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Sam Posey: Ein echter Allrounder öffnet sein Album

Von Mathias Brunner
Aus der Talentbecken USA sind den Fans viele Ausnahme-Racer bekannt: Mario Andretti und Mark Donohue, Dan Gurney und Peter Revson. Der Allrounder Sam Posey wird oft übersehen – zu Unrecht.

Der in New York City geborene Sam Posey war einer der vielseitigsten Rennfahrer aus den USA. In der hart umkämpften TransAm-Serie konnte er es mit jedem Gegner aufnehmen, und wir reden hier von Piloten des Kalibers Dan Gurney, Parnelli Jones, Mark Donohue oder Jim Hall. Posey fuhr als echter Allrounder auch beim Indy 500 (Fünfter 1972, so wie in Pocono im gleichen Jahr), in Le Mans, in Sebring oder Daytona, bei NASCAR-Rennen und nahm an zwei USA-GP teil, jeweils für John Surtees 1971 und 1972.

1971 wurde der gelernte Architekt Gesamdritter der nordamerikanischen Formel 5000, ein Jahr später Zweiter. 1975 gewann er an der Seite von Hans-Joachim Stuck, Brian Redman und Allan Moffat mit einem BMW 3.0 CSL in Sebring. In Le Mans 1971 wurde er Gesamtdritter, mit seinem Landsmann Tony Adamovicz in einem Ferrari 512M von NART, hinter den beiden Porsche von Helmut Marko und Gijs van Lennep sowie Richard Atwood und Herbert Müller.

Posey wurde von NART (North American Racing Team) wiederholt aufgeboten, auch bei Einsätzen des kaum zu bändigenden, anfälligen CanAm-Renners 712P der Italiener. Sam bewegte den Wagen zwei Mal, 1972 und 1974. Als das Bremspedal 1974 schlagartig zum Bodenblech durchfiel, zog er sich einen gebrochenen Knochen im Fuss zu.

Nach Abschluss seiner Rennkarriere wurde Posey ein beliebter Rennexperte für verschiedene Fernsehsender. Seine Autobiographie «The Mudge Pond Express» gilt als herausragendes Werk unter Büchern von Rennfahrern, ich kann es jedem Rennsport-Fan nur empfehlen.

Sam Posey, heute 77, wandte sich nach dem Rennsport wieder vermehrt seiner dritten Leidenschaft, der Malerei zu (die zweite sind Modelleisenbahnen). 1995 ist er an Parkinson erkrankt. 2016 wurde er in die Motorsport Hall of Fame of America aufgenommen. Die Start/Ziel-Gerade der Rennstrecke von Lime Rock wurde nach ihm benannt.

Nun hat Posey sein Erinnerungsalbum veröffentlicht, mit Hilfe seines Sohnes John: «Sam’s Scrapbok, My Motorsports Memories» ist ein wunderbarer Rundgang mit kunterbunten Facetten des Rennsports, aus einer Ära wilder Romantik, mit Fotos, die er bislang noch nicht gezeigt, mit Geschichten, die er bislang noch nicht erzählt hatte. Posey gelingt dabei eine heikle Balance zwischen brüllend komischen Momenten und Erinnerungen, die zu Tränen rühren.

Posey blickt auf seine Kindheit zurück und erste Rennen auf seiner Heimstrecke Lime Rock. Wir werden in die fantastische Zeit der CanAm-Serie zurückversetzt, mit den besten Fahrern der Welt in den stärksten Rennwagen. Sam erzählt von seinen Tagen in der atemberaubenden TransAm-Serie, zunächst in Diensten von Roger Penske, später als Werksfahrer von Dodge.

Wir tauchen ein in die Nacht von Le Mans, wir gehen auf die schnellsten IndyCar-Strecken und reisen gedanklich zu zwei Grossen Preisen der USA, wo Posey mit minderwertigem Material abgespiesen wurde.

Sam Posey ist 18 Jahre lang Rennen gefahren, von 1964 bis 1981. Ein Gast-Auftritt hinter dem Mikrofon des 1974er Indy 500 führte zu einer fast vierzig Jahre langen Karriere als Renn-Experte für die Sender ABC, NBC und Speedvision.

Nur wenige Rennfahrer haben diese gewaltige Bandbreite des Rennsports am Lenkrad erlebt. Das Erinnerungsalbum von Sam Posey weckt die Sehnsucht nach einer Zeit, als alles wenn nicht besser, so doch unschuldiger zu sein schien – eine tolle Lektüre zu einem fairen Preis.

Das Wichtigste in Kürze

Sam Posey with John Posey: Sam’s Scrapbok, My Motorsports Memories
Von EVRO Publishing
ISBN: 978-1-910505-65-6
160 Seiten, 280 Abbildungen
Format 27 x 21 cm
Text in englischer Sprache
Für rund 35 Euro im Fachhandel oder direkt bei Evro Publishing

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