MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

Schramm/Löffler nach Höllen-Crash im EM-Finale

Von Rudi Hagen
Imanuel Schramm und Beifahrerin Nadin Löffler (4) setzten sich in Loppersum durch

Imanuel Schramm und Beifahrerin Nadin Löffler (4) setzten sich in Loppersum durch

Imanuel Schramm und Beifahrerin Nadin Löffler hatten in Altrip einen schlimmen Crash. Nur zwei Tage später überstanden sie die EM-Qualifikation in Loppersum. Damit sind sie für das Finale in Bad Hersfeld qualifiziert.

Am Fronleichnamstag führten Imanuel Schramm und seine neue Beifahrerin Nadin Löffler im Finale der Internationalen Seitenwagen das Feld an, da passierte das Unglück. Der Zahnriemen an Schramms Bike riss bei Höchstgeschwindigkeit auseinander und sie wurden augenblicklich langsamer. Keine Chance für die knapp dahinter rasenden Europameister Markus Venus/Markus Eibl.

Die Pfarrkirchener versuchten noch auszuweichen, prallten aber auf das urplötzliche Hindernis. Beide Gespanne samt Besatzungen überschlugen sich furchterregend. Für Venus und seinen Beifahrer Eibl bedeuten die festgestellten Verletzungen wochenlange Pausen.

Für Imanuel Schramm und Beifahrerin Nadin Löffler ging der Crash etwas glimpflicher aus. Schon zwei Tage später war das mit Schweizer Lizenz fahrende Duo schon wieder bei der EM-Qualifikation im niederländischen Loppersum am Start. Dort gelang ihnen mit Platz 5 der Zugang zum Europameisterschaftsfinale in Bad Hersfeld, welches am Samstag, den 12. August stattfindet.

Wer den bösen Sturz in Altrip gesehen hatte, fragte sich, wie es möglich ist, dass die beiden nach diesem brutalen Crash nur zwei Tage später schon wieder Rennen fahren können.

«Wir sind da so richtig auf die Fresse geflogen», erinnert sich Schramm in der Woche danach im Gespräch mit SPEEDWEEK.com, «eines ist aber klar, wenn wir die Airbagjacken nicht getragen hätten, wären wir auf jeden Fall im Krankenhaus gelandet. Auf Fotos und Videos sieht man, dass die sich schon geöffnet hatten, als wir durch die Luft flogen.»

Nach einem Check im Krankenhaus war klar, dass sich beide keine Brüche eingehandelt hatten. Aber: «Mein Körper fühlte sich so an, als wäre ein LKW drübergefahren», so Schramm, «und Nadin hatte vor allem Schmerzen in der Schulter, auf die sie beim Sturz gefallen war.»

Nach dem Unfall hatte in Schramms Umfeld niemand damit gerechnet, dass die beiden in Loppersum dabei sein könnten, denn auch das Motorrad war komplett Schrott, alles krumm. Schramm: «Aber nachdem bei keinem von uns was gebrochen war, haben wir beschlossen, es in Loppersum zu versuchen.»

Aber vorher war noch eine schriftliche ärztliche Freigabe für das Rennen nötig. Josef Hukelmann vom MSC Werlte vermittelte kurzfristig den Kontakt zu Dr. Helmuth Jansen in Thuine im Emsland. Jansen ist bei den Rennen des MSC Werlte seit 30 Jahren als Leitender Notarzt und Rennmediziner tätig.

Der erfahrene Sportmediziner und Chiropraktiker war sich nicht zu schade, an einem Freitagabend, dazu noch an einem Brückentag, zwei Stunden in seiner Praxis auf das Team Schramm zu warten. «Wir wurden durch einen Stau aufgehalten, daher kamen wir erst so spät dort an», so Schramm, «aber wir waren so dankbar für seine Hilfe.»

Erst wurde bei beiden alles durchgecheckt und dann der Körper von oben bis unten wieder in Form gebracht. Schramm: «Er hat alles wieder eingerenkt. Ich hatte vorher Probleme beim Atmen, konnte Hals und Kopf nicht richtig bewegen, dazu hatte sich wohl das Becken etwas verschoben.»

Am Ende bekamen Immel Schramm und Nadin Löffler die schriftliche Freigabe für das Rennen in Loppersum. «Das war eine brutale Leistung, die wir da in Loppersum abgeliefert haben. Wir haben kein wirkliches Training, sondern nur das nötige Startbandtraining absolviert. Wir wollten wirklich jede Sekunde zur Regeneration nutzen. Vor allem Nadin brauchte das. Wir haben von Dr. Jansen eine Salbe mitbekommen, mit der Nadin zwischen den Läufen eingerieben wurde. Dazu trug sie den Arm in dieser Zeit immer in der Schlinge. Aber auch ich brauchte die Ruhe zwischendurch, auch um im Kopf wieder frei zu werden vom Geschehen in Altrip.»

Und dann das: Gleich im ersten Lauf mussten sie wieder zu Boden, nachdem Sven Holstein/Dennis Smit ein Überholmanöver wohl zu eng angesetzt hatten. Löffler knallte dabei wieder auf die lädierte Schulter.

Aber es ging weiter für die Deutschen. Am Ende belegten sie Platz 5, auch wenn sie zweimal den schlechtesten Startplatz weiß nehmen mussten und von der Auslosung her auch jeweils starke Konkurrenz am Band hatten. Schramm: «An dieser Stelle möchten wir uns bei allen bedanken, die uns nach dem Crash geholfen oder sich nach uns erkundigt haben.»

Ergebnisse EM-Quali Seitenwagen, Loppersum (NL):
Qualifiziert für das Finale in Bad Hersfeld:

1. Manuel Meier/Melanie Meier (D), 10 Vorlaufpunkte
2. Mike Frederiksen/Desiree Holstein (DK/D), 8
3. Markus Brandhofer/Sandra Mollema (D/NL), 10
4. Rémi Valladon/Dylan Fourcade (F), 8
5. Imanuel Schramm/Nadin Löffler (D), 8
6. Marco Hundsrucker/Kim Kempa (D), 8
Reserve:
7. Sven Holstein/Dennis Smit (NL), 7
8. Ole Möller/Dana Frohbös (D), 7
Ausgeschieden:
9. Anthony Sarrailh/Benjamin Gregoire (F), 1
10. Jan Kempa/Sina Stickling (D), 3
11. Bart Schulling/Annet Kloosterman (NL), 1

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