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Marchionne (Ferrari): Red Bull verschmähen – richtig

Von Mathias Brunner
Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene (links) mit Ferrari-Präsident Sergio Marchionne

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene (links) mit Ferrari-Präsident Sergio Marchionne

​Ferrari zeigte Red Bull Racing 2015 die kalte Schulter: Keine aktuellen Motoren, so wie das Mercedes mit Williams macht. Ferrari-Präsident Sergio Marchionne rechtfertigt sich erneut.

Monatelang standen 2015 die Red-Bull-Teams Red Bull Racing und Toro Rosso für 2016 ohne Antriebseinheiten da: Mercedes hatte keine Lust dazu, Motoren zu liefern, Ferrari wollte höchstens Vorjahresmotoren abgeben, so wie sie nun Toro Rosso tatsächlich einsetzt – und oft schneller ist als die Ferrari-Kunden mit 2016er Motoren, also Haas und Sauber.

Aber 2016er 1,6-Liter-V6-Turbos von Ferrari in einem 2016er Chassis von Red Bull Racing, das wollte Ferrari-Präsident Sergio Marchionne nicht sehen: «Mein Traum ist, dass Ferrari das erreicht, wozu es fähig ist. Es wäre dumm, sich zu verzetteln und sich selber Gegner zu erzeugen.»

Für Red-Bull-Rennchef Dr. Helmut Marko ist klar: «Die haben schlichtweg Angst vor uns. Sie befürchten, dass wir sie mit dem gleichen Motor dank eines besseren Chassis bezwingen.»

Diese Angst scheint durchaus begründet zu sein: Denn obschon RBR-Partner Renault (deren Motor bei Red Bull Racing als TAG-Heuer bezeichnet wird) das Leistungsmanko auf Ferrari und Mercedes nicht wettgemacht hat, geigen die Red Bull Racing-Fahrer Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat munter mit.

Ferrari-Präsident Sergio Marchionne hat in China das Wochenende zusammen mit seinem Rennstall miterlebt und sieht sich bestätigt: «Es wäre ein enormer Fehler gewesen, Red Bull mit den aktuellsten Motoren auszurüsten», sagt der Italo-Kanadier noch einmal über die Entscheidung vom vergangenen Jahr. «Selbst wenn wir uns im Training nur wegen eigener Fehler hinter Red Bull anstellen mussten.»

Über das Rennen meint der Firmenchef: «Letztlich hatten wir mit der Kollision zwischen Räikkönen und Vettel Pech. Was mich aber gefreut hat – dass sich bei der Aufholjagd gezeigt hat, dass unsere Piloten und unser Fahrzeug etwas taugen. Hätten wir einen normalen Rennbeginn gehabt, wäre Nico Rosberg der Sieg nicht so leicht gefallen.»

In der Formel 1 gibt es immer wieder Hochphasen einzelner Teams: Ds sind keine Zufallstitel, sondern Erfolgswellen – so wie vor den Mercedes-Titeln 2014 und 2015 für Hamilton vier Jahre lang bei Red Bull Racing (2010 bis 2013 vier Titel mit Sebastian Vettel), so wie die beiden Renault-Titel von Fernando Alonso (2005 und 2006), so wie die unerreichten fünf Titel hintereinander von Michael Schumacher und Ferrari (2000 bis 2004), wie die beiden Titel von Mika Häkkinen für McLaren-Mercedes zuvor und wie davor die Erfolgsserie von Williams (Damon Hill Weltmeister 1996, Jacques Villeneuve 1997) und zuvor von Benetton und Michael Schumacher, davor wiederum von Williams mit Nigel Mansell 1992 und Alain Prost 1993, als Nachfolger der grossen McLaren-Ära mit Ayrton Senna und Alain Prost.

Sergio Marchionne sagt jedoch: «Ich glaube nicht an solche Zyklen. Ich glaube an Innovation, an die Fähigkeit, Trendsetter zu sein. So wie wir es damals in der goldenen Ära mit Michael Schumacher waren.»

Aber Marchionne versucht auch, das grössere Bild im Auge zu behalten, wenn er über die Formel 1 meint: «Wir müssen die Art und Weise ändern, wie dieser Sport geführt wird. Wir müssen ihn jüngeren Menschen öffnen, wir müssen viel mehr Fans einbinden. Die Welt hat sich verändert, dem muss sich die Formel 1 anpassen. Das ist zu einem erheblichen Teil unsere eigene Schuld – wir haben es zugelassen, dasss Regeln eingeführt werden, die zum Teil nur noch von Anwälten verstanden werden.»

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