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Lotus in Not: 2 Mio Euro Hilfe von Bernie Ecclestone?

Von Mathias Brunner
Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone mit Lotus-Mitbesitzer Gérard Lopez

Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone mit Lotus-Mitbesitzer Gérard Lopez

In der britischen «Times» wird behauptet, eine Sonderzahlung von Bernie Ecclestone habe dem Lotus-Rennstall finanziell etwas Luft verschafft. Wann wird ein Handel mit Renault offiziell?

Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone gilt als unerbittlicher Geschäftspartner. Aber der 84jährige Engländer hat auch ein riesiges Herz. Unzählige Male hat der Baumeister des modernen Formel-1-Sports im Hintergrund die Fäden gesponnen, wenn jemand in Not geraten war und beispielsweise schnelle, unbürokratische Hilfe benötigte. Zahlreich die Fälle auch, in welchen er maroden Rennställen unter die Arme gegriffen hat, um sie in seinem Geschäft zu halten.

Nun berichtet die «Times»: Bernie Ecclestone habe Lotus im vergangenen Monat mit rund zwei Millionen Euro ausgeholfen, um die 400 Mitarbeiter bezahlen zu können.

In der britischen Presse wird darüber spekuliert, ob Lotus überhaupt in Monza antrete. Federico Gastaldi, der stellvertretende Teamchef von Lotus, hat in Belgien jedoch versichert, dass Lotus fahren werde.

Im Rahmen der Abkommen mit Ecclestone und der FIA sind die Formel-1-Teams zum Start bei sämtlichen Läufen verpflichtet – gerät ein Team jedoch in Schwierigkeiten, drückte der Autoverband schon mal beide Augen zu, so wie 2014, als Caterham und Marussia in den USA und Brasilien fehlten, nachdem beide Rennställe in die Zahlungsunfähigkeit geschlittert waren. Caterham kehrte dann für das WM-Finale von Abu Dhabi zurück, war anschliessend jedoch nicht mehr zu retten. Marussia kam erst 2015 zurück, als Manor.

Die Hilfe von Ecclestone lässt sich daraus erklären, dass er das Team unbedingt in der Formel 1 halten will – wegen Renault.

Probleme schon in Belgien

In Belgien war Lotus nur zum Teil aus den richtigen Gründen in den Schlagzeilen: Romain Grosjean bescherte dem Team einen grossartigen dritten Platz (die erste Podestplatzierung des Genfers nach 21 Monaten), aber da galt das Material der Schwarzen bereits als beschlagnahmt – nach einem Besuch der Gerichtsvollzieher.
In der Kreide stand Lotus nicht nur beim früheren Testfahrer Charles Pic, sondern auch bei Toyota (für die Miete des Motorhomes) sowie bei Helmhersteller Bell.

Lotus befindet sich seit längerem in Finanznöten, in Ungarn rückte wegen Unregelmässigkeiten bei der Bezahlung Reifenlieferant Pirelli zunächst keine Walzen heraus. Operationsleiter Alan Permane gibt zu: «Das ist finanziell das schwierigste Jahr, und es nicht einfach, die Autos jeweils auf die Bahn zu bringen.» Umso erstaunlicher der dritte Rang von Grosjean in Belgien. Zumal Lotus angeblich nur noch drei funktionierende Getriebe besitzt.

Lotus (2009 aus dem Renault-Rennstall hervorgegangen) befindet sich deshalb in finanzieller Schräglage, weil die neuen Besitzer Genii Capital (um Lopez) mit mehr Einnahmen durch Sponsoren und aus dem Preisgeldtopf von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone kalkuliert hatten. Und weil die Antriebseinheiten der neuen Turbo-Generation seit 2014 sündhaft teuer sind.

Was viele vergessen haben: das heutige Lotus (das mit dem früheren Rennstall gleichen Namens von Colin Chapman nichts zu tun hat) ging aus dem Toleman-Rennstall hervor, der anfangs der 80er Jahre aus der Formel 2 in die Formel 1 aufgestiegen war. Ayrton Senna debütierte 1984 mit Toleman in der Formel 1. Ted Toleman verkaufte sein Team später an Benetton, die zuerst Sponsor des Rennstalls gewesen waren. Team-Manager wurde Flavio Briatore, unter dessen Leitung Michael Schumacher 1994 und 1995 Weltmeister wurde. In der Saison 2000 war Renault als Werksrennstall zurück, mit Fernando Alonso gab es 2005 und 2006 zwei weitere Titel, Ende 2009 verkauften die Franzosen das Team jedoch schrittweise an Genii Capital.

Renault-Verkündung in Monza?

Rettet Renault den Lotus-Rennstall? Angeblich hat der französische Konzern den Lotus-Besitzern um Genii-Capital-Chef Gérard Lopez ein Angebot 57,5 Mio Euro für den Rennstall geboten, Renault-Botschafter Alain Prost wird Mitbesitzer!

Unsere Kollegen von «AutoHebdo» haben in der vergangenen Woche enthüllt: Renault habe eine Offerte für den Rückkauf des Lotus-Rennstalls gemacht, der gegenwärtig der Investmentfirma Genii Capital um Gérard Lopez gehört. Zur Erinnerung: Im Dezember 2009 hatte Renault zunächst 75 Prozent der Teamanteile an das Luxemburger Unternehmen Genii Capital verkauft und zog sich aus dem operativen Geschäft zurück.

Renault hatte durch die genannte Singapur-Affäre (Nelson Piquet fuhr beim ersten Nacht-GP im Stadtstaat 2008 absichtlich in die Wand, Stallgefährte Alonso gewann) einen erheblichen Image-Schaden erlitten, zudem gab es wirtschaftliche Sachzwänge. Später übernahm Genii Capital den Rennstall ganz.

Laut «AutoHebdo» bietet nun Renault für Lotus 57,5 Millionen Euro. 7,5 Millionen davon würden bei Vertragsunterzeichnung überwiesen, die restliche Bezahlung teile sich über die kommenden zehn Jahre auf. Renault erhalte dafür 60 Prozent der Anteile, der vierfache Formel-1-Champion Alain Prost komme als 10-Prozent-Teilhaber an Bord, die restlichen 30 Prozent blieben bei Gérard Lopez, der einen Beraterposten behalte.

Insider beteuern: Schon in Monza wolle Renault die Rückkehr mit dem eigenen Werksrennstall verkünden.

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