Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Sebastian Vettel und Ferrari vom Haken – Gegner sauer

Von Mathias Brunner und Adam Cooper
Sebastian Vettel

Sebastian Vettel

Vor dem Training machte sich Charlie Whiting, der Sicherheitsdelegierte der Formel 1, auf zu Ferrari. Es war kein Höflichkeitsbesuch – die Italiener sind inoffiziell ermahnt worden.

Die Formel-1-Fans erinnern sich: Kimi Räikkönen musste seinen Australien-GP beenden, weil ein Rad lose war. In Melbourne sass das linke Hinterrad nicht richtig, zum Glück hielt jedoch die Sicherheitsvorrichtung, so dass Kimi das Rad nicht verlor. Als Ferrari bemerkte, dass etwas nicht stimmt, wurde dem Finnen sofort ins Auto gefunkt, er solle es zur Seite stellen. So entging Ferrari einer Bestrafung durch die Regelhüter der FIA.

In Bahrain nun war offenbar das rechte Vorderrad lose. Ex-Formel-1-Pilot Bruno Senna: «Es ist normal, dass Vettel dann gemeint hat, es stimme etwas mit der Bremse nicht, denn so fühlt sich das an. Und er kann ja nicht sehen, ob das Rad nicht festgezurrt ist.»

So weit zur Unterstellung, wonach die Ferrari-Fahrer die Anweisung erhalten hätten, bei solchen Fälle künftig von Bremsproblemen zu sprechen.

Die Verzögerung von Vettels Auto war nicht gut zur ersten Kurve hin, er rutschte in den Weg von Sergio Pérez, der dem Ferrari prompt den Frontflügel abrasierte.

Die Konkurrenz machte daraufhin hinter den Kulissen Druck: Einige Teamchefs fühlten beim Autoverband FIA vor, ob hier nicht ein Fall von unsicherem Losfahrenlassen vorliege. Das müsste gemäss Reglement zu einer Strafe für Vettel führen, die ihn in der Startaufstellung zurückstufen würde.

Wir haben bei der FIA nachgehakt, ein Sprecher sagt: «Wir wissen nicht, woher diese Geschichten kommen, es gibt keine Untersuchung gegen Ferrari.»

Um genau zu sein, haben sich die FIA-Rennkommissare den Fall angeschaut, sind aber zum Schluss gekommen, dass zwar etwas nicht gestimmt hat, dass dies jedoch nicht Grund genug für eine so scharfe Strafe sei.

Das Lobbyieren der Konkurrenz nützt nichts: die Rennkommissare Paul Gutjahr (Schweiz), José Abed (Mexiko), Mika Salo (Finnland) und Mazen Al Hilli (Bahrain) kommen nach eingehender Besprechung zum Schluss – das Sicherheitssystem hat seine Dienst getan, zudem sei Vettel in angemessen langsamer Fahrt an die Box zurückgekehrt. Fahrer und Team hätten die Lage daher unter Kontrolle gehabt. Es hatte beim Losfahren von Vettel auch kein Anzeichen bei Ferrari gesehen, das auf milde Panik geschlossen hätte.

Trotzdem wird bei Ferrari derzeit intern untersucht, wie es zu diesem Missgeschick kommen konnte. Und Charlie Whiting, der Formel-1-Sicherheitsdelegierte der FIA, hat den Italienern ins Gewissen geredet. Der Autoverband wird nicht immer so gnädig sein, denn in Sachen loser Räder hatten die Regelhüter angekündigt, streng vorzugehen.

Dies als Folge eines schweren Unfalls auf dem Nürburgring 2013. Die Szene damals beim Grand Prix am Deutschland war schockierend. Nach einem missglückten Boxenstopp bei Red Bull Racing löste sich das rechte Hinterrad des RB9 von Mark Webber, hüpfte durch die Boxengasse und traf den englischen Kameramann Paul Allen im Rücken. Der Brite stürzte und blieb am Boden liegen. Später wurde er nach einer ersten Untersuchung im Streckenhospital in eine Koblenzer Klinik geflogen, wo man zwei gebrochene Rippen, einen Schlüsselbeinbruch und eine Gehirnerschütterung diagnostizierte. Er hat sich von seinen Verletzungen komplett erholt.

Einige Ferrari-Gegner sind nicht besänftigt. Ein Teamchef sagt uns im Fahrerlager von Bahrain: «Die Gefahr war echt, das Rad hätte ja abfallen können.»

Die FIA-Offiziellen sind offenbar anderer Meinung: Vettel ist vom Haken.

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