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Nicolai Kraft: IDM-Aus wegen neuem SSP-Reglement

Von Esther Babel und Michael Sonnick
Nicolai Kraft

Nicolai Kraft

Einmal mehr erweist sich das neue Reglement der IDM Supersport ‚Next Generation‘ als unüberwindbare Hürde für einen privat organisierten Fahrer. Nicolai Kraft muss nach langer Überlegung hinschmeißen.

Fünf Wochen vor dem IDM-Saisonauftakt auf dem Sachsenring hat Nicolai Kraft seinen Rücktritt verkündet. Der Hockenheimer hatte sich im Vorjahr seinen Traum mit der Teilnahme an der IDM erfüllt und ging in der Supersport 600-Klasse an den Start. Durch die späte Lieferung seiner Yamaha R6 reichte es zwar nur für einen verspäteten Einstieg in die Meisterschaft, doch schon im ersten Anlauf schaffte er in Assen gleiche den Sprung in die Punkte. Bei seinem Heimrennen in Hockenheim 2022 wurde er im ersten Lauf als Sechster bester Deutscher Fahrer. Der größte Erfolg Krafts war der Titelgewinn im Twin Cup 2020 sowie der dritte Gesamtrang 2021 ebenfalls im Twin Cup.

Doch jetzt ist der Traum trotz wenig gebrauchter Yamaha schon wieder ausgeträumt. Mit Kraft erteilt ein weiterer Pilot dem neuen und an die WM angelehnten Reglement der Supersport-Klasse eine Absage. «Nach langen und intensiven Gesprächen mit meinen Sponsoren und meiner Familie fällt es mir nicht leicht, in diesem Jahr nicht in der IDM-Supersport zu starten und gleichzeitig meinen Rücktritt vom Motorradrennsport zu verkünden und meine Karriere zu beenden», lautet das Statement des 25-Jährigen.

Seine Begründung: «Der Auslöser hierfür ist das neue Reglement in der Supersport-Klasse, welches erst vor kurzem herausgekommen ist und nun auch die Motorräder mit mehr Hubraum (MV Agusta und Triumph) erlaubt. Damit die Leistung der unterschiedlichen Motorenkonzepte angepasst werden kann, wurde das technische Reglement aus der Supersport-WM in die IDM übernommen, sodass umfangreiche Modifikationen an meiner Yamaha R6-Rennmaschine im Tuning und an der Elektronik notwendig wären. Dies führt einerseits zu einer enormen Kostensteigerung für den Umbau, andererseits zu einer geringeren Laufleistung des überzüchteten Motors.»

«Nach ca. jeder dritten Rennveranstaltung müsste ein neuer Motor eingesetzt bzw. eine Revision durchgeführt werden», erläutert er. «Zudem war ich seit Ende des letzten Jahres auf der Suche nach einem neuen Team, da das Rubin Racing-Team mit Daniel Rubin in die EWC-Langstrecken-Weltmeisterschaft wechselt. Ich war mit mehreren Teams in Kontakt, doch am Ende kamen wir nicht auf den gleichen Nenner, was entweder inhaltlichen oder den finanziellen Gründen lag. Ich habe mich mit meinen Sponsoren zusammengesetzt und die Situation geschildert. Wir waren sehr gut aufgestellt, es sind neue Sponsoren hinzugekommen und die inflationären Preiserhöhungen (Reifen, Nenngebühren, Sprit etc.) hätten wir decken können. Doch bei der Reglementsänderung reden wir nicht mehr von ein paar Tausend Euro, leider.»

«Für mich ist dies ein völlig falscher Schritt seitens der IDM», so sein klaren Worte, «eine nationale Klasse so überteuert auf WM-Basis zu gestalten, obwohl es Fahrer und Teams ohnehin schon wirtschaftlich schwer haben in der heutigen Zeit. Das Kawasaki Schnock-Team machte den Anfang, RR Socia Racing zog nach und jetzt muss auch ich aufgeben, denn vernünftige Lösungen zu Kostensenkungen blieben in den letzten Jahren aus. Für mich ist das alles andere als leicht, nach 22 Jahren Rennsport, angekommen in meiner Traumklasse, aufzuhören.»

«Aber aus den genannten Gründen sehe ich für mich keine Zukunft mehr in der IDM bzw. im professionellen Motorradrennsport», meint Kraft abschließend. «Ich möchte mich bei jedem Einzelnen für die Unterstützung in den vielen Jahren meinen größten Dank aussprechen, denn ohne euch wäre ich niemals so weit gekommen. Ich möchte mich auch noch zusätzlich für das Verständnis meiner getroffenen Entscheidung zum Rücktritt bedanken.»

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