Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Jerez, Tag 1: Spionage gegen Red Bull Racing unnütz?

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel vor seinem Testdebüt für Ferrari

Sebastian Vettel vor seinem Testdebüt für Ferrari

Vor dem ersten Wintertesttag der Formel 1 in Jerez: Nur wenige Teams dürfen sich ihrer Sache sicher sein. Treffen der Weltmeister Sebastian Vettel und Fernando Alonso.

Jedes Mitglied des Formel-1-Zirkus geht mit grossen Hoffnungen in eine neue Saison, und doch haben einige Sorgen. Glücklich, wer mit dem neuen Wagen schon ein Roll-out gemacht hat – so wie Mercedes in England oder Toro Rosso in Italien. Beide Rennställe wissen: der Wagen läuft.

Fragezeichen hingegen bei jenen, für die Jerez die ersten Meter bedeuten, die also hier in Andalusien das Roll-out hinlegen: Red Bull Racing, Williams, Ferrari, McLaren, Lotus und Sauber. Vor einem Jahr hatten viele Rennställe so grosse Probleme, dass ihre Autos kaum eine Handvoll Runden lang über die Bahn stotterten.

Red Bull Racing ist immerhin eine Sorge los: der letzte Crash-Test ist gestern bestanden worden, einem Test steht seitens der Regelhüter des Autoverbands FIA also nichts mehr im Wege, die Fahrzeugnase ist reglementskonform.

Dafür werden die RBR-Gegner vielleicht Kopfschmerzen bekommen, wenn sie das Modell RB11 zu Gesicht bekommen: um Konturen und Details zu verbergen, soll der Wagen in weissen, grauen und schwarzen Tarnfarben daherkommen, einem bewährten Trick bei Versuchsfahrzeugen der Autoindustrie (bei den so genannten Erlkönigen).

Toro-Rosso-Technikchef James Key bringt es auf den Punkt: «Natürlich weisst du im Detail, was dein Team in den letzten Monaten alles geleistet hat. Davon kannst du ableiten, welche Fortschritte du mit dem neuen Auto erzielen solltest. Das grosse Fragezeichen für dich ist dann – was haben die anderen gemacht?»

Und so können wir einen Mythos der Formel 1 gleich mal begraben: Ranghohe Mitglieder von Rennställen oder Fahrer können an den folgenden Tagen noch so oft wiederholen, dass sie sich ganz auf die eigene Arbeit konzentrieren. Fakt ist, dass jeder auf den anderen schielt. Fakt ist, dass Fotografen dafür bezahlt werden, Details gegnerischer Rennwagen zu schiessen. Die hochauflösenden Bilder liegen der Konkurrenz keine Stunde nach dem Digitalblattschuss vor, nicht nur hier in Jerez, sondern auch in den Rennwagenwerken zuhause.

In Sachen Red Bull Racing wird das den Gegnern wenig nützen. Die Zebramuster-Tarnung wird vieles verbergen.

Nochmals James Key: «Richtig interessant wird es dann beim letzten Barcelona-Test, wenn viele Rennställe am Wagen haben, womit sie auch in Australien fahren wollen.»

Morgens kurz vor acht: an der Jerez-Rennstrecke ist es noch dunkel. In den Boxen herrscht jedoch Betriebsamkeit, als würde bald ein Nacht-GP beginnen. Manche Mechaniker haben schon jetzt glasige Augen vor lauter Arbeit. Obschon viele Teams dazu übergegangen sind, Präsentationen im Internet zu machen – ein Auto muss dennoch zusammengebaut werden. Auch in diesem Jahr war es bei einigen Rennställen so, dass die letzte Schraube nur wenige Stunden vor dem Internet-Fototermin sass. Egal, wie gut geplant Design, Konstruktion und Aufbau sind – zum Schluss hin wird es bei allen immer hektisch.

Jerez, Tag 1: Wer im Einsatz steht

Mercedes: Nico Rosberg
Red Bull Racing: Daniel Ricciardo
Williams: Valtteri Bottas
Ferrari: Sebastian Vettel
McLaren-Honda: Fernando Alonso
Toro Rosso: Carlos Sainz
Lotus: Pastor Maldonado
Sauber: Marcus Ericsson

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