Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Ungarn: 18 Autos, Hamilton 1., Motor Ricciardo kaputt

Von Mathias Brunner
Zweites freies Training zum Grossen Preis von Ungarn auf dem Hungaroring: Force India verzichtete nach dem Unfall von Sergio Pérez auf Runden, Lewis Hamilton bleibt schnellster Mann.

Das zweite Training zum Ungarn-GP fand mit nur 18 Autos statt: am Unfallwagen von Sergio Pérez, der sich im ersten Training nach einem Aufhängungsschaden rechts hinten überschlagen hatte, wurde gearbeitet. Pérez’ Stallgefährte Nico Hülkenberg wurde nicht auf die Bahn gelassen.

Sportchef Andy Stevenson eine Viertelstunde vor Beginn des Trainings: «Wir haben noch nicht genügend Informationen darüber, was genau passiert ist. So lange können wir den zweiten Wagen nicht auf die Bahn lassen.» Kurz darauf bestätigte Force India: Trainingsverzicht.

Schönes Geste: nicht nur Rennfahrer und ihre Autos trugen letzte Grüsse an den verstorbenen Jules Bianchi, entlang der Rennstrecke waren ebenfalls zahlreiche Sympathiekundgebungen für den Franzosen zu entdecken. Auch die Fans werden Bianchi nicht vergessen.

Wie stark ist McLaren-Honda?

Die McLaren-Honda-Piloten Fernando Alonso und Jenson Button hatten im ersten freien Training aufhorchen lassen – die mittelschnellen Kurven, viele davon im dritten Gang bei einem Speed von rund 150 km/h, scheinen den Autos zu schmecken.

Augenzeugen berichten, dass kein Auto bei schnellen Richtungswechseln dort so gut liegt wie der McLaren. Honda hat überdies frische Aggregate spendiert.

Für ein gutes Ergebnis «brauchen wir jedoch ein perfektes Wochenende, ohne mechanischen Ärger», wie Alonso betont. Das PS-Manko von Honda fällt auf dem kurvigen Hungaroring nicht so ins Gewicht, hier geht es um ein gutmütiges Auto und um Abtrieb, nicht um rohe Motorleistung. Trotz der langen Geraden: die Autos verbringen hier so viel Zeit in Kurven, dass ein überdurchschnittlich gutes Chassis einen gewissen PS-Mangel ausgleichen kann.

Jenson Button glaubt: «Auf dieser Bahn müssen wir es im Abschlusstraining unter die besten Zehn schaffen. Und wir brauchen WM-Punkte mit beiden Piloten.»

Sorgen mit den Reifen

Bei Pistentemperaturen von rund 55 Grad beklagten sich viele Fahrer über mangelnde Haftung von den Reifen her, «ich rutsche nur herum», hielt Sauber-Fahrer Marcus Ericsson über Funk fest und sprach damit allen Kollegen aus der Seele. Lewis Hamilton meinte sogar: «Die Reifen kochen.»

Der frühere Formel-1-Fahrer und heutige Toyota-Sportwagenfahrer Anthony Davidson sagt: «Das grösste Fragezeichen wird sein, wie sich die Reifen bei solchen Temperaturen verhalten, wenn die Rennwagen zu Beginn des ersten Rennens mit randvollen Tanks unterwegs sind.»

Nach einer Viertelstunde setzte Weltmeister Lewis Hamilton mit 1:26,1 min eine erste Duftmarke, das war eine Sekunde langsamer als am Morgen. Flott war die Zeit dennoch: denn die Pirelli-Techniker hatten errechnet, dass die höheren Temperaturen die Rundenzeiten um 1,4 bis 1,5 Sekunden ansteigen lassen würden.

Richtungswechsel bei Ferrari?

Nico Rosberg war genervt: sein erster Versuch, die Festung Hamilton zu stürmen, misslang – in der zweitletzten Kurve stand der Lotus von Pastor Maldonado im Weg. Den nächsten Versuch brach Rosberg ab. Nico hat keine einfache Aufgabe vor sich: Lewis Hamilton hat hier in Ungarn vier Mal gewonnen, Rosberg stand noch nicht einmal auf dem Siegerpodest!

Ferrari schweigt sich darüber aus, was mit dem Frontflügel von Kimi Räikkönen im ersten Training passiert ist (der Flügel hatte sich unters Auto gefaltetet). Dafür sickert aus Italien durch, wo eigentlich jene kurze Nase bleibt, die Mercedes von Beginn an einsetzte, Red Bull Racing und McLaren später präsentierten. Das Frontaufhängungs-Layout des Ferrari (als einziges Auto im Feld mit einer Zugstrebenlösung) und den entsprechenden Anlenkpunkten macht es sehr schwierig, die strengen Regeln bezüglich kurzer Nase zu erfüllen.

Aber auch andere Rennställe taten sich schwer: gegnerische Teams haben Dutzende von Crash-Tests absolvieren müssen, bis ihre kurzen Nasen einsatzbereit gewesen sind.

Vorteil der kurzen Nase: der Frontflügel wird ausgezeichnet angeströmt, diese Lösung erlaubt viel Luft unters Auto. Es halten sich Gerüchte, dass Ferrari für 2016 zur Schubstrebenlösung zurückkehren wird.

Hamilton zeigt, wer Chef ist

Nach einer halben Stunde bewies Daniel Ricciardo, dass mit Red Bull Racing gerechnet werden muss – nur vier Zehntel langsamer als die Bestzeit von Hamilton: das Auto lenkt willig ein, so ein Auto muss man auf dem Hungaroring haben.

Kurz darauf war das alles Makulatur: Kimi Räikkönen fuhr mit dem weichen Reifen (gelb markiert) neue Bestzeit mit 1:25,134 min, also so schnell wie Hamilton am Morgen. Rosberg legte mit 1:24,668 min nach, dann zeigte Hamilton mit 1:23,949 min, wer Chef auf dem Hungaroring ist.

Kleiner Aufreger nach 40 Minuten: Dreher von Sebastian Vettel in Kurve 12. Anthony Davidson: «Mir schien, er war von einem langsam fahrenden Auto vor ihm irritiert worden, ein seltsamer Dreher.» Der Ferrari war unversehrt, Vettel hatte den Motor am Laufen gehalten und kehrte zur Box zurück. Sebastian beklagte sich am Funk: «Schickt mich nicht immer direkt in Verkehr auf die Bahn.»

Freude und Ärger bei Red Bull Racing

Daniil Kvyat bestätigte die gute Zeit von Ricciardo: Zweitschnellster hinter Hamilton, nur 0,351 sec hinter dem Silberpfeil des britischen Champions.

Dann verpuffte freilich die Freude von Red Bull Racing in einer riesigen Rauchwolke: Motorschaden!

Beim Verbrauch mit den sechs Elementen Verbrennungsmotor – Turbolader – MGU-K – MGU-H – Batterie – Elektronik? steht der Australier bei: 5 – 3 – 3 – 2 – 2 – 2. Sollte RBR für den dreifachen GP-Sieger nun einen neuen Motor brauchen, setzt es eine Strafversetzung. Aber vielleicht baut Red Bull Racing für Samstag und Sonntag auch einen früher verwendeten Motor ein, der noch nicht kaputt ist.

Das Training wurde kurz unterbrochen, um den Wagen von Ricciardo aus der Gefahrenzone zu heben.

Red-Bull-Rennchef Dr. Helmut Marko bestätigt: «Das ist nicht der Motor, den wir im Rennen einsetzen wollten.» Also keine Strafe.

Sebastian Vettel zeigte zehn Minuten vor Schluss des zweiten Trainings den zweiten Dreher des Tages – ungewöhnlich für den vierfachen Formel-1-Champion.

Daniil Kvyat schimpfte, nachdem er von Sauber-Fahrer Marcus Ericsson aufgehalten worden war: «Das ist kein netter Mensch.»

Kurz darauf hatte sich das Problem des Russen von selber erledigt – Sauber holte den Schweden wegen eines Problems mit der elektronisch gesteuerten Hinterradbremse an die Box.

Die Top-Ten: Hamilton, Kvyat, Ricciardo, Rosberg, Räikkönen, Sainz, Vettel, Alonso, Bottas, Massa – gefolgt von Verstappen, Button, Maldonado, Nasr, Grosjean, Ericsson, Merhi und Stevens.

Mercedes ist aus zwei Gründen besonders erfolgshungrig in Ungarn: Erstens ist den Silberpfeilen 2014 hier der Sieg entgangen (Daniel Ricciardo im Red Bull Racing-Renault sagte Dankeschön), und zweitens will Weltmeister Mercedes zum zehnten Mal in Folge zwei seiner Fahrer aufs Siegerpodest bringen. Der alte Rekord steht bei neun Grands Prix hintereinander, bei welchen Ferrari in den 50er Jahren Fahrer auf dem Podest hatten. Aber damals setzte Ferrari auch mehr als nur zwei Piloten ein.

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