Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Crash Jules Bianchi: Was muss die Formel 1 lernen?

Von Mathias Brunner
Die Ärzte kümmern sich um Jules Bianchi

Die Ärzte kümmern sich um Jules Bianchi

Bei den Umständen zum schlimmen Unfall des Marussia-Fahrers Jules Bianchi spielt auch eine Rolle, dass sich die Formel 1 mit ihren Regeln selber im Weg steht. Wird jetzt etwas gelernt?

Zahlreiche Fahrer haben seit Jahren angekreidet, wie gefährlich es ist, wenn Rettungsfahrzeuge neben der Bahn arbeiten. Jules Bianchi ist nun ein Opfer dieses antiquierten Prozederes geworden – als sein Marussia in einen Kranwagen prallte. Der Franzose liegt mit schweren Kopfverletzungen im Krankenhaus. Die nächsten 24 Stunden sind bei Kopfverletzungen dieser Art (mit Hirnblutung) wegweisend für den weiteren Verlauf. Millionen von Fans und der ganze GP-Tross sind in Gedanken beim Franzosen und hoffen auf baldige gute Nachrichten.

Schon im Hinblick auf die kommenden Rennen ist die Formel 1 gefordert: in Sachen Kranwagen muss sich endlich etwas ändern. Man darf es sich nicht einfach machen und den Mahnfinger heben, Bianchi hätte an dieser Stelle eben langsamer fahren müssen. Vorwürfe an einen Fahrer, der schwer verletzt im Krankenhaus liegt, sind geschmacklos.

Die Fragen vielmehr müssen sein: Wie kann man verunfallte Autos wie jenes von Adrian Sutil besser in Sicherheit bringen? Wieso war das Safety-Car nicht längst wieder auf der Bahn, wo die Verhältnisse immer schlimmer wurden, mit mehr Regen und zunehmender Dunkelheit? Wieso wurde das Rennen nicht neutralisiert, um den Wagen von Sutil wegzuschleppen? Dann wäre es gar nicht zum Crash von Jules Bianchi gekommen.

Nicht zu vergessen auch, dass sich die Formel 1 bei Regenrennen in Sachen Abstimmung selber im Weg steht: Gemäss Reglement müssen die Autos in Abschlusstraining und Rennen in gleicher Konfiguration auf die Bahn gehen. Diese Massnahme wurde einst eingeführt, weil die Teams besondere Fahrzeugteile fürs Abschlusstraining gebaut hatten.

Wieso jedoch wird es nicht erlaubt, bei der Umstellung auf ein Regenrennen die Abstimmung zu ändern? Einem Rennwagen mehr Bodenfreiheit zu geben, kostet kein Geld, weichere Dämpfer einzubauen, auch nicht, die haben die Rennställe sowieso im Gepäck. Auch Veränderungen der Radaufhängung zur Optimierung der Auflagefläche von Reifen kosten kein Geld. Aber all das ist heute nicht erlaubt. Vielleicht wäre es an der Zeit, das zu ändern. Dann wären die Formel-1-Rennwagen weniger empfindlich auf das gefährliche Aquaplaning.

Etwas mehr gesunder Menschenverstand hätte Jules Bianchi möglicherweise vor einer schweren Kopfverletzung bewahren können.

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