Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Irre: Belgischer GP-Star – in einem Jahr vier Teams

Von Mathias Brunner
SPEEDWEEKipedia: Leser fragen, wir antworten. Heute: Die Piloten unterzeichnen Exklusiv-Verträge, Einsätze wie von Force-India-Pilot Nico Hülkenberg bei Porsche sind selten. Das war nicht immer so

In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Norbert Schneyder aus Lübeck wissen: «Nico Hülkenberg hat doch von Force India die Erlaubnis erhalten, für Porsche in Le Mans zu fahren. Früher war es für Rennfahrer gang und gäbe, innerhalb einer Saison für verschiedene Arbeitgeber zu unterzeichnen. Das brachte mich auf die Idee – gibt es in der Formel 1 da so etwas wie einen Rekordhalter?»

Der Neuseeländer Chris Amon brachte es in seiner GP-Karriere auf elf Rennställe, der Italiener Andrea de Cesaris sogar auf zwölf. Aber wenn wir von verschiedenen Arbeitgebern in nur einer einzigen Saison ausgehen, dann kommt uns sofort Jacky Ickx in den Sinn, der im Oktober 1973 einen Vertrag bei Lotus unterzeichnete – und damit für sein viertes Abkommen in jener Saison, denn der damalige Ferrari-Werksfahrer war zwischendurch auch für McLaren und Williams an der Arbeit.

Ickx war gerne bei Ferrari und schwärmt noch heute von dieser Zeit, der grosse Enzo Ferrari hatte den Belgier schon 1968 unter Vertrag, nach einem Jahr bei Brabham kehrte Ickx für 1970 nach Maranello zurück. Aber in der Saison 1972 kamen Rückschläge: Nach gutem Saisonbeginn (drei Podestplätze in den ersten vier Rennen) konnte Jacky in den folgenden acht Rennen nur noch zwei Mal punkten – als Sieger in Deutschland und als Fünfter in den USA.

Eine weitere Ernüchterung folgte im Jahr darauf – das 1973er Modell war schlicht eine Gurke, die den feinfühlingen Jacky an den Rand der Verzweiflung trieb. Schliesslich deponierte er in Maranello, dass er so lange nicht mehr für Ferrari zu fahren gedenke, bis ein konkurrenzfähiges Auto auf Rädern stehe. Seltsamerweise kam er mit dieser Arbeitsverweigerung durch! Die Gurke wurde dann von Arturo Merzario bewegt.

Als ihm McLaren für den Nürburgring-GP im August ein drittes Auto (neben Denny Hulme und Peter Revson) offerierte, musste Ickx nicht lange überlegen. Nur die beiden Tyrrell von Jackie Stewart und François Cevert flitzten daraufhin im Rennen schneller durch die Eifel. Am Fahrer Ickx lag die Ferrari-Misere offenbar nicht.

Die italienischen Techniker gaben im Sommer Gas, die Techniker glaubten, dem Modell 312B3 endlich die Mucken ausgetrieben zu haben, aber Jacky konnte damit beim Monza-GP nur Achter werden – worauf er Maranello endgültig verliess.

Zum Ende der Saison hin sprang der WM-Zweite von 1969 und 1970 bei Frank Williams ein, wo er den Dänen Tom Belso ersetzte. In Watkins Glen verpasste Jacky den ersten Trainingstag, weil es Schwierigkeiten mit seinem Visum gab. Dann eroberte er mit Rang 7 das zweitbeste Ergebnis der von Frank Williams eingesetzten Iso-Marlboro-Ford-Renner. Nicht nur deswegen holte ihn Colin Chapman zu Lotus.

Kleine Fussnote: Die drei Teams von Ickx der Saison 1973 sind die erfolgreichsten Formel-1-Rennställe der GP-Historie geworden – Ferrari, McLaren, Williams.

Ickx wird sich gewünscht haben, er hätte die Saison 1973 ausgesessen: Ferrari erlebte 1974 mit Niki Lauda und Clay Regazzoni eine Renaissance, der Schweizer hätte um ein Haar den Titel geholt, der Wiener holte das 1975 nach. Da war Ickx mit Lotus WM-16.

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