Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Vorschlag für Kopfschutz: Halo 2017, Aeroscreen 2018

Von Mathias Brunner
​SPEEDWEEKipedia: Leser fragen, wir finden die Antwort. Heute: Sollte nicht in Monaco ein Test mit Halo und Aeroscreen gefahren werden? Was ist daraus geworden? Und wie geht es weiter?

In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Markus Ballmer aus Bern wissen: «Sollte nicht in Monte Carlo ein weiterer Test mit Halo und Aeroscreen gefahren werden? Was ist daraus geworden? Und wie geht es nun weiter?»

An sich war geplant, dass im freien Training in den Strassen von Monte Carlo verbesserte Versionen der Kopfschutzsysteme Halo (Heiligenschein) und die Aeroscreen (von Red Bull) zum Einsatz kommen würden. Der Halo (Heiligenschein) ist jene Variante, die ursprünglich von Mercedes-Benz erdacht wurde. Der Aeroscreen ist die Auslegung von Red Bull, die dank einer Scheibe mehr Schutz bietend.

Ein System wird kommen, wie Sky-Formel-1-Experte Marc Surer weiss: «Der Grund ist einfach – wir hatten böse Unfälle, der Autoverband musste handeln. Vor allem aber: Stell dir vor, Halo und Aeroscreen wären für 2017 umsetzbar, die FIA legt das alles aber auf Eis, aus welchen Gründen auch immer, und dann haben wir erneut einen schweren Unfall mit Kopfverletzungen oder gar einem toten Fahrer. Jeder würde doch der FIA zum Vorwurf machen: „Ihr hattet eine Lösung bereit, aber ihr habt sie nicht eingeführt. Wieso nicht?“ Der Kopf ist einfach der letzte Teil des Piloten, der in modernen Autos nicht so geschützt ist wie der restliche Körper. Wenn wir dann eine einigermassen saubere Lösung haben, und der Aeroscreen ist eine solche Lösung, dann ist das für mich okay. Wir alle werden uns daran gewöhnen müssen.»

Angedacht ist gemäss Informationen von auto, motor und sport eine Übergangslösung: Ein Halo schon im kommenden Jahr, ein Aeroscreen 2018, eventuell dann ab 2019 sogar ein ganz geschlossenes Cockpit ab 2019!

Für den Halo und gegen den Aeroscreen 2017 sprechen zwei Gründe: Die FIA hat länger am Halo geforscht. Zudem sind die Gegner von Red Bull Racing argwöhnisch, dass die vierfachen Weltmeister mit Einführung eines Aeroscreen aerodynamische Vorteile erlangen würden. Der Aeroscreen beeinträchtigt die Luftströmung mehr als der Halo. Die Designs für die 2017er Renner sind so gut wie fertig. Vor allem der Aeroscreen beeinträchtigt den Luftfluss und die Kühlung in dramatischer Art und Weise.

Die zweite Version des Heiligenscheins (Halo II) ist abnehmbar und mit Gelenken am Chassis angebracht. Dies soll Kritiker verstummen lassen, die vor dem Hintergrund des Alonso-Unfalls in Australien meinten – der Spanier hätte mit einem Halo nicht aus seinem McLaren krabbeln können. Die Streben sind schmaler als bei der ersten Version und überdies nicht aus Kohlefaser (wie bei der Ferrari-Attrappe von Barcelona) oder Stahl (wie bei den FIA-Versuchen), sondern aus Titan. Die Form ist Formel-1-mässiger, schnittig und elegant. Damit wären wir dann optisch wieder näher an der ersten Version von Mercedes. Aber auch die gefällt nicht allen. Einige Fans schrieben in Foren abschätzig von einer Klobrille.

Red Bull hat jedoch auch viele Fürsprecher. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Scheibe mehr Schutz bietet als der Halo. Die FIA will einfach das Prinzip verfeinern und den Red-Bull-Konkurrenten die Möglichkeit geben, die Aerodynamik rund um den Aeroscreen in Ruhe zu erarbeiten.

Der Kopfschutz wird anhaltend kontrovers diskutiert. Nur das komplett verpatzte neue Qualifikationsformat hat zu Beginn der Formel-1-Saison 2016 ähnlich heftige Reaktionen bei Fans und Fachleuten erzeugt wie der kommende Kopfschutz, den der Autoverband FIA 2017 einführen wird.

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