Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Fernando Alonso & McLaren-Honda: 1. April am 26. März

Von Mathias Brunner
Fernando Alonso albert in Sepang mit den Fotografen herum

Fernando Alonso albert in Sepang mit den Fotografen herum

Formel-1-Champion Fernando Alonso widerspricht in wesentlichen Punkten der Unfalldarstellung von McLaren-Honda. Wieso werden Fans und Fachleute aufs Glatteis geführt?

Auch für den früheren Formel-1-Piloten Martin Brundle, der im Grand-Prix-Sport schon fast alles gesehen hat, steht im Anschluss an die Pressekonferenz von Fernando Alonso fest: «Nachdem ich Alonsos Erklärungen gehört habe, bin ich wirklich verwirrt.»

Damit ist der Engländer nicht alleine: als der Spanier über seinen Testunfall vom 22. Februar in Barcelons sprach, guckten sich viele Medienvertreter ungläubig an – ist der 1. April vielleicht vorgezogen worden?

Zur Erinnerung: McLaren hatte nach eingehender Untersuchung einer Windbö die Schuld am Abflug gegeben. Erst in der jüngsten Erklärung und beinahe beiläufig wird von einer schwergängigen Lenkung gesprochen. Alonso: «Die Lenkung hat blockiert. Die Windbö? Nicht einmal ein Hurrikan könnte an jener Stelle und bei dem Tempo das Auto so nach rechts schieben.»

Zur Erinnerung: Teamchef Ron Dennis hatte bei Erklärungsversuchen im Rahmen des Barcelona-Tests von Fernando Alonsos Bewusstlosigkeit gesprochen und konnte nicht sagen, ob Fernando kurz vor dem Aufprall oder kurz nachher wegtauchte. Alonso: «Ich wurde erst in der Ambulanz bewusstlos.»

Der Widersprüche nicht genug: Der Spanier spricht von der blockierten Lenkung, die Räder zeigten nach dem Unfall nach rechts, aber in einem modernen GP-Renner mit hunderten von Sensoren will das McLaren in den Daten nicht erkannt haben? Wir erlauben uns, das seltsam zu finden.

McLaren-Honda ärgerte sich über die vielen seltsamen Erklärungsversuche von Fans und Fachmedien. Kein Wunder: das Team informierte mit einer solchen Verzögerung, dass es absehbar war, wie Formel-1-Freunde und die Medienvertreter in Spekulationen verfallen würden. Hätte McLaren noch am gleichen Tag von einem Lenkdefekt gesprochen, wäre der Medienwirbel nicht halb so gross gewesen.

Auch bei der Art der Verletzung schoss sich McLaren in den Fuss: Ron Dennis behauptete sogar eine Weile, Alonso habe gar keine Gehirnerschütterung. Später musste er sich korrigieren.

So langsam fragen sich viele: Wer wird hier eigentlich aufs Glatteis geführt und wieso?

Ein Erklärungsversuch in Sepang: Hat im McLaren vielleicht die Servo-Unterstützung versagt und war deshalb die Lenkung auf einmal so schwergängig? War Fernando von dieser Reaktion vielleicht so überrascht, dass er den Aufprall nicht verhindern konnte?

Streng genommen hätte McLaren dann die Wahrheit gesagt, wenn die Briten behaupten, an der Lenkung sei nichts gebrochen. Wenn der Hydraulikkreislauf zusammenbricht, dann muss deswegen noch nichts gebrochen sein. Und sowohl Alonso wie Jenson Button beteuern, sie hätten keine Bedenken, wieder ins Auto einzusteigen.

Dennoch dürfte McLaren-Honda wenig erfreut darüber sein, dass ihr Starfahrer Einiges widerlegte, was der Rennstall zuvor behauptet hatte. Während der Pressekonferenz sass der Kommunikationschef im Mediensaal. Amüsiert hat er nicht gewirkt.

In den sozialen Netzwerken sind die Sympathien klar verteilt: dem Fahrer glauben mehr Fans als dem Team.

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