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Yamaha Tracer 9 GT+ Sport: Noch mehr Fahrhilfen

Von Rolf Lüthi
Auf 2023 überarbeitet Yamaha das Tourenmotorrad Tracer 9 GT und nennt die Version mit Vollausstattung Tracer 9 GT+ Sport.

Diese Vollausstattung beinhaltet neu ein Millimeterwellen-Radar, einen adaptiven Tempomaten, ein radargestütztes Kombibremssystem (Unified Brake System, UBS), semiaktive Federelemente, so genannte intelligente Fahrmodi und ein vernetztes TFT-Instrument mit integrierter Garmin-Navigation.

Millimeterwellen-Radar, das tönt jetzt hochînnovativ. Zur dadurch generierten Aufmerksamkeit beglückwünschen wir die Marketingabteilung von Yamaha. Millimeterwellen sind elektromagentische Wellen von einem bis zehn Millimeter Länge. Diese Wellen, in einem Frequenzbereich von 76 bis 77 Gigahertz und 4 mm Länge, werden üblicherweise in allen gängigen Abstands-Tempomaten verwendet, in Automobilen seit etwa dem Jahr 2000. Das an der Tracer 9 GT+ verbaute Radargerät wiegt 200 Gramm und befindet sich hinter einer Schutzabdeckung an der Vorderseite der Verkleidung.

Die Tracer 9 GT+ ist die erste Yamaha, die mit einem solchen adaptiven Tempomat (ACC) ausgestattet ist. Dabei wird die vom Fahrer gewählte Geschwindigkeit selbsttätig reduziert, wenn zu nahe an ein vorausfahrendes Fahrzeug aufgefahren würde. Der Tempomat steuert automatisch die Reisegeschwindigkeit, das Abbremsen und die Beschleunigung, um sich der jeweiligen Strassensituation anzupassen. Den einzuhaltenden Abstand kann der Fahrer vierstufig anwählen.

Wenn der Tempomat feststellt, dass sich die Tracer 9 GT+ zu nahe am vorausfahrenden Fahrzeug befindet oder wenn er erkennt, dass der aktuelle Beschleunigungs- oder Verzögerungsstatus der Maschine dazu führen wird, dass der Abstand zu gering wird, wird der Fahrer mit einem Symbol auf dem Dispaly zum Eingreifen aufgefordert. Der Tempomat arbeitet zwischen 30 km/h und 160 km/h – in den Gängen 1 und 2 ab 30 km/h, in den Gängen 3 und 4 ab 40 km/h, und in den Gängen 5 und 6 ab 50 km/h.

Es geht aber noch weiter: Der Tempomat hält nicht nur einen voreingestellten Abstand zum Vordermann ein, sondern verfügt auch über einen Kurvenassistenten, der eine Erhöhung der Geschwindigkeit verhindert, wenn das System erkennt, dass sich die Maschine in einer Kurve befindet und sich davor ein Fahrzeug befindet. Der Überholassistent des Tempomats beschleunigt die Tracer 9 GT+ sanfter als normal, wenn er erkennt, dass die Lichthupe des Motorrads betätigt wird und das Motorrad ein Überholmanöver durchführt.

Der Tempomat ist auch mit dem Motor und der elektronischen Federung verbunden. Um den vorgewählten Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug einzuhalten, werden die Motorbremse und die Bremsen aktiviert – in dieser Reihenfolge – um das Motorrad abzubremsen. Gleichzeitig wird die Dämpfungskraft der elektronischen Federung angepasst, um übermässiges Nicken beim Bremsen zu reduzieren und die Stabilität des Fahrwerks zu erhalten.

Noch immer nicht alles: Die Yamaha Tracer 9 GT+ Sport ist mit einer radargestützten Kombibremse ausgerüstet –das weltweit erste radargestützte Kombibremssystem in einem Serienmotorrad. Dabei werden die Daten des Millimeterwellen-Radars und des Gyrosensors genutzt, um über das Bosch Hydraulikaggregat die Bremskräfte an der Vorder- und Hinterbremse zu dosieren.

Das radargesteuerte Kombibremssystem besteht aus drei Hauptelementen, die nur funktionieren, wenn die BC (Brake Control) eingeschaltet ist. Bremst der Fahrer zu zögerlich, um eine Kollision mit dem vorausfahrenden Fahrzeug zu verhindern, erhöht das System selbsttätig den Bremsdruck auf Vorder- und Hinterrad. Es handelt sich somit um ein Kollisionsverhinderungssystem.

Bremst der Fahrer nur vorne oder nur hinten, entscheidet das System selbsttätig anhand von Algorithmen, ob und wie stark die zweite Bremse zu betätigen ist – eine Kombibremse, elektronisch geregelt unter anderem auch abhängig von der Schräglage. Darüber hinaus funktioniert das ABS dank der Daten des Gyrosensors auch in Kurven, was jedoch nichts Neues ist.

Das radargestützte Kombibremssystem ist mit der elektronischen Aufhängung verbunden und unterstützt und reguliert nicht nur die Bremskräfte vorne und hinten, sondern passt auch die Dämpfung der vorderen und hinteren Aufhängung an, um die Stabilität des Fahrwerks zu erhalten. Das ABS funktioniert immer – egal, ob das Brake Control System (BC) ein- oder ausgeschaltet ist.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Tempomaten, die sich ausschalten, wenn der Fahrer die Kupplung betätigt oder den Gang wechselt, können die Fahrer einer Tracer 9 GT+ mit dem neuen Quickshifter der dritten Generation schalten, und der Tempomat bleibt aktiviert. Der Quickshifter der dritten Generation ermöglicht kupplungsloses Herunterschalten beim Beschleunigen und kupplungsloses Hochschalten beim Abbremsen. So kann der Fahrer herunterschalten, um die Geschwindigkeit mit der Motorbremswirkung zu reduzieren, ohne dass sich der Tempomat ausschaltet. Ebenso kann der Fahrer beim Bergabfahren hochschalten, um die Motorbremswirkung zu reduzieren, ohne dass der Tempomat sich deaktiviert.

Die elektronisch semiaktiv gesteuerten Federelemente von Typ KADS (KYB Actimatic Damper System) wurden gemeinsam mit KYB entwickelt. Der Fahrer kann wählen zwischen den Grundeinstellungen Sport und Komfort. Dämpferkräfte an Gabel und Federbein sowie die Federvorspannung am Federbein werden permanent an die jeweilige Fahrsituation angepasst.

Semiaktive Fahrwerke, die abhängig von angewählten Fahrmodus arbeiten, haben auch andere und hatte auch das Vorgängermodell Tracer 9 GT. Yamaha geht auf 2023 einen Schritt weiter und lässt in die Steuerung der Aufhängungseinstellungen neben Motordrehzahl, Geschwindigkeit, Bewegung des Motorrads im Raum, Gangwahl und Bremsbetätigung auch Daten des Tempomaten, dem radargesteuerten Kombibremssystem und der Bremskontrolle einfliessen.

Diesen integrierten Ansatz hat Yamaha in der Tracer 9 GT+ bei den Fahrmodi weitergeführt. Mit der Wahl von einem der vier Fahrmodi («Sport», «Street», «Rain» oder «Custom») wird die Motorcharakteristik, die Traktionskontrolle, die Slidekontrolle, die Wheeliekontrolle und die Fahrwerks-Grundeinstellung angepasst. Sport, Street und Rain sind integrierte Werkseinstellungen, Custom ist individuell programmierbar.

Das neue TFT-Farbdisplay bietet drei verschiedene Bildschirmmotive. Die Tracer 9 GT+ ist serienmässig mit Smartphone-Konnektivität ausgestattet. Mit der erstmals im Roller Tmax angewendeten App Garmin Motorize wird das Display zum Vollbild-Navigationssystem, samt über Headset gesprochenen Fahranweisungen, Echtzeit-Verkehrsinformationen, geschätzte Ankunftszeit und alternative Routen zur Vermeidung von Staus.

Die Garmin Motorize-App lässt sich über einen Joystick und die Home-Taste links am Lenker bedienen, wenn die Maschine stillsteht. Die App ist jedoch gesperrt und lässt sich nicht bedienen, sobald das Motorrad in Bewegung ist. Neu gestaltete Lenkerschalter mit Joystick und Home-Taste waren notwendig, um die grössere Anzahl an Funktionen zu bedienen, einschliesslich Smartphone-Konnektivität und Navigation.

Das war nun eine Aufzählung an Neuerungen, welche alle die Assistenzelektronik betreffen. Yamaha hat aber auch an der Mechanik Änderungen gemacht. Die hintere Bremsscheibe wurde von 245 auf 267 mm vergrössert, es gibt eine neue Bremszange und ein geändertes Bremspedal. Der Rest, der Dreizylinder-Reihenmotor mit 889 ccm im Alurahmen, bleibt unverändert. Die Yamaha Tracer 9 GT+ Sport wird in Weiss und Grau erhältlich sein, der Preis steht noch nicht fest.

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