hergestellt wird). Diese Teams werden entweder ein anderes Lenkrad verwenden oder damit leben müssen, dass ihr Fahrer weniger Informationen abrufen kann.

So oder so: Das Thema wird dem Wetter von Singapur angepasst sein – heiss.

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