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Ducati Panigale V4 R: Mehr Power als der Weltmeister

Von Rolf Lüthi
221 PS strassenlegal, 234 PS für die Rennstrecke: Damit hat der Käufer einer Ducati Panigale V4 R gar etwas mehr Leistung zur Verfügung, als seinerzeit Stoner, als er 2007 MotoGP-Weltmeister wurde.

Mit der Vorstellung der Panigale V4 R geht bei Ducati eine Ära zu Ende: Vor 20 Jahren begann mit der 851 bei Ducati die Neuzeit: V2-Motor mit Wasserkühlung, Benzineinspritzung, zwei obenliegende Nockenwellen und vier Ventile pro Zylinder. Diese Konstruktion war praktisch aus dem Stand im Rennsport erfolgreich, Ducati dominierte mit der 851 und ihren Nachfolgemodellen bis hin zur Panigale jahrelang die Superbike-Weltmeisterschaft.

Heute Abend, mit der Präsentation der Panigale V4 R, beginnt für Ducati ein neuer Abschnitt in der Rennsport-Historie. Kommende Saison tritt Ducati nach 20 Jahren nicht mehr mit einem V2-Motor, sondern mit dem V4 in der Superbike-WM an. Chaz Davies, der bei der Präsentation im Linear-Ciak-Theater in Mailand die V4 R auf die Bühne fuhr, strahlte echte Vorfreude aus im Hinblick auf die Superbike-WM 2019.

Die Vorfreude des Vizeweltmeisters ist berechtigt: Ducati hat mit der Panigale V4 R praktisch eine strassenzugelassene MotoGP-Maschine gebaut. Der Hubraum des Strassenmodells wurde für den Einsatz im Rennsport von 1103 auf 998 ccm reduziert. Der V4 wurde dabei konsequent auf Höchstleistung im Rennsport getrimmt, mit Titanpleueln, Titanventilen, grösseren Einlass-Schlünden und Schmiedekolben.

Euro 4-konform resultieren 221 PS bei 15.250/min. Das war Ducati noch immer nicht genug. Mit der käuflichen Racing-Auspuffanlage und demontierter Strassenausrüstung (Beleuchtung, Spiegel) gibt’s gar 234 PS bei einem Trockengewicht von 165 kg. Das bedeutet, dass der Käufer einer Panigale V4 R ein Motorrad bekommt, das kaum schwerer ist als ein Superbike-Renner.

«Als Loris Capirossi mit der Desmosedici das erste MotoGP-Rennen gewann, hatte er weniger Motorleistung», sagte Ducati-CEO Claudio Domenicali. «Als Casey Stoner für Ducati MotoGP-Weltmeister wurde, hatten wir etwa 230 PS.» (Anmerkung von Speedweek: Kann sein, aber damals hatte Stoners Ducati wegen des Reglements aber nur 800 ccm.)

Schon die Zahlen für Motorleistung und Gewicht dürfte die Konkurrenz stark beunruhigen, doch da ist noch etwas: Die Aerodynamik. Die Verkleidung der Panigale V4 R ist an den Seiten mit kiemenförmigen Aussparrungen ausgestattet, und an der Stelle, wo an einem Supersport-Strassenmotorrad bis vor einigen Jahren noch die Blinker an der Verkleidung angeschraubt waren, prangen Flügel aus Karbon.

«Diese Flügel entsprechen ziemlich genau jenen, die wir 2017 im MotoGP-Rennsport einsetzten», erklärte Domenicali. «Auf 2018 wurden Flügel verboten, doch an einem Strassenmotorrad dürfen wir sie weiterhin verbauen. Das bedeutet, dass die käufliche V4 R aerodynamisch effizienter ist als unsere aktuellen MotoGP-Werkmaschinen. Bei 270 km/h erhöht sich die Vorderradlast um 30 kg. Das bringt mehr Stabilität und eine bessere Bremsleistung zu Beginn der Bremsung.»

Das Fahrwerk ist komplettiert durch Highend-Federelemente von Öhlins. Die umfangreiche Assistenzelektronik aus den Panigale-Modellen ist in der V4 R ergänzt durch einen Laptimer und einen Tempobegrenzer für die Boxengasse.

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