Formel 1: So heißen die neuen Autos

Was war vor Vettel, Rosberg und Co.? Teil 1

Von Petra Wiesmayer
Die Formel 1 ist ein Millionengeschäft, auch in Deutschland. Das war aber nicht immer so. Jahrelang führte der Rennsport in Deutschland ein Schattendasein.

Sebastian Vettel wurde in den Jahren 2010 bis 2013 vier Mal in Folge Weltmeister. In der abgelaufenen Saison hatte Nico Rosberg bis zum letzten Rennen noch Chancen, sich als Weltmeister zu küren. Das Mercedes-Werksteam dominierte die Saison und holte neben dem Fahrer- auch den Konstrukteurstitel. Die Formel 1 spricht Deutsch.

Mit den aktuellen Piloten Sebastian Vettel, Nico Rosberg und Nico Hülkenberg fuhren bisher 46 Deutsche in der Formel 1. Zählt man Jochen Rindt mit, der zwar eigentlich Österreicher war, bis zu seinem Tod aber auch die deutsche Staatsbürgerschaft besaß, waren es sogar 47 Deutsche in der Königsklasse.

Keine andere Nation hatte in den vergangenen Jahren so viele Fahrer am Start wie Deutschland. Michael Schumacher, Ralf Schumacher, Heinz-Harald Frentzen, Nick Heidfeld, Timo Glock, Nico Hülkenberg, Adrian Sutil und natürlich Sebastian Vettel und Nico Rosberg locken Millionen Motorsportfans in schöner Regelmäßigkeit vor den Fernsehschirm und an die Rennstrecken rund um den Globus.

Bis zu 30.000 Euro geben Fans pro Jahr aus, um ihren Idolen hinterher zu reisen. Das war aber nicht immer so. Jahrelang führte der Rennsport in Deutschland ein Schattendasein. SPEEDWEEK.com begibt sich etwas in die Vergangenheit des Grand-Prix-Sports und erinnert in Teil 1 an die Jahre bis 1970.

Zu Zeiten, als Rennwagen noch rollende Zeitbomben waren und mangels Sicherheit an Fahrzeugen und Strecken beinahe jedes Jahr mindestens ein Fahrer tödlich verunglückte, gab es Namen wie Hermann Lang oder Karl Kling. Letzterer durfte im Laufe seiner Karriere sogar dreimal auf dem Siegerpodest stehen. Kaum zu glauben, aber während die deutschen Fans heutzutage von ihren Idolen WM-Titel, Siege, oder, wenn es schon dazu nicht reicht, mindestens Startplätze in der ersten Reihe erwarten, konnte man in früheren Jahren froh sein, wenn überhaupt einer ein Rennen in den Punkten beendete.

Eintrittskarten schon Monate im Voraus zu bestellen war überflüssig. Man fuhr einfach am Rennsonntag nach Hockenheim oder an den Nürburgring und kaufte ein Ticket an der Tageskasse. Die Preise waren, mangels Publikumsinteresse, natürlich ebenfalls äußerst erschwinglich. Die Formel 1 war einfach nicht gesellschaftsfähig. Es gab in den 80er Jahren sogar Forderungen, diesen Sport komplett zu verbieten und die Piloten hatten das Image von verrückten Selbstmordkandidaten. Fernsehübertragungen waren Mangelware, und die Rennen, die gezeigt wurden, schaute kaum jemand an.

Die Automobilnation Deutschland – man erinnere sich an die zahllosen Siege von Mercedes – spielte im Grand Prix Zirkus Jahrzehnte lang eigentlich überhaupt keine Rolle. Sicher, es gab auch damals genügend Rennfahrer, auch deutsche, die zogen es jedoch aus verschiedensten Gründen vor, im nationalen Tourenwagensport ihre Runden zu drehen. Da war für die einheimischen Piloten im allgemeinen Endstation. In die Königsklasse schafften es nur die allerwenigsten, und die, die es doch schafften, waren dann größtenteils auch noch mit völlig unterlegenem Material geschlagen.

Die Zeit der legendären Silberpfeile, als gleich zwei deutsche Piloten, Hans Herrmann und Karl Kling, um den Titel mitkämpften und sich nur dem überragenden Juan-Manuel Fangio geschlagen geben mussten, war Historie. Klings zweiter Platz beim Grand Prix von Frankreich 1954 war für lange Zeit die Sternstunde deutscher Formel-1-Piloten. Hans Herrmann fuhr von 1955 bis 1963 18 Grand Prix, und stand beim Großen Preis von Frankreich 1954 gar als Dritter auf dem Siegerpodest.

Als Mercedes 1955 den Ausstieg aus der Formel1 beschloss, war Herrmann der einzige, der übrig blieb. Er konnte aber weder mit Porsche, Cooper noch mit Maserati WM-Punkte erringen. Nur ein einziges Mal fuhr er 1960 in Monza mit einem Formel2-Porsche als sechster hinter Wolfgang Graf Berghe von Trips über die Ziellinie und heimste einen Punkt ein.

Genau dieser Wolfgang Graf Berghe von Trips, der letzte der Generation der Herrenfahrer, bestritt sein erstes Rennen 1957 in Argentinien und stand nach vier Jahren in Zandvoort zum ersten mal auf der obersten Stufe des Siegerpodests. Nach seinem Sieg beim Grand Prix von England in Aintree 1961 war er kurz vor dem Gewinn der Weltmeisterschaft. Aber auch mit ihm kannte das Schicksal keine Gnade. Am 10. September, kurz nach dem Start des Grand Prix von Italien in Monza, stieß er vor der Parabolica mit dem Lotus des damaligen Neulings Jim Clark zusammen. Sein Ferrari überschlug sich, flog über die Streckenbegrenzung und mit ihm starben zwölf Zuschauer.

Zwei Jahre lang fand daraufhin die Formel 1, abgesehen von vereinzelten Auftritten deutscher Fahrer, ohne Beteiligung aus deutschem Lande statt. Bis Gerhard Mitter 1964 auf einem Porsche am Nürburgring Vierter wurde. Fast auf den Tag genau fünf Jahre später, 1969, endeten seine Karriere und sein Leben auf genau dieser Strecke.

In Teil 2 lesen Sie, wie sich die Deutschen in den 1970er, 80er und 90er Jahren schlugen.

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