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Trauer um tödlich verunglückten Troy Beinlich

Von Esther Babel
Am Osterwochenende endete das 1000km-DLC-Rennen auf dem Hockenheimring in einer Tragödie. Der gerade mal 21 Jahre alte Troy Beinlich aus Pößneck verlor auf der Rennstrecke sein Leben.

Auch seine Kameraden aus der thüringischen Heimat melden sich wenige Tage nach dem tragischen Unglück zu Wort. Der Motorsport Club Pößneck e.V. im DMV trauert um seinen Sportfreund, erfolgreichen Motorrad-Rennfahrer und aktives Vereinsmitglied Troy Beinlich, der sein junges Leben am Karsamstag auf dem Hockenheimring verlor. So die offizielle Stellungnahme des Vereins.

Der Auftakt des Deutschen Langstrecken Cups mit den 1000 Kilometer wurde von einer Tragödie überschattet. Nachdem das Motorrad-Rennen nach einer Safety-Car-Phase nach bereits über 200 absolvierten Runden wieder an Fahrt aufnehmen sollte, verlor der Fahrer mit der Startnummer 11 im Tumult die Kontrolle über seine Maschine und stürzte schwer. Der Pößnecker Troy Beinlich erlag seinen schweren Verletzungen, trotz sofortigem Großaufgebot an Rettungskräften, und verlor sein junges Leben mit nur 21 Jahren.
Der Motorsportclub Pößneck ist bestürzt vom Ausgang dieses folgenschweren Rennunfalls. Seit seinem 16. Lebensjahr war Troy Mitglied im Motorsportverein seiner Heimatstadt Pößneck und nutzte die Motocross-Rennstrecke regelmäßig zu Trainingszwecken zwischen seinen Läufen zur IDM.

«Unser Verein und die Deutsche Motorradsport-Szene verlieren einen erfahrenen Vollblut-Motorsportler, der seit dem Kleinkindalter im Zweirad-Sport zu Hause war und gemeinsam mit seiner Familie und einem großen Team, dem Beinlich Racing Team, für den Motorsport lebt. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt seinen Angehörigen und Freunden, denen wir Kraft und Hoffnung in diesen unsagbar schweren Stunden wünschen. Der Vereinsvorstand und all seine Sportfreunde werden Troy stets ein ehrendes Andenken bewahren», so der MSC Pößneck e.V. im DMV.

Ein Nachruf

Die Familie Beinlich gehörte in den vergangenen Jahren zu einer der engagiertesten privaten Teams im IDM-Fahrerlager. Alle Beinlichs, angefangen über die Eltern Knut und Mandy, sowie zum älteren Bruder Christoph bis hin zu Nesthäkchen Troy waren vom Rennbazillus infiziert. Troy dürfte seinen Vornamen auch nicht umsonst getragen haben. Gemeinsam umschifften sie in den letzten Jahren die oftmals hohen Hürden rund um die Motorsport-Karriere der beiden Beinlich-Brüder. Mit großem persönlichem und finanziellem Einsatz konnten sowohl Chris als auch Troy ihre Träume mit der tatkräftigen Unterstützung der Eltern verwirklichen.

2017 war für den jungen Troy ein aufregendes Jahr. Seine Eltern hatten geheiratet und aus Troy Bude wurde Troy Beinlich. Auch in seiner ersten IDM-Saison hatte sich der Teenager aus Thüringen gegen die dominierende Freudenberg-Truppe mit Jan-Ole Jähnig und Max Kappler gut geschlagen. Am Ende brachte es ihm Rang 3 in der Meisterschaft ein. Sein bestes Wochenende war der Ausflug zum Heimrennen nach Schleiz, wo er ein Rennen gewinnen und das andere auf dem zweiten Platz beenden konnte. Nicht ganz so rund lief es in Oschersleben mit den Plätzen 10 und 12. Im belgischen Zolder musste Beinlich noch zuschauen, mit seinen damals 14 Jahren war er für die belgische Rennstrecke noch zu jung.

Ein Jahr später tauschte er seine Yamaha gegen eine Kawasaki ein und startete erneut in der IDM Supersport 300. 2019 lag das Familien-Team erst einmal auf Eis. Troy hatte ein neues Zuhause beim IDM-Ableger der WM-Truppe Nutec RT Motorsports by SKM Kawasaki gefunden und war erneut bei der IDM Supersport 300 dabei sein. «Troy hatte drei Angebote für die WM», berichtete damals Vater Knut Beinlich. «Die haben ja dort 70 Plätze, die voll werden müssen. Mit zwei Fahrern hätten wir sogar eine Team-Lizenz für die WM bekommen. Aber alleine für Troy wäre eine Mitgift von 50. bis 60.000 Euro fällig gewesen. Auch wenn das ein absolut realistischer Preis ist, wäre das für uns unmöglich, soviel Geld aufzutreiben. Der WM-Traum ist weit weg. Die IDM kostet uns ja schon etwa die Hälfte der Summe. Von dem, was für die WM nötig ist, kaufen andere ganze Häuser.»

Der Teenager aus Thüringen fehlte bei den letzten IDM-Events 2019 in Assen und auch beim Finale auf dem Hockenheimring. Denn der Kawasaki-Pilot hat sich den Unterschenkel gebrochen und fiel den Rest der Saison aus. Geplant war ein netter Ausflug zum Neuendorfer Stoppelcross, in der Nähe des Schleizer Dreiecks. Dieser endete mit einem Fixateur am Bein.

Im Jahr 2020 sah man von den Beinlich-Brüdern nicht allzu viel. Sie hatten sich aus Kostengründen nicht fest bei der IDM eingeschrieben und traten nur sporadisch an. Troy mit seiner inzwischen in Sachen Leistung etwas altersschwachen Kawasaki.
Für 2021 fand sich mit Roto-Store ein neuer Geldgeber, der es der Mannschaft ermöglicht, nach 2019 erneut als Permanentstarter auf Punktejagd zu gehen. Zudem erhielt das thüringische Team Verstärkung aus Sachsen. Mit dem IDM SSP300-Meister von 2018, Toni Erhard , hatte Troy Beinlich einen schnellen Teamkollegen an seiner Seite: «Meine größte Herausforderung in diesem Jahr ist mein Teamkollege Toni. Wir kennen uns schon lange und er ist stets sehr schnell gewesen», meinte der damals 18-Jährige Thüringer, der in diesem Jahr seine vierte IDM-Saison bestritt. Troy, der damals eine Ausbildung zum KfZ-Mechatroniker absolvierte, freute sich über den Neuzugang im Team. «Wir beide verstehen uns sehr gut. Bei unserem ersten Test in Lédenon sind Toni und ich viel zusammengefahren und konnten uns gemeinsam von Turn zu Turn steigern. Ich denke, wir profitieren beide voneinander.»

Troy zog nach der Saison und nach Gesamtrang 10 ein positives Fazit: «Meine Rennen waren super. Jedoch, mir fehlt diese letzte Aggressivität, die man bei den 300ern unbedingt braucht. Außerdem muss ich mich am Samstag im Qualifying schon besser positionieren, um von Anfang an bei der Musik dabei zu sein. Manchmal stand ich mir selbst im Weg, da ich mir zu viel Druck gemacht habe. Aber insgesamt bin ich recht zufrieden mit meiner Saison.»

Dementsprechend waren die Ziele für 2022 klar gesteckt: «Ich muss mich weiter vorne qualifizieren. Den Speed habe ich, aber ich halte mich meist zu lange daran auf, die anderen Fahrer zu überholen. Wenn ich dazu noch aggressiver in den Zweikämpfen werde, ist das mein Schlüssel zum Erfolg.»

2023 kam dann der Sprung eine Etage höher. Gemeinsam mit Bruder Chris war Troy in der IDM Supersport mit eine paar Kubikzentimeter mehr als in den Jahren zuvor unterwegs. «Ich bin heilfroh, dass die Saison vorüber ist», gab am Ende Teamchef Knut Beinlich zu Protokoll. «Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in meiner langen Motorsportkarriere jemals eine Saison mit so vielen Problemen mit der Technik hatten. Aber wir waren da im IDM-Fahrerlager ja nicht die Einzigen, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen mussten.» Insofern war man im Hause Beinlich gar nicht so böse darüber, dass das Saisonfinale auf dem Hockenheimring für die Pößnecker Mannschaft nahezu ereignislos vonstattenging. «Keine Motorschäden und keine Stürze, damit sind wir schon mal zufrieden. Es war ja im Vorfeld klar, dass wir mit nicht so scharfen Waffen antreten werden. Unsere beiden Jungs haben sich ihren Möglichkeiten entsprechend teuer verkauft. Das passt dann schon.»

Ein Blick auf die Abschlusstabelle der IDM Supersport stimmte den Teamchef dann schon fast wieder versöhnlich: «Chris, der von einigen technischen Defekten geplagt war, wurde als Achter im Gesamtklassement der zweitbeste Deutsche. Und selbst Troy, der erst in der zweiten Hälfte der Saison verletzungsbedingt einsteigen konnte, schließt das Jahr als Achtzehnter ab. So schlecht können wir dann also auch wieder nicht sein.»

Am vergangenen Samstag waren beide Beinlichs für die 1000 Kilometer Hockenheim angemeldet. Zur Vorbereitung auf die nahende IDM Saison 2024. Beide waren schon in der Vergangenheit erfolgreich beim Deutschen Langstrecken Cup am Start gewesen. Doch nach dem Karsamstag-Nachmittag ist nichts mehr wie es war. Chris Beinlich verlor seinen Bruder, die Eltern Knut und Mandy Beinlich ihren jüngsten Sohn.

Auch die SPEEDWEEK.com-Redaktion möchte der Familie Beinlich ihr tief empfundenes Beileid aussprechen.

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