Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Vettel gegen Schumacher im Ferrari: Vergleich hinkt

Von Rob La Salle
Marc Surer

Marc Surer

Marc Surer ist «Mr. Formel 1» von Sky. Seit 1996 glänzt der Schweizer beim Bezahlsender mit Fachkompetenz. Zum Start der neuen Saison am 15. März beim Grand Prix von Australien schätzt der Basler die Sachlage ein.
Marc, morgen startet die Formel 1 mit dem ersten Training zum Grand Prix von Australien. Wie gross ist die Vorfreude?

Gewaltig! Ich freue mich sehr, dass es bald losgeht. Es gibt viele spannende Veränderungen bei den Teams. Sebastian Vettel fährt nun für Ferrari und Fernando Alonso bald wieder für McLaren, das mit Honda einen neuen Motorlieferanten hat.

Worauf dürfen sich die Fans besonders freuen?

Das Wichtigste ist, dass sie schönere Autos sehen. Die hässlichen Rüsselnasen sind endlich weg. Ein grosses Thema wird die Formel-1-Premiere des gerade mal 17-jährigen Max Verstappen sein, der für die Scuderia Toro Rosso fährt. Wegen ihm hat es im Vorfeld der neuen Saison viele Diskussionen gegeben. Das Reglement wurde extra geändert, damit ein Minderjähriger an den Start gehen kann. Wenn er einschlägt und wie ein alter Hase fährt, stösst er alle Kritiker vor den Kopf. Wenn er es nicht bringt und vielleicht sogar einen Unfall baut, werden alle sagen: Also bitte, ein 17-Jähriger hat in der Formel 1 nichts zu suchen …

Wie bereitest du dich eigentlich auf eine Saison vor?

Meine Vorbereitung ist jedes Jahr gleich. Ich gehe zu den Testfahrten im spanischen Jerez und danach in Barcelona. Da ich in Spanien lebe, finden die meisten Tests quasi vor meiner Haustür statt. Dort gewinne ich wichtige Eindrücke über die Autos. Wie verhalten sie sich auf der Strecke, welche Probleme treten auf, wer kann überzeugen? Der erste Eindruck setzt sich dann meistens in der ganzen Saison fort. Wer in Jerez ein schnelles Auto hat, hat das ganze Jahr ein schnelles Auto. Zudem spreche ich intensiv mit Ingenieuren der Teams. Man erfährt von ihnen auch immer viel über die Konkurrenz-Teams. Dadurch bekommt man ein gutes Gespür für den Leistungsstand der Boliden.

Kommt es im Titelkampf erneut zum Krieg der Sterne zwischen den Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg?

Der Vorsprung von Mercedes war im letzten Jahr so gross, daher glaube ich schon, dass sie wieder der Massstab sein werden. Nico Rosberg ist extrem motiviert und heiss darauf, Lewis Hamilton in die Schranken zu weisen. Er kann den Titel holen. Die entscheidende Frage aber lautet für mich: Lässt Hamilton nach dem Titelgewinn die Zügel schleifen?

Hoch motiviert dürfte Sebastian Vettel nach seinem Wechsel zu Ferrari sein. Was traust du dem viermaligen Weltmeister zu?

Am Anfang der Saison erwarte ich nicht allzu viel von ihm. Obwohl er bei den Testfahrten überzeugt hat. In Jerez hat er einige furiose Runden hingelegt. Aber es wäre eine Überraschung, wenn er über die ganze Saison mit den Mercedes mithalten könnte. Sebastian ist jedoch technisch sehr versiert und wird im Laufe der Rennen zusammen mit dem Team grosse Fortschritte machen. Und dann traue ich ihm den einen oder anderen Coup zu.

Kann Vettel bei Ferrari eine ähnlich grosse Karriere wie Michael Schumacher machen?

Das ist schwer zu sagen. Michael Schumacher konnte Ende 1995 seine Ingenieure vom Benetton-Team zu Ferrari mitnehmen. Für Schumachers Erfolg war das massgeblich entscheidend. Er hatte seine vertraute Gruppe um sich. Das ist Vettel bei seinem Wechsel von Red Bull Racing zu den Italienern natürlich nicht gelungen. Deshalb hinkt ein Vergleich. Und Michaels Karriere ist natürlich unvergleichlich.

Apropos Red Bull Racing – hat das Team ohne Sebastian Vettel noch Flügel?

Red Bull Racing war letztes Jahr ein Top-Team und ist eigentlich nur vom Motor ausgebremst worden. Ich kann mir vorstellen, dass RBR in diesem Bereich Fortschritte machen wird. Das grosse Fragezeichen ist aber Design-Guru Adrian Newey, praktisch das Gehirn des Erfolges. Er zieht sich ein wenig aus dem operativen Geschäft zurück und betreut jetzt auch andere Projekte. Aber er hat immer noch die Oberaufsicht beim Formel-1-Team. Man muss abwarten, wie sich das auf die Leistungsfähigkeit des Autos auswirkt.

Farbe bekennen müssen alle Teams zum Saisonstart am 15. März beim Grand Prix von Australien. Was hat der Albert Park Circuit in Melbourne Besonderes zu bieten?

Neben der oft unerträglichen Bullenhitze ist es eigentlich eine Strecke, bei der alles drunter und drüber geht. Es kann durchaus sein, dass wir in Melbourne Überraschungen erleben werden, die aber bei den nächsten Rennen nicht bestätigt werden können. Ich muss immer davor warnen, das erste Rennen als Massstab zu nehmen …

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