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IDM Schleizer Dreieck und Sicherheit! Passt das noch?

Von Esther Babel
Das IDM-Wochenende auf dem Schleizer Dreieck ist Geschichte. Die Siege gingen in fast allen Klassen an die Favoriten und Strecken-Liebhaber. Die Tribünen waren voll und wie immer gab es Debatten um die Sicherheit.

Eine Sache hat sich auch nach bald 25 Jahren IDM auf dem Schleizer Dreieck nicht geändert. «Man liebt die Strecke oder hasst sie, dazwischen gibt es nichts», erklärt der Österreicher Nico Thöni, der beim IDM-Wochenende Ende Juli das erste Mal überhaupt einen Fuß, besser gesagt ein Rad, auf die Rennstrecke setzte. «Das habe ich zumindest so gehört.» Infos holte sich Thöni im Vorfeld von Chris Schmid, Betreiber der Seite racing4fun.de, Ex-IDM-Pilot und eifriger Thöni-Unterstützer, und auch ein großer Schleiz-Fan.

«Ich freue mich auf ein ganz besonderes Rennwochenende», postete der zweifachen IDM-SSP-600-Meister Max Enderlein im Vorfeld. «IDM am Schleizer Dreieck. Für mich als Enthusiast des Motorsportkosmos eines der wenigen Events in Deutschland, wo der Begriff Faszination Motorsport wirklich als Synonym der Emotionen, der Leidenschaft und der Stimmung vor Ort genutzt werden sollte. Für mich als Fahrer ist Schleiz nicht nur aufgrund der unglaublichen Fans einzigartig. Auch die Naturrennstrecke mit ihrem ganz eigenen Charakter bringt ganz besondere Reize mit sich. Die Bergab-Passage Richtung Stadt oder beispielsweise der schnelle Seng-Abschnitt gefallen mir besonders gut.»

Diplomatisch versuchten es Ilya Mikhalchik, der Schleiz nicht zu seinen Lieblingsstrecken zählt, und Florian Alt, der erklärt, dass in Schleiz in Sachen Sicherheit noch was ginge, aber dennoch die Fans und die Atmosphäre lobt. IDM-Leader Dominic Schmitter findet das Layout mega, verschließt aber auch nicht die Augen vor den Herausforderungen in Sachen Sicherheit. Denn auf dem Weg rund ums Dreieck befindet sich eben doch das eine oder andere Haus, hier und da eine Böschung und je nach Sturzstelle landete man im freien Feld. Mit einem Superbike, das inzwischen weit über 200 km/h geht, kein angenehmer Ausflug.

Einig sind sich alle Piloten, was die tolle Atmosphäre im und um das Fahrerlager angeht, die enthusiastischen Fans und das Old-School-Flair, das an alte Zeiten erinnert. Mehr Lob bekommt kein anderes Event im IDM-Kalender. In Sachen Fans und Atmosphäre kann höchstens noch Hockenheim, versehen mit dem alljährlichen Trennungsschmerz beim Finale, mithalten. Was die Party drumherum angeht, ist Scheiz seit Jahren ungefährdeter Spitzenreiter.

Dennoch kann eine lebendige Diskussion der Beteiligten beim Punkte Sicherheit nicht schaden. Eine Diskussion, bei der sich auch Schmitter mutig einbringt, auch wenn er damit vielleicht nicht mehr Ehrenbürger des Ortes wird. «Aber es geht auch um unser Leben als Fahrer», begründet er sein Engagement. Und beim Für und Wider sind die Lager ausgeglichen was die Mitgliederzahlen anbelangt.

Die Fragen …

Nach wie vor ist die Sicherheit ein großes Thema, auch in Bezug auf das Schleizer Dreieck. Die Motorräder werden immer schneller. Wie hat man in der Richtung das Sicherheits-Konzept angepasst? Vor allem das Geschlängel im ersten Drittel der Strecke bereitet dem einen oder anderen Fahrer Kopfzerbrechen. Richtung Stadt ziert eine Grasböschung den Streckenrand. Die Fahrer haben da zum Teil, je nach Motorrad, etwa 240 km/h drauf. Kann man die Sicherheit erhöhen und wurde da was gemacht?

Weiter unten steht so eine Art Scheune. Könnt ihr verstehen, dass sich da einige Fahrer Gedanken machen, wenn solche Dinge wie Gebäude in Flugweite sind? Die Strecke muss eine Homologation vorweisen. Gab es da nach der letzten Abnahme Vorgaben? Und wie muss man sich da die zeitlichen Abläufe vorstellen? Im Bereich vor der Seng hat man ca. 260 Sachen drauf. In knapp 200 Meter Entfernung beginnt der Wald. Gibt es da Pläne, den Sicherheitsstandard den zunehmend höheren Geschwindigkeiten anzupassen? Hat man als Veranstalter überhaupt Möglichkeiten, auf solche Dinge Einfluss zu nehmen oder gibt es da Vorgaben vom Betreiber oder von wem?

Das antwortet der Veranstalter MSC …

«Das habe ich an den Rennleiter weitergegeben. Wobei davon vieles direkt in den Händen der Betreibergesellschaft liegt und wir in dem Fall nur als Mieter auftreten und kaum Einfluss haben. Wir schauen immer, dass wir gewisse Dinge abdecken und sprechen mit dem Streckenbetreiber oder machen es teilweise auch selbst. Wie das Mähen der Sicherheitsstreifen, die Kiesbetten ziehen und größere Steine oder ähnliches entfernen, den Streckenrand auffüllen und rennfertig machen, zusätzliche Reifenstapel und Bigpacks, Airfences kommen von der Betreibergesellschaft, aufstellen. Auch das mit dem Wald muss, wenn, die Betreibergesellschaft klären, genau wie das Thema Seng oder zusätzliche Maßnahmen in der Abfahrt zur Stadtschikane.

Was jetzt geändert wurde, ist die Ausfahrt der Boxengasse. Diese wurde verlängert und so gestaltet, dass ein Überfahren der Linien schwierig wird. Wir als Verein und speziell der Rennleiter sprechen die Themen immer wieder an. Aber oft hängt es wie immer überall am Geld und solang es vom DMSB keine Auflagen gibt und die Homologation noch läuft…..»

Das antwortet der IDM-Rennleiter Stefan Beck …

«Grundsätzlich gilt auf dem Schleizer Dreieck wie auf allen nationalen Rennstrecken die DMSB-Streckenlizenz, welche die Sicherheitseinrichtungen, die Standorte der stationären und mobilen Streckensicherung sowie die Anforderungen an die medizinische Absicherung vorgibt. Diese Lizenz ist gerade erst turnusgemäß erneuert worden. Die Streckenlizenz ist dann immer für das Jahr der Abnahme plus drei Jahre gültig. Danach erfolgt eine erneute Abnahme auf Antrag des Streckenbetreibers. Auf einer Naturrennstrecke wie dem Schleizer Dreieck gelten ebenso Vorgaben an die Sicherheit für Motorradveranstaltungen, wie auch auf permanenten Rennstrecken - auch wenn die Auflagen in Schleiz naturgemäß viel höher sind, da kaum permanente Sicherheitseinrichtungen existieren. Die Erhöhung der Streckensicherheit ist ein ständiger Prozess, der nicht nur am Schleizer Dreieck erforderlich ist. Hierzu wird sich in verschiedenen Arbeitsgruppen und Fachausschüssen des DMSB abgestimmt, der IDM-Promoter ist hier vertreten und bringt seine Erfahrungen mit ein.»

Das antwortet Micha Dangrieß von der Betreibergesellschaft …

Das ist der Charakter einer Naturrennstrecke. Wir sind kein Retortenkurs vom Reißbrett und das macht ja auch den Reiz der Strecke aus. Geändert hat sich da nichts und es wäre auch ein ganz schön großes Projekt. Wir sind froh, dass im Herbst eine neue Asphaltdecke in diesem Bereich Richtung Stadt aufgetragen wird, vielleicht kann man in diesem Zug auch die Böschung etwas anpassen. Bei der Scheune gilt: Siehe vorhergehende Frage - das ist der Charakter einer Naturrennstrecke. Wenn hier alle Eventualitäten ausgeschlossen werden sollen, können wir aufhören, Rennen zu fahren.

Der DMSB hat bei der letzten Homologation eine Veränderung der Boxenausfahrt gefordert, um zu verhindern, dass Fahrer zu früh auf die Start/Ziel-Gerade fahren können. Das war für dieses Mal die einzige Auflage. Erstellt werden die Abnahmeprotokolle alle drei Jahre.

Auf die Frage nach der Seng und dem Wald zu antworten, ist wirklich schwer. Den Wald abzuholzen, dürfte keine Option sein. Die Fahrer werden auch nicht davon zu überzeugen sein, in diesen Abschnitt nur Halbgas anzulegen. Es bleibt am Ende nur die Option, den Speed mit einer Schikane zu unterbrechen, welche den Charakter der Strecke aber negativ verändern würde. Die Seng ist einer der Punkte an der Strecke, die die Männer von den Jungs unterscheiden. Den zu verändern, verändert die ganze Strecke. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das jemand will.

Betreiber und MSC arbeiten eng zusammen, was die Erhaltung und Modernisierung der Strecke angeht. Grundsätzlich ist aber das DMSB-Streckenprotokoll für die Sicherheitsvorkehrungen die Richtschnur. Bei der Erstellung des Protokolls sind wir immer dabei und dürfen unsere Meinung vortragen. Ob und wie sie berücksichtigt wird, hängt natürlich von der Bewertung durch den Streckenabnehmer ab.»

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