MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

Von Startplatz 22 auf Rang 1: Mitch Evans wie Watson

Von Gerhard Kuntschik
Mitch Evans gewann den Saisonauftakt in São Paulo

Mitch Evans gewann den Saisonauftakt in São Paulo

Der Saisonauftakt der Formel E bot viel Spannung, einen furchterregenden Crash von Titelverteidiger Pascal Wehrlein, der glimpflich ausging, und mit Mitch Evans einen Sieger, der vom letzten Startplatz losfuhr.

Long Beach 1983, der letzte Formel-1-WM-Lauf in Südkalifornien: John Watson gewinnt von Startplatz 22 vor seinem McLaren-Kollegen Niki Lauda, der von Position 23 gestartet war. São Paulo 2024, der erste Lauf der Saison 11 der Formel E: Mitch Evans siegt vom 22. und letzten Startplatz nach einem chaotischen Rennen, in dem Polesetter und Mitfavorit Pascal Wehrlein Glück im Unglück hatte.

Im Sambadrome von Anhembi musste das erste Rennen mit den Gen3-Evo-Autos zwei Mal abgebrochen werden, um die Strecke nach Unfällen wieder frei zu bekommen. Das Katz-und-Maus-Spiel um die Führungsarbeit, die wegen des höheren Energieverbrauchs keiner länger leisten wollte, führte genauso zu ständigen Positionswechseln wie der Attack-Mode mit 50 kW Zusatzleistung, was auf den beiden Geraden auch gründlich genutzt wurde.

111 Überholmanöver wurden erfasst, es gab fünf verschiedene Führende. Pech für die Nissan-Fahrer, die offenbar wegen eines Softwareproblems (oder -fehlers) zu viel Energie nutzten und Durchfahrtsstrafen kassierten. Denn Oliver Rowland, der aus der ersten Reihe die Führung übernommen hatte und absolut siegfähig war, und Norman Nato vergaben damit ihre Chancen auf Top-Platzierungen.

Mitch Evans war im Qualifying schon in der ersten Runde mehrmals mit Problemen am Antrieb liegengeblieben und kam auf keine gezeitete Runde – letzter Startplatz. «Ich hatte für das Rennen keine großen Hoffnungen, dachte, dass sich ein paar Punkte ausgehen könnten. In der ersten Runde machte ich schon einige Plätze gut, auf einmal war ich mitten im Geschehen und dachte langsam an ein Podium. Es war ein verrücktes Rennen. Danke ans Team für die tolle Arbeit», erklärte der Neuseeländer.

Wehrleins Ausfall, der nach einer Kettenreaktion mit Max Günther und Nick Cassidy vom Jaguar ausgehoben wurde und gekippt dahinschlitterte, war ein Schock für Porsche. Gemildert wurde das Pech des Titelverteidigers durch Platz 2 von Antonio Felix da Costa, der in den letzten Runden nach dem Neustart Evans attackierte, aber nicht vorbeikam – der Jaguar-Star hatte wohl das letzte Rennen in São Paulo im Gedächtnis, als ihm Sam Bird drei Kurven vor dem Ziel den Sieg entriss.

«Zunächst einmal bin ich erleichtert, zu hören, dass es Pascal gut geht. Das war ein fieser Unfall. Ich bin froh, dass unsere Autos sicher sind, und ich wünsche ihm gute Besserung. Was mich betrifft, bin ich glücklich über das Ergebnis und darüber, die Saison mit einem Podium zu beginnen. Wir haben uns in der Vergangenheit schwergetan, eine Saison stark anzufangen. Das war also diesmal mein Ziel – mit einer guten Handvoll Punkte im Gepäck nach Hause zu fahren», analysierte da Costa, der auch den Zusatzpunkt für die schnellste Rennrunde erhielt. Auch Porsches Rennleiter Florian Modlinger war erleichtert, dass Wehrlein den Crash unbeschadet überstand und sah im schnellen Tempo die Vorbereitungsarbeit bestätigt.

Die Sensation des Rennens aber lieferte McLarens Taylor Barnard, der vor seinem routinierten Teamkollegen Sam Bird als Dritter zur Siegerehrung durfte. Mit 20 Jahren und 198 Tagen ist er der bisher jüngste Fahrer auf einem Podest-Rang der Formel E. «Das war eine verrückte Sache. Sam und ich waren einmal ganz hinten, und plötzlich sind wir vorn dabei. Das ist ein fantastisches Ergebnis in meinem ersten Rennen als Stammfahrer. Ich bin sprachlos», erklärte der Engländer.

Weitaus stärker als vergangene Saison präsentierte sich das Mahindra-Duo: Der Italo-Schweizer Edo Mortara wurde vor Nyck de Vries Fünfter. Sébastien Buemi hielt die Envision-Fahnen nach dem Ausfall von Robin Frijns (Defekt in der Startaufstellung) mit Platz 7 hoch. Die restlichen Punkte gingen an Dan Ticktum bei der Premiere des Kiro-Porsche, Jean-Éric Vergne (DS Penske) und Stoffel Vandoorne (Maserati).

Günther kam nach Reparatur seines DS Penske in der Unterbrechung doch noch zum Fahren und wurde Elfter – enttäuschend angesichts der starken Form, in der er ein Podiumskandidat war, wie er auch bestätigte: «Ich bin mit unserem Tempo sehr zufrieden. Deshalb ist das Ergebnis heute nur schwer zu akzeptieren.»

Zane Maloney überzeugte als Rookie beim Debüt von Lola-Abt, kam aber über Platz 12 nicht hinaus. Andretti musste einen Doppelausfall von Jake Dennis und Teamneuzugang Nico Müller verkraften.

Der nächste E-Prix folgt am 11. Januar 2025 auf dem Rodriguez-Kurs in Mexiko-Stadt.

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