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Maurizio Arrivabene über Ferrari: «Team in Scherben»

Von Mathias Brunner
Maurizio Arrivabene mit Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen

Maurizio Arrivabene mit Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen

Eine der schönsten Geschichten des Formel-1-Frühlings 2015: die Renaissance von Ferrari. Steuermann Maurizio Arrivabene sagt, wie er frischen Wind ins Team brachte.

Nur ein Rennstall kann in der jungen Saison 2015 Weltmeister Mercedes in Bedrängnis bringen – Ferrari. Ein starkes Ferrari, das hatten nicht nur Tifosi nach der sieglosen Saison 2014 herbeigesehnt. Ein starkes Ferrari ist wichtig für die ganze Formel 1.

Der Erfolg hat bekanntlich viele Väter, aber einer der Baumeister des neuen Ferrari ist Teamchef Maurizio Arrivabene. Der 58-Jährige aus Brescia brachte für den Posten gemessen an seinem Vorgänger Marco Mattiacci einen enormen Vorteil mit – Arrivabene kannte als langjähriger Mitarbeiter von Philip Morris und damit Verbindungsmann zum langjährigen Partner Ferrari die Formel 1 und Maranello ausgezeichnet.

In der Formel 1 hat sich Maurizio gut eingeführt: er ist bodenständig, verfolgt einen klare Linie, seine Aussagen sind fundiert und frei von Blabla. Er schreckt vor Kritik nicht zurück, wird aber nie polemisch. Ein gutes Betriebsklima ist ihm ganz wichtig. Er geniesst im Fahrerlager hohes Ansehen.

«Ich bin eine ganz normale Person», sagt Arrivabene über sich selber, «ich bin so erzogen worden, dass man sich alles erarbeiten muss und dass ich mir den Mund nicht verbieten lasse. In einer Welt der politischen Korrektheit kommt das nicht immer gut an.»

Sein Slogan prangt an der Wand hinter seinem Arbeitsplatz: «Arbeit hart und sei nett zu den Menschen.» Arrivabene verfolgt eine strikte Offentür-Philosophie – jeder, der ihn sehen will, kann jederzeit bei ihm vorbeischauen.

Die ersten Wochen waren nicht leicht, wie Arrivabene in einer Sendung von GazzettaTV sagt, die heute Mittwochabend ausgestrahlt wird: «Es gab eine Übergangszeit, da arbeitete ich am Tag für Philip Morris und am Abend und in der Nacht für Ferrari. Vom ersten Treffen mit Ferrari-Präsident Sergio Marchionne war klar – wir ticken ähnlich. Das bedeutet auch, dass wir uns für die Saison realistische Ziele setzen wollten. Drei Siege, damit wären wir für 2015 happy, ein vierter Erfolg wäre das Sahnehäubchen.»

Und dieses Ferrari traf Arrivabene an: «Einen Rennstall in Scherben. Es gab kein Team mehr. Die ersten Gespräche bestätigten das negative Echo, das mir von früheren Mitarbeitern entgegen geschlagen hatte, mit welchen ich mich unterhalten hatte. Ich hätte das nie so erwartet, die Leute waren demotiviert. Jeder blieb nur in seiner Ecke und hat seine Position verteidigt. Meine erste Aufgabe bestand also darin, den Teamgeist zu fördern, eine neue Struktur aufzustellen, frische Motivation zu verbreiten.»

In Italien wird kontrovers diskutiert: Ist das erstarkte Ferrari nur das Ergebnis der neuen Leute? Oder wurden die Grundsteine von jenen gelegt, die inzwischen gehen mussten? Arrivabene meint: «Diese Diskussion zu führen, ist wenig elegant. Man muss es vielleicht aus einer anderen Perspektive sehen – was würden die Leute heute sagen, hätten wir keinen Erfolg? Das ist nicht mein Auto, das ist nicht das Fahrzeug eines Einzelnen, das ist ein Ferrari, und der stammt von so vielen Fachkräften. Es ist das Ergebnis einer Truppe, die endlich wieder am gleichen Strang zieht, von Aerodynamikern und Chassis-Spezialisten, die im Gleichklang arbeiten.»

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