Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Bernie Ecclestone: V8-Motor & 1000 PS, Hirngespinst?

Von Mathias Brunner
Wohin genau wollen wir denn?

Wohin genau wollen wir denn?

Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone hat eine alte Platte aufgelegt: Er will die neuen V6-Turbo nicht und fordert die Rückkehr zum V8-Sauger. Dabei hat der Brite kein gutes Gedächtnis.

Erneut redet Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone sein Produkt schlecht. Die Formel 1 müsse zum V8-Motor zurückkehren, hat der Baumeister des modernen Grand-Prix-Sports erneut betont, am liebsten Achtzylinder, die üppige 1000 PS leisten.

Mit kommt das immer so vor, als würde der Cola-Chef vom der neuen, grünen Coca-Cola Life sagen: «Eigentlich schmeckt mir das nicht. Am liebsten ist mir noch immer die gute alte Classic Coke, wir sollten ganz zu der zurückgehen.» Glaubt jemand, dass ein solcher Cola-Chef noch lange die Firmenleitung hätte?

Bei den Kollegen der «Gazzetta dello Sport» begründet Bernie Ecclestone seine Forderung mit niedrigeren Kosten. Der Schritt zurück zu einem Sauger mit mehr Leistung und KERS sei vernünftig und kosteneffizient. «Wir müssen nur die bestehenden Motoren etwas modifizieren. Mit 1000-PS-Motoren kämen mehr Menschen, die Show wäre besser, die Sponsoren würden zurückkommen. Formel 1 ist nicht nur Technik, wir sollten an die Leute denken, welche die Eintrittskarten kaufen und ein Spektakel sehen wollen.»

Bei solchen Überlegungen vergisst der 84-Jährige einiges: Zum einen – ein Grund für den Zuschauerschwund sind die hohen Ticketpreise, und zu den sind die GP-Organisatoren gezwungen, um die Antrittsgebühr für den Zirkus von Herrn Ecclestone zu bezahlen.

Zum anderen – Renault, Mercedes und auch Honda haben sich für die Hybridtechnik im Rahmen der Turbo-Formel stark gemacht. Eine Rückkehr wird es für sie nicht geben. Höchstens die Abkehr aus der Formel 1. Auch die FIA macht da nicht mit.

Zum weiteren – was soll hier gespart werden? Die Motorenhersteller sollen also die Turbo-Motoren (Entwicklungskosten bei einem Hersteller: 200 Mio Euro) einfach auf den Schrott kippen? Damit ist wirklich viel gespart. Und glaubt Ecclestone wirklich, man könne einfach die alten Sauger aus dem Regal holen, ein wenig die Leistung hochschrauben und alles sei in Butter? Wenn ein solcher Motor, nur hypothetisch jetzt, 2017 käme, dann müssten die Hersteller bis dahin zwei Motorenprogramme parallel betreiben. Das kostet wohl gar nichts, wie?

Und so ganz nebenbei müssten komplett neue Rennwagen gebaut werden, weil die heutigen Autos mit 100 Kilo Sprit auskommen, die Tanks aber für kraftvollere, ergo durstigere Saugmotoren zu klein wären. Auch das kostet wohl nichts. Ob Bernie Ecclestone das alles nur vergessen oder nicht bedacht hat?

Das Beste haben wir uns zum Schluss aufbewahrt. Originalton Bernie Ecclestone am 19. Februar 2006, als in der Formel 1 von den V10-Motoren auf die neuen 2,4-Liter-V8 umgestellt wurde: «Ich mag diese neue Regel nicht. Sie war nicht nötig, weil wir die Ziele auch mit dem Zehnzylinder hätten erreichen können. Die neuen Motoren kosten ein Vermögen, und schon bald werden wir sie limitieren müssen, weil sie zu kraftvoll werden. Das hätten wir mit dem V10 auch haben können und billiger. Die Hersteller wollten die V8, und erst später ist ihnen aufgefallen, welchen Kosten sie sich gegenüber sehen.»

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