Valentino Rossi sucht das Glück

Ferrari: Mercedes kopieren als Schlüssel zum Erfolg?

Von Mathias Brunner
​SPEEDWEEKipedia: Leser fragen, wir finden die Antwort. Heute: Ist der Schritt zu einer kurzen Fahrzeugnase der entscheidende Schritt für Ferrari, um mit Mercedes-Benz gleichzuziehen?

In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Thomas-Paul Niederer aus Bern wissen: «Ihr habt doch mal geschrieben, dass Ferrari 2016 wohl mit einer kurzen Fahrzeugnase antreten werde. Stimmt das nun wirklich? Und ist dieser Schritt wirklich entscheidend, um mit Mercedes-Benz gleichzuziehen?»

Grundsätzlich: Ja, Ferrari stellt um auf eine kurze Fahrzeugnase, so wie sie Mercedes 2014 salonfähig gemacht hat. Red Bull Racing zog nach, McLaren in diesem Jahr ebenfalls, Williams wurde mit solch einer Lösung zwei Mal WM-Dritter.

Den entsprechenden Crash-Test für die kurze Nase hat Ferrari bereits bestanden, und selbstverständlich ist das nicht. Toro-Rosso-Technikchef James Key sagte mir im vergangenen Winter: «Die kurze Nase hinzukriegen, war der kniffligste Teil meiner Arbeit fürs 2015er Auto.»

Vorteil der kurzen Nase: der Frontflügel wird ausgezeichnet angeströmt, diese Lösung erlaubt viel Luft unters Auto. Davon profitiert auch der Heckbereich.

Nachteil für die Konkurrenz in Sachen Kopieren: Es dauert eine ganze Weile, bis die Anlenkpunkte zwischen Flügel und Nase steif genug gestaltet sind. Daran biss sich auch Red Bull Racing die Zähne aus – vier Mal traten die Techniker vergeblich zum Crash-Test an, erst beim fünften Mal klappte es.

RBR-Teamchef Christian Horner im vergangenen April: «Dass der Crash-Test nicht auf Anhieb bestanden wurde, ist in einem solchen Fall ganz normal, denn das Team geht bei diesen Konstruktionen immer ans Limit. Das ist nichts Negatives, im Gegenteil. Die neue Nase ist ein ingenieurtechnisches Meisterstück. Es ist eine unglaubliche Leistung unserer Jungs, dass sie die kurze Nase überhaupt durch den Test gebracht haben.»

Lehrgeld bezahlte auch McLaren-Honda, wie aus Grossbritannien durchsickerte: Auch hier musste man fast ein halbes Dutzend Mal antreten, bis alle FIA-Richtlinien erfüllt waren.

Ferrari-Technikchef James Allison hatte schon im Frühling 2015 in einer kleinen Medienrunde bestätigt, dass Ferrari an einer kurzen Fahrzeugnase arbeite, so wie sie Mercedes 2014 und 2015 einsetzte. Aber eingeführt wurde sie im Verlaufe der Saison 2015 nie. Das ändert sich 2016. Die kurze Nase aus Maranello kommt.

Mercedes dominierte in den vergangenen zwei Jahren dank Motorleistung, nur Red Bull Racing (2014) und Ferrari (2015) konnten die Silberpfeile je drei Mal pro Saison schlagen. Aber Mercedes ist nicht der exzellenten Triebwerke allein wegen Weltmeister geworden. Ex-GP-Fahrer Martin Brundle weiss: «Entlang vieler Strecken habe ich gesehen, wie gut die Mercedes von Rosberg und Hamilton in den Kurven lagen. Man macht es sich zu einfach, wenn man die Überlegenheit von Mercedes auf die Antriebseinheit reduziert.»

Der Meinung ist auch Paddy Lowe, Technikchef bei Mercedes. «Es würde sehr viel von den Antriebseinheiten und der Mehrfach-Energierückgewinnung gesprochen», sagt der Engländer gegenüber ESPN. «Aber ich bin nicht der Meinung, dass die Aerodynamik 2014 beim Schritt in die neue Turbo-Ära eine untergeordnete Rolle gespielt hat.»

Ferrari war zuletzte das einzige Top-Team mit langer Nase. Damit ist für 2016 Schluss. Wie genau die Nase aussieht – so wie am Mercedes-Benz oder mit einem Knubbel wie am Williams – das werden wir erst sehen, wenn der neue Ferrari enthüllt wird.

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