Luca Grünwald: Von der Kawasaki in den Flixbus

Von Esther Babel
Den Familien-Urlaub in Kroatien verschob der Superbike-Pilot und schnappte sich die verwaiste Mercado-Kawasaki bei der IDM in Oschersleben. Nach erfolgreichem Job ging es dann doch noch in den Urlaub.

Kurz vor der Abreise nach Oschersleben wurde es im Team rund um Teamchef Emil Weber nochmals kurz hektisch. In dieser Saison schickt das von Kawasaki Deutschland unterstütze Team aus der Schweiz mit Leandro Mercado ein starkes Kaliber in die Rennen der Superbike-Klasse. Doch das beste Kaliber nutzt nichts, wenn der Arzt kein grünes Licht für den Start beim Rennen gibt. Mercado hatte sich beim Auftakt zur Saison 2023 bei einem Trainingssturz die linke Mittelhand gebrochen. Trotz OP und guter Heilungsfortschritte kam das Oschersleben-Wochenende zu früh.

Nach kurzer Beratung griff Weber zum Hörer und engagierte mit Luca Grünwald einen erfolgversprechenden Ersatzfahrer. Grünwald ist ein alter Bekannter und bekannt dafür, sich schnell auf fremde Motorräder einstellen zu können. Der Bayer war quasi schon in allen Klassen unterwegs, die die Szene zu bieten hat, ließ sich nicht lange bitte und machte sich ohne Umschweife auf den Weg nach Oschersleben.

Vom ersten Freien Training am Freitag-Vormittag bis hin zur Zieldurchfahrt nach Lauf 2 am Sonntagnachmittag machte Grünwald in Zusammenarbeit mit der Crew vom Team Kawasaki Weber Motos enormen Fortschritte. «Natürlich war es ungewohnt am Anfang», erklärt Grünwald. «Es war für mich ein völlig neues Bike, aber es ging gleich gut los.» Mit einer Zeit von 1:26,617 min war Grünwald im Qualifying gut dabei. Doch da auch die Konkurrenz mit ähnlichen Zeiten unterwegs war, lag das Feld eng beieinander. Für Grünwald ging es von Startplatz 11 los.

«Man merkt im Training schnell, was Sache ist beim Motorrad», beschreibt Grünwald, in diesem Jahr in der Langstrecken-WM unterwegs, seinen Job. «Aber man muss einfach Kompromisse machen, sonst könnte man 1000 Sachen ändern und wird dabei wahnsinnig. Aber wir waren schnell gut dabei. Die Fahrbarkeit ist bei der Kawasaki nicht ganz so einfach und man muss seinen Fahrstil entsprechend anpassen.»

Das erste Rennen am Sonntag lief laut Grünwald mit Platz 9 gut. Das zweite Rennen dann richtig gut. Eigentlich. «Ich war in einer Kampfgruppe drin», schildert er, «es hätte gut für Platz 6 gereicht.» Doch plötzlich war Grünwald, außerhalb der Kamerabilder, aus der Gruppe verschwunden und kam als Zwölfer über die Linie. «Ein Konkurrent ist mir in die Seite gefahren», so Grünwald. «Dadurch musste ich einmal quer durchs Kiesbett, umkehren und zurück auf die Strecke. Da war nach vorne nichts mehr zu holen.»
Doch der Ersatzmann hat seinen spontanen Job mit Bravour erledigt und sich selbst für weitere Aufgaben in der IDM Superbike empfohlen. «Das Team und ich haben gezeigt, dass wir dabei sind», so Grünwalds Zusammenfassung. «Natürlich hätte ein fünfter oder sechster Platz besser ausgeschaut. Und ich bin bei den Motorradmarken echt flexibel, aber ich hätte natürlich gerne was Festes. Denn die letzte halbe Sekunde erfordert schon noch mehr Arbeit.»

Während seine Familie den geplanten Kroatien-Urlaub bereits ohne Grünwald angetreten hatte, setzte sich dieser nach seiner nächtlichen Heimkehr aus Oschersleben in einen Flixbus und machte sich auf die lange Fahrt in die wohlverdienten, aber auf ein paar Tage zusammengeschrumpften Ferien.

IDM Oschersleben Ergebnis SBK Rennen 1

1. Florian Alt (Honda)
2. Bastien Mackels (Yamaha)
3. Hannes Soomer (Honda)
4. Toni Finsterbusch (BMW)
5. Patrick Hobelsberger (BMW)
6. Daniel Kartheininger (Yamaha)
7. Vladimir Leonov (Yamaha)
8. Balint Kovacs (BMW)
9. Luca Grünwald (Kawasaki)
10. Max Schmidt (BMW)
11. Philipp Steinmayr (BMW)
12. Kamil Krzemien (BMW)
13. Sandro Wagner (BMW)
14. Marc Moser (BMW)
15. Paul Fröde (Honda)
16. Jan-Ole Jähnig (BMW)
17. Colin Velthuizen (BMW)
18. Björn Stuppi (BMW)
19. Leon Franz (BMW)

IDM Oschersleben Ergebnis SBK Rennen 2

1. Florian Alt (Honda)
2. Hannes Soomer (Honda)
3. Bastien Mackels (Yamaha)
4. Toni Finsterbusch (BMW)
5. Patrick Hobelsberger (BMW)
6. Balint Kovacs (BMW)
7. Vladimir Leonov (Yamaha)
8. Philipp Steinmayr (BMW)
9. Max Schmidt (BMW)
10. Daniel Kartheininger (Yamaha)
11. Ilya Mikhalchik (BMW)
12. Luca Grünwald (Kawasaki)
13. Kamil Krzemien (BMW)
14. Jan-Ole Jähnig (BMW)
15. Sandro Wagner (BMW)
16. Marc Moser (BMW)
17. Colin Velthuizen (BMW)
18. Paul Fröde (Honda)
19. Björn Stuppi (BMW)
20. Leon Franz (BMW)

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