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Red Bull und Salzburgring: Was passiert da?

Von Günther Wiesinger
Traum-Standort: Der Salzburgring

Traum-Standort: Der Salzburgring

Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz besitzt mit dem Projekt Spielberg in der Steiermark bereits eine permanente Rennstrecke. Jetzt verhandelt er mit dem Land Salzburg aussichtsreich über den Kauf des Salzburgrings.

Ende der 1960er-Jahre entbrannte in Österreich ein Rennstreckenkrieg. Österreich verfügte mit Jochen Rindt über einen erfolgreichen Formel-1-Rennfahrer.

Aber es existierte keine permanente Rennstrecke, es gab nur die legendären Sportwagenrennen auf dem Flugplatz Zeltweg, dazu populäre Autorennen auf den Flughafenpisten in Aspern bei Wien und in Langenlebarn bei Tulln.

Und dann entstanden plötzlich zwei Rennstreckenprojekte gleichzeitig – im Bundesland Salzburg wurde der Salzburgring gebaut, in der Steiermark bei Zeltweg der Österreichring. Die treibenden Kräfte waren ÖASC-Präsident Willy Löwinger (Salzburg) und Dr. Gustav Tiroch, Präsident des STMSC Knittelfeld in der Steiermark.

Es entstand ein Wettlauf hinsichtlich der Fertigstellung und es begannen grimmige Feindschaften unter den Betreibern. Beide Kontrahenten wollten sich die Austragungsrechte für den Formel-1-GP von Österreich einverleiben. Aber der Salzburgring war von der Infrastruktur für diese Kategorie nie geeignet. Auch die anfangs einfallslose Streckenführung, weitgehend vorgegeben durch den engen Talkessel im Nesslgraben zwischen Plainfeld und Koppl, riss niemanden zu Begeisterungsstürmen hin. Am 1. September 1969 wurde der Salzburgring eröffnet. Er erlebte spektakuläre Tourenwagen- und Formel-2-Rennen. Aber die Formel 1 gastierte 1970 erstmals auf dem Österreichring. Eine Ohrfeige für die Salzburger.

Der Österreichring sollte die «schnellste Rennstrecke Europas» werden und die Heimat der Formel 1-WM in Österreich. Der Salzburgring hingegen galt viele Jahre lang unter den Fans als «schnellste Pissrinne Europas», der hartnäckige Salzburger Schnürlregen trieb viele Salzburgring-Zuschauer zur Verzweiflung. Trotzdem wurde der Salzburgring ab 1971 zum beliebten GP-Schauplatz für Motorrräder.

In den letzten Jahren geriet der Salzburgring immer mehr in Vergessenheit. Jahrelang hatte dort die Motorrad-GP-Weltmeisterschaft gastiert und bis zu 100.000 Zuschauer begeistert. 1994 war damit Schluss, die Rennstrecke war nicht mehr zeitgemäss. Längst hatten neue Rennstrecken in Jerez, Barcelona, Brünn, in Asien und im Osten Deutschland dem Salzburgring den Rang abgelaufen. Die DTM verschwand inzwischen ebenfalls, sogar die Tourenwagen-WM hat sich aus der Festspielstadt verabschiedet. Selbst für die IDM-Motorräder waren die Sicherheitsvorkehrungen irgendwann nicht mehr ausreichend.

Aber Werner Daemen erreichte mit der Superbike-BMW beim IDM-Lauf 2009 auf dem Salzburgring noch einen sagenhaften Schnitt von 189,299 km/h.

Niki Lauda: «Da würde mein Haus einstürzen»

Spätestens seit der Neueröffnung des Red Bull Rings (vormals Österreichring und A1-Ring) in Spielberg 2011 war die Vorherrschaft hinsichtlich der Rennstrecken in Österreich geklärt.

Das Land Salzburg ist Grundeigentümer der 4,255 km langen Salzburgring-Rennstrecke, der Vertrag läuft 2015 ab. Obwohl keine Publikumsveranstaltungen mehr stattfinden, setzt die IMG als Betreiber rund 1,5 Millionen Euro im Jahr um.

Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz hat Salzburgring-Geschäftsführer Alex Reiner in den letzten Jahren bereits mit Darlehen aus der Patsche geholfen, wenn Baumassnahmen und Investitionen nötig wurden. Manchmal wurde auch Sponsorgeld für den Salzburgring umgewidmet. Es besteht eine 20-jährige Partnerschaft mit dem Energy-Drink-Konzern, dessen Firmensitz in Fuschl am See nur 10 km von der Rennstrecke entfernt liegt.

Seit Monaten sind die Kaufverhandlungen zwischen Red Bull-Chef Mateschitz und dem Land Salzburg im Gange, das dringend Geld braucht, weil 2012 im Zuge eines Finanzskandals Steuergeld in der Höhe von 340 Millionen Euro durch irrwitzige Geldanlagen verspekuliert wurde. Mateschitz will die Strecke als Privatmann erwerben.

Auch für KTM könnte die Rennstrecke in der Nähe von Thalgau künftig vermehrt nützen, es ist sogar vom Bau eines Kompetenz-Zentrums in der Nähe des Rings die Rede.

Ein völliger Neubau der Rennstrecke mit einer modernen Boxenanlage und Tribünen ist durch den künftigen Eigentümer nicht vorgesehen.

Auf dem Salzburgring sollen nur jene Rennserien weiter durchgeführt werden, die auch jetzt dort abgewickelt werden. Für internationale Rennserien sind die Sturzräume nicht ausreichend – die WM-Serien bleiben deshalb in Spielberg.

Als Niki Lauda vor etlichen Jahren gefragt wurde, ob ein Formel-1-GP auf dem Salzburgring vorstellbar wäre, liess der dreifache Weltmeister einen legendären Spruch los. «Dazu müssten so umfangreiche Erdarbeiten durchgeführt werden, dass vermutlich mein Haus in Hof einstürzen würde.» Und das lag 15 km von der Rennstrecke entfernt.

Auch wenn in den Lokalmedien längst darüber spekuliert wird: Red Bull-Chef Mateschitz bestätigt die Übernahme der Rennstrecke bisher nicht offiziell, denn die Verträge sind noch nicht unterschrieben, auch wenn die wichtigsten Details offenbar bereits verhandelt wurden. Alex Reiner soll Geschäftsführer bleiben, er hat den baldigen Verkauf der Rennstrecke gegenüber Lokaljournalisten bereits durchsickern lassen.

45 Jahre lang herrschte eine innige Rivalität zwischen den Betreibern des Österreichrings und des Salzburgrings. Jetzt kommen die beiden Rennstrecken unter ein Dach.

Red Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz erhofft sich Synergie-Effekte mit der Rennstrecke in Spielberg, die 2016 die Formel 1, die MotoGP-WM und die Air Race-WM beherbergen wird.

Spielberg ist stark ausgelastet, es können künftig gewisse Aktivitäten zum Salzburgring ausgelagert werden. Der Salzburgring soll weiter für Publikumsfahrten genützt werden, für Rennstrecken-Trainings, er soll als Teststrecke für die Autohersteller dienen, es sollen neue Incentives für die Automobilindustrie geschaffen werden.

«Der Salzburgring ist ein Traum-Standort, mit dem Salzkammergut, mit dem Flughafen Salzburg und den Grossstädten Salzburg, München und Linz sowie der Westautobahn in der Nähe», ist sich Dietrich Mateschitz bewusst.

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