Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

TV-Zukunft der Formel 1: Die Pläne von Liberty Media

Von Mathias Brunner
​Der US-Medienkonzern Liberty Media wird die Art und Weise verändern, wie die Menschen Formel 1 gucken. Und das ist auch dringend notwendig, um neue Fans zu den Grands Prix zu locken.

Chase Carey ist ein Hoffnungsträger. Öffentlich will sich in den GP-Fahrerlagern keiner abschätzig über Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone äussern. Aber Fakt ist, und der 85-Jährige hat das selber zugegeben: Die neuen Medien sind jetzt nicht unbedingt seine grosse Stärke. Die Formel 1 hat die sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter, Instagram, Snapchat und dergleichen verschlafen. Ecclestone hat es unterschätzt, wie wichtig solche Plattformen für junge Menschen ist, und er hat nicht verstanden, dass es wichtig ist, neue Fans anzulocken, und nicht nur einen schnellen Dollar zu verdienen. Deshalb ist das Publikum der Formel 1 überaltert.

Chase Carey (62), der künftige Vorstandsvorsitzende der Formel-1-Gruppe ist der richtige Mann, um den Sport auf das nächste Niveau zu führen. Eine seiner Aufgaben besteht darin, neue Fans in den Sport zu bringen. Die Formel 1 soll wieder cool sein.

Der gegenwärtige Vize-Chef von 21st Century Fox hatte in den 90er Jahren die richtige Nase, innerhalb des Fox-Konzerns die Sportberichterstattung zu fördern. Es war Carey, der mit der National Football League (NFL) einen 1,6-Milliarden-Handel für die Übertragungsrechte der Spiele abschloss. Ergebnis: Fox Sports wuchs und gedieh.

Carey hat genaue Vorstellungen davon, was er aus der Formel 1 machen will: «Wir sehen unser Engagement als Gelegenheit, den Sport zum Wohle von Fans, Rennställen, Partnern und Teilhabern wachsen zu lassen. Wir wollen den Sport intensiver vermarkten. Wir wollen vor allem im digitalen Bereich zulegen, den Rennkalender entwickeln, eine breitere Basis an kommerziellen Partnerschaften eingehen. Wir sehen überall Potenzial für Wachstum: bei der Vermarktung der Grands Prix, bei den TV-Übertragungen, bei der Werbung, beim Sponsoring.»

Chase Carey spricht davon, die Position der Formel 1 in beiden Amerikas auszubauen. Insider gehen davon aus, dass es mehr Rennen in den USA geben wird. Und dass endlich die Rückkehr nach Argentinien umgesetzt wird.

In den vergangenen Jahren hat die Formel 1 auch deshalb Zuschauer verloren, weil mehr und mehr TV-Rechte an Bezahlsender vergeben wurden und die Grands Prix nicht mehr, nur noch teilweise oder zeitversetzt im freien Fernsehen zu geniessen waren. Canal+ in Frankreich statt TF1, Sky Sports in Grossbritannien statt BBC, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Vor allem jedoch ist nicht verstanden worden, dass die jungen Menschen – wenn überhaupt – anders Rennsport gucken wollen.

Vorbei die Zeiten, als sich Vater und Sohn am Sonntagnachmittag um 14.00 Uhr vor die Flimmerkiste gesetzt haben. Die jungen Menschen schauen mobil, und im Internet wurden sie bislang von der Formel 1 weitgehend im Stich gelassen. Video-Clips von Fans im Internet werden blockiert, Lewis Hamilton erhält eine Rüge, wenn er ein Snapchat-Video aus dem Fahrerlager postet.

Dabei hätten die Formel-1-Mächtigen in den vergangenen Jahren genau das Gegenteil tun sollen: Je mehr Bewegtbilder vom GP-Sport ins Netz gestellt werden, desto mehr Menschen erreicht die Formel 1.

Chase Carey ist ein Mann, der solche Zusammenhänge versteht. Liberty Media wird nichts weniger als die Art und Weise verändern, wie wir Formel 1 sehen.

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