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Ferrari: Wieso Sebastian Vettel nun bangen muss

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel mit Maurizio Arrivabene

Sebastian Vettel mit Maurizio Arrivabene

​Ferrari steht vor einer extrem schwierigen Frage: Wieviel Entwicklung soll noch in den sieglosen Ferrari SF16-H investiert werden? Gehört die Saison nicht abgehakt, um mit Volldampf für 2017 zu arbeiten?

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene ist nicht zu beneiden: Kein Rennstallchef steht so im Fokus weltweiten Interesses wie der Steuermann der berühmtesten Scuderia der Welt – Ferrari. Und selbst wenn der Italiener gegen aussen die Ruhe bewahrt, brodelt es im Brescianer.

Noch im Juni gab es Durchhalteparolen: «Wir müssen weiter an uns glauben und positiv bleiben. In Kanada waren wir nicht weit von Mercedes weg, in Baku haben wir am Freitag schlecht ausgesehen und doch haben wir einen Podestplatz erobert. Für mich geht das auch in Ordnung, wenn wir den Titel mit nur einem Sieg holen, so wie Keke Rosberg.»

Netter Witz. Nicht alle haben gelacht.

In Sachen technischer Entwicklungen kündigte Arrivabene an: «Ich verrate keine exakten Daten, aber ich kann euch garantieren, dass unsere Motorspezialisten nicht schlafen. Wir haben noch ein paar Überraschungen auf Lager. Und unsere Chassis-Experten sind hellwach.»

Seit Baku sind aber die Rennen in Österreich, England, Ungarn und Deutschland an uns vorbeigeflossen, die alle eines gemeinsam haben: keinen Sieg von Ferrari.

Klar schiessen sich nicht nur in Italien die Medien auf Ferrari ein, und das geht Arrivabene auf die Nerven. Der sonst so zugängliche Teamchef wirkte vor der Sommerpause verdrossen. In Ungarn fielen einige der üblichen Interview-Runden in englischer Sprache aus. Eine Retourkutsche wegen lästiger Fragen?

Nach hanebüchenen Gerüchten, wonach Technikchef James Allison der Nachfolger von Arrivabene werde (was kompletter Quatsch war), dementierte Ferrari halbherzig, dass Technikchef Allison kurz vor dem Absprung sei. «Wir haben keine entsprechende Anfrage», sagte Arrivabene dazu am Hungaroring, ohne weiter über die Personalie Allison reden zu wollen. Wenig später bestätigte Ferrari: Allison ist weg.

Ende Mai hatte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene einen Scherz gewagt: «Wenn Red Bull das Problem von Ferrari wird, dann geh ich eben nach Hause.» Aber genau an diesem Punkt sind wir nun.

Durch die beiden Podestränge von Red Bull Racing (Daniel Ricciardo Zweiter, Max Verstappen Dritter) und aufgrund der Ränge 5 und 6 von Ferrari (Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen) ist Ferrari auf den dritten WM-Zwischenrang zurückgefallen – 242:256 gegen Red Bull Racing, von Mercedes-Benz (415 Punkte für den bisherigen und künftigen Weltmeister) reden wir erst gar nicht.

Maurizio Arrivabene verzichtete auf Scherze, als er sagte: «Wir müssen wieder an denen vorbei, keine Frage.» Wie soll das gehen, wo doch nun die Sommerpause folgt und Technikchef James Allison weg ist? «Ich will aus persönlichen Gründen nicht über James reden», gab Arrivabene zur Antwort. «Wir sind am Reorganisieren, ohne in Panik zu geraten. Wir wissen genau, was wir tun müssen. Und wir kennen genau die Bereiche am Wagen, die wir verbessern müssen.»

Aber wozu, bitteschön?

Der WM-Titel ist weg. Das Duell mit Red Bull Racing um WM-Rang 2 ist letztlich egal, wenn Firmenchef Sergio Marchionne als Saisonziel den Titel angegeben hat.

Bei Ferrari muss die Frage für den neuen Technikchef Mattia Binotto vielmehr lauten: Wieviel Entwicklung soll noch ins Modell SF16-H investiert werden? Wäre es nicht gescheiter, die Evolution abreissen zu lassen und sich ganz auf den 2017er Ferrari zu konzentrieren? Eine Entscheidung soll spätestens nach dem Monza-GP fallen.

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