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Vorsicht, Sebastian Vettel: Pistenräuber im Visier

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel in Spa-Francorchamps

Sebastian Vettel in Spa-Francorchamps

​Frühere Formel-1-Fahrer wie Marc Surer und Martin Brundle kritisieren es seit Jahren: Wie die heutigen GP-Piloten die Pistenbegrenzungen missachten. Die FIA schaut nicht länger zu.

Jeder noch so kleine Vorteil wird von einem Formel-1-Fahrer ausgenutzt. Dazu gehört es auch, auf oder teilweise hinter den Randsteinen herumzufahren, um noch einige Hundertstelsekunden herauszuschinden. Das kreiden frühere Formel-1-Fahrer wie Marc Surer und Martin Brundle seit Jahren an. Die beiden Rennexperten sind der Ansicht, die FIA-Regelhüter täten viel zu wenig.

Doch Charlie Whiting, der Sicherheitsdelegierte der Formel 1 und Starter im GP-Sport, erwidert auf solche Kritik jeweils: «Wir greifen dann ein, wenn wir finden, dass sich ein Fahrer einen unfairen Vorteil erarbeitet hat.»

In England hatte Charlie Whiting dann genug, es hagelte Strafen. Das Gleiche passierte in Österreich. Auf den meisten Kursen aber drückt der Engländer die Augen zu, «weil die Fahrer in der Regel nichts davon haben, über die Piste hinaus zu fahren».

Nicht nur Traditionalisten sagen: In der Frühzeit des Formel-1-Sports standen neben der Bahn Bäume. Wer hier die Piste grosszügig auslegte, musste mindestens mit einem schweren Unfall rechnen. Vor zwanzig Jahren lagen entlang der Bahn viele Kiesbetten. Wer hier neben der Bahn fuhr, blieb in der Regel stecken.

Doch mit immer mehr asphaltierten Auslaufzonen hat sich alles geändert. Kleine Ausrutscher, so argumentieren Gegner dieser Lösung, werden nicht mehr bestraft. Früher, so finden sie, war mehr Präzision gefragt.

Der Belag neben der Bahn ist seit Jahren ein heisses Thema zwischen Charlie Whiting und den Piloten. In der Copse-Kurve von Silverstone wurde die Grenze im vergangenen Juli so gezogen: wer kein Rad mehr auf dem Asphaltband der Strecke hat, der wird bestraft. Elf Mal wurde eine solche Strafe im Abschlusstraining ausgesprochen.

«Sicherheit muss vorgehen», sagt Sky-TV-Experte Marc Surer. «Ich erinnere daran, wie Felipe Massa in Hockenheim 2014 kopfüber in die erste Kurve schlitterte. Früher, mit einem Kiesbett, hätte es da einen hässlichen mehrfachen Überschlag geben können. Im schlechtesten Falle gräbt sich der Wagen dann kopfüber in den Kies ein, das kann zu schlimmen Kopf- und Nackenverletzungen für den Piloten führen.»

Genau das ist der Grund, wieso auf vielen Strecken die Kiesbetten ersetzt worden sind – Charlie Whiting hält Auslaufzonen mit rutschfestem Belag in den meisten Fällen einfach für sicherer.

Nochmals Marc Surer: «Wenn ein Fahrer eine Kurve verhaut, deren Auslaufzone asphaltiert oder mit Kunstrasen versehen ist, dann kann er zwar in aller Wahrscheinlichkeit weiterfahren, aber die Rundenzeit ist ruiniert oder ein, oder zwei Plätze sind weg. Mir missfällt nur, wenn Auslaufzonen dazu genutzt werden, sich einen Vorteil zu verschaffen.»

Daniel Ricciardo jedoch findet: «So lange man den Fahrer kein Hindernis in den Weg legt, werden auch weiterhin die Grenzen ausgereizt.»

Die FIA hat inzwischen erkannt, dass nachhaltiger eingegriffen werden muss. Gegenwärtig läuft gemäss des FIA-Sicherheitsexperten Laurent Mekies (früher Renningenieur bei Toro Rosso) eine Studie, wie man die Randsteine anders formen und eine elektronische Überwachung einführen könnte.
Mekies meint: «Das grundsätzliche Problem der Randsteine – erhöhen wir sie, um das Überfahren unattraktiv zu machen, dann riskieren wird, dass die Autos abheben. Also wurden die Kerbs flacher und flacher. Aber das verführte die Fahrer natürlich dazu, die Randsteine zu überfahren. Wir prüfen derzeit andere Lösungen für die Pistenbegrenzung, einschliesslich elektronischer Vorrichtungen.»

Denkbar sind Sensoren im Boden, die messen, wenn ein Rennwagen darüber huscht.

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