Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Ferrari: Luca Montezemolo weg = Fernando Alonso weg?

Von Mathias Brunner
Sergio Marchionne mit Fernando Alonso 2011 auf der Hausstrecke von Fiorano

Sergio Marchionne mit Fernando Alonso 2011 auf der Hausstrecke von Fiorano

Nach der harschen Kritik von Fiat-Chef Sergio Marchionne an der Darbietung des Rennstalls Ferrari: Was bedeutet ein Abgang von Ferrari-Präsident Luca Montezemolo für Fernando Alonso?

Fiat-Chef Sergio Marchionne (62) ist der Kragen geplatzt: Die schwache Leistung von Ferrari (Alonso ausgeschieden, Räikkönen nur Neunter) passt zur Saison, und der als Sanierer bekannte Italiener will der Misere offenbar nicht länger zuschauen. «Ferrari ist in der Formel 1, um zu gewinnen, ich bin seit Jahren ein Fan, und es ist schwer, Ferrari in dieser Situation zu sehen. Mit den besten Fahrern der Welt und sehr guten Ingenieuren gewinnt Ferrari seit 2008 keinen Titel. Es ist wichtig, dass Ferrari in der Formel 1 für Siege steht – wir können keine andere Situation akzeptieren.»

Zur Personalie Montezemolo äusserte sich Marchionne in einer Art und Weise, welche die Botschaft trug: Niemand ist unersetzbar.

In Italien gilt der Bruch zwischen der Fiat-Führung um Marchionne und Fiat-Präsident John Elkann mit Ferrari-Präsident Luca Cordero di Montezemolo als unkittbar.

Die Frage ist nun: Wie wirkt sich das auf die Vertragsverhandlungen mit Fernando Alonso aus? Der zweifache Weltmeister in Monza über die Gerüchte, wonach Montezemolo morgen Donnerstag anlässlich einer Vorstandssitzung von Ferrari sein Amt zur Verfügung stellen werde: «Wenn das wirklich passieren sollte, dann müssen wir uns unterhalten. Er war in meinen fünf Ferrari-Jahren immer mein Präsident, er war für mich wie eine rechte Hand. Wenn das passiert, dann ändert sich alles.»

Alonso ist bis Ende 2016 unter Vertrag, eigentlich wollten beide Parteien das Abkommen vorzeitig um drei Jahre verlängern (bis einschliesslich 2019). Dann kursierten Gerüchte, wonach Alonso zu viel Geld verlange. Sowie Mutmassungen, wonach der Spanier vorzeitig aus seinem Vertrag aussteigen könne, weil Erfolgsklauseln nicht erfüllt seien (hier geht es um die WM-Platzierung von Ferrari, eine gewisse Punktzahl des Piloten, den Abstand zur Spitze und ähnliche Gradmesser).

Alonsos Ansprechpartner für die Vertragsverlängerung war primär nicht Teamchef Marco Mattiacci, sondern Ferrari-Präsident Montezemolo. Im Rahmen der Verhandlungen ging es nicht nur um Geld, sondern auch darum, wie Ferrari mittelfristig zum Erfolg zurückkehren will.

An ewige Treue glaubt in Italien niemand. Michael Schumacher galt als Familienmitglied, doch als er bei Mercedes die Chance sah, wieder Rennen zu fahren, kehrte er zu den Silberpfeilen zurück. Rennfahrer sind primär Egoisten. Keiner sollte erwarten, dass Alonso einfach bei Ferrari bleibt, weil die Autos schön rot sind und die Bezahlung stimmt.

Marchionne gilt in Italien eher als Rechner denn als Racer. Er entscheidet Personalfragen mit dem Kopf, nicht mit dem Herzen. Auch ein Alonso ist für ihn zunächst einmal einfach ein Angestellter des Fiat-Konzerns.

Sergio Marchionne weilte im Anschluss an den Monza-GP im Ferrari-Werk von Maranello. Offiziell ging es um eine Sitzung mit Vertretern von Partner Philip Morris. Inoffiziell hat sich der 62-Jährige mit den Ferrari-Fahrern und auch mit Luca Montezemolo getroffen. Über seinen Besuch gab er keine Erklärungen ab.

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