Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Williams gibt auf: Felipe Massa bleibt ausgeschlossen

Von Mathias Brunner
Felipe Massa im Brasilien-GP

Felipe Massa im Brasilien-GP

​Der Williams-Rennstall hat die Berufung gegen den Ausschluss von Felipe Massa (eigentlich Achter im Brasilien-GP) zurückgezogen. Das Team sieht ein, nichts gewinnen zu können.

Nach dem Rennen in Interlagos wurde ausgerechnet der grosse Lokalheld, Williams-Pilot Felipe Massa, von den Rennkommissaren disqualifiziert – wegen eines zu heissen rechten Hinterreifens, wie eine Messung vor dem Rennen ergeben hatte. Am Wagen des zweifachen Brasilien-GP-Siegers Massa wurde auf der Startaufstellung die Temperatur des rechten Hinterreifens gemessen: Die lag bei 137 Grad – satte 27 Grad Celsius über der erlaubten Maximalgrenze von 110 Grad. Zudem lag der Druck des Reifens 0,1 PSI über dem erlaubten Maximalwert.

Rob Smedley, der leitende Ingenieur von Williams, ist bis heute davon überzeugt, dass es sich um einen Messfehler der FIA gehandelt hat. Die Daten des Rennstalls selber sollen nämlich beweisen, dass der rechte Hinterreifen am Wagen von Massa nur 104 Grad warm war, eine zweite Messung ergab 105,7 Grad. Beides also innerhalb der erlaubten Grenzen. Smedley argumentiert, dass mit der gleichen Art Sensor gemessen worden ist, welche die FIA selber verwendet.

Williams wollte aus diesem Grund in Berufung gehen, hat jedoch diesen Einspruch nun zurückgezogen.

Das drittälteste Team der Formel 1 lässt mitteilen: «Wir sind noch immer nicht einverstanden mit dem Ausschluss. Wir glauben auch, dass wir genügend Beweise hätten, um mit einer Berufung durchzukommen. Nach detaillierter Überlegung haben wir uns jedoch dazu entschlossen, diese Angelegenheit nicht weiter zu verfolgen. Erstens, weil es sehr wahrscheinlich wäre, dass ein entsprechendes Urteil erst nach Saisonschluss gefällt werden würde. Doch nach dem Abu-Dhabi-GP wollen wir uns ganz auf die Saison 2016 konzentrieren. Basierend auf der Tatsache, dass eine erfolgreiche Berufung keinen Einfluss auf das Klassement im Konstrukteurspokal hätte, sind wir zweitens zum Schluss gekommen, dass ein weiteres Verfolgen des Falles nur zu unnötigen Kosten führen würde.»

Reifendruck, Reifentemperatur – darum geht es

Im Anschluss an die Reifenplatzer von Nico Rosberg im Training zum Grossen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps und von Sebastian Vettel im Belgien-GP hatte Formel-1-Alleinausrüster Pirelli gehandelt: In Zusammenarbeit mit den Fachkräften des Automobil-Weltverbands FIA wurden neue Richtlinien in Sachen Druck erlassen, und auch in Sachen Aufwärmen der Reifen gab es neue Bestimmungen.

Der Druck wird je nach Rennstrecke von den Pirelli-Technikern festgelegt, die Obergrenze von 110 Grad für die Reifen gilt auf allen Pisten.

Ob sich die Berufungsrichter von den Williams-Daten hätten überzeugen lassen, ist fraglich: In früheren Fällen hat die FIA ihr Urteil darauf gestützt, dass die Werte der eigenen Sensoren massgeblich seien, nicht die Messwerte des Rennstalls.
Zudem kennen die Regelhüter beim Thema Reifendruck kein Pardon: Und der Druck war mit 20,6 PSI leider um 0,1 PSI höher als die Obergrenze, welche von Pirelli für die Hinterreifen in Interlagos ausgegeben hatte.

Hätten sich die Berufungsrichter allerdings der Williams-Ansicht angeschlossen, dass die Messwerte widersprüchlich seien und damit ein Ausschluss ungerechtfertigt sei, dann hätte Williams gute Chancen gehabt. Denn die Disqualifikation wegen des zu hohen Reifendrucks aufrecht zu erhalten, wäre rechtlich schwierig geworden: Im FIA-Urteil von Interlagos ist nur von der zu hohen Temperatur die Rede gewesen, nicht vom überhöhten Druck.

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