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Lotus: Renault-Deal schon beim Ungarn-GP?

Von Mathias Brunner
Lotus-Besitzer Gérard Lopez

Lotus-Besitzer Gérard Lopez

Lotus-Besitzer Gérard Lopez (Chef der Firma Genii Capital) will beim Ungarn-GP auftauchen – um angeblich mit Renault-CEO Carlos Ghosn die Übernahme seines Teams zu besiegeln.

Der Unternehmer Gérard Lopez taucht nicht oft bei Rennen auf, aber nach Informationen unseres Korrespondenten Luis Vasconcelos wird er in Ungarn im Fahrerlager seinn – angeblich um dort mit Renault-CEO Carlos Ghosn die letzten Details zur Übernahme seines Rennstalls zu besprechen.

Schon im Rahmen des britischen Grand Prix war davon die Rede: Der französische Renault-Konzern stehe kurz davor, 51 Prozent des Lotus-Rennstalls zu übernehmen – und Alain Prost solle bei Renault werden, was Niki Lauda bei Mercedes ist, also Aufsichtsrats-Chef und Aushängeschild des GP-Rennstalls.

Prost ist dem Hause Renault eine Karriere lang verbunden geblieben, heute ist er Sonderbotschafter der Franzosen. Schon 2012 gab es bei Renault konkrete Pläne, das Lotus-Team von Gérard Lopez zurückzukaufen. Die Autos waren konkurrenzfähig, mit Romain Grosjean und Kimi Räikkönen war ein atemraubendes Fahrerduo unter Vertrag. Aber der Plan scheiterte – angeblich hatte der heutige Peugeot-Chef Carlos Tavares sein Veto gegen die Rückkehr eingelegt.

Das heutige Lotus war bis 2009 der Renault-Werksrennstall. Mit Fernando Alonso hatte das Team 2005 und 2006 die Formel-1-WM gewonnen. 2001 hatte Renault das Team aus Enstone von Benetton übernommen, Benetton wiederum hatte den Rennstall einst von Toleman gekauft, die Wurzeln dieser Truppe reichen also bis in die 80er Jahre zurück. Mit Michael Schumacher wurde Benetton 1994 und 1995 Weltmeister.

Während Prost als Aufsichtsratschef arbeiten könnte, soll der heutige Renault-Sport-F1-Chef Cyril Abiteboul (37) die Rolle des Teamchefs übernehmen. Für diese Rolle hat er bereits bei Caterham geübt.

Von einer Übernahme wollte Matthew Carter, Geschäftsleiter des Lotus-Rennstalls, vor kurzer Zeit im Gespräch mit unserem Mitarbeiter Adam Cooper keine Kenntnis haben: «Als CEO dieser Firma weiss ich nichts über ein solches Angebot. Ich weiss, dass sich Renault gegenwärtig sein Engagement in der Formel 1 gründlich ansieht. Wir wissen, dass sie die üblichen Kandidaten auf der Liste haben, was die Rückkehr als Werksrennstall betrifft. Wir wären möglicherweise dabei die beste Wahl. Aber es liegt keine Offerte vor. Die Gesellschafter (von der Firma Genii Capital, M.B.) haben mir wiederholt versichert, der Lotus-Rennstall sei nicht zu verkaufen.»

Die Zeit drängt bei Lotus auch aus anderer Sicht: In London war vor dem Obersten Gerichtshof ein Antrag gestellt worden, den Formel-1-Rennstall von Lotus zu liquidieren – Gläubiger Xtrac hat keine Lust mehr, weiter aufs Geld zu warten. Der Richter vertagte um zwei Wochen, er wollte den Parteien damit die Möglichkeit geben, sich aussergerichtlich doch noch zu einigen. Sollte jedoch bis zum 19. Juli keine Lösung gefunden werden, dann müsste der Richter Lotus möglicherweise als zahlungsunfähig einschätzen und das Team ginge – wie 2014 Caterham und Manor – in begleiteten Konkurs.

Der nächste Gerichtstermin ist auf 20. Juli angesetzt, den Montag vor dem Ungarn-GP-Wochenende.

Das sagte Renault-CEO Carlos Ghosn

Zur Zukunft der französischen Traditionsmarke Renault in der Formel 1 sagte CEO Carlos Ghosn: «Es wird bald eine Ankündigung geben. Noch ist nichts entschieden und alle Wege sind grundsätzlich möglich – Formel-1-Ausstieg, Kauf eines Rennstalls, den wir dann unter eigenem Namen einsetzen, die Fortsetzung des Wegs als Motorenlieferant.»

An der Lieferung der 1,6-Liter-V6-Aggregate mit Turbolader und Mehrfach-Energierückgewinnung für Red Bull Racing und die Scuderia Toro Rosso wird sich bis zum Ende der Saison 2016 nichts ändern, wie Ghosn betont: «Wir erfüllen unsere Verträge. Aber wir müssen bei der Entscheidungsfindung zahlreiche Faktoren in Betracht ziehen. Die Formel 1 bietet nach wie vor einen interessanten Wettbewerb. Aber das vergisst man leicht, wenn man am Gewinnen ist. Und wenn man verliert, wird gerne mit dem Finger gezeigt.»

«Dann gilt es zu beachten, welche Richtung die Formel 1 einschlägt. Wir wissen, was wir ausgeben, aber wir möchten eine klare Vorstellung davon, wie künftig die Einträge im Sport verteilt werden. In diesem Sport gewinnt und verliert man. Aber die Firma Renault hat lange dem Spektakel Formel 1 beigetragen, und das sollte mehr Beachtung finden. Wir können das Geld statt in der Formel 1 auch leicht woanders ausgeben.»

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