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DT-A: Exklusives Motorrad mit Allrad-Antrieb

Von Rolf Lüthi
Wir stellen nüchtern fest, dass der Preis von 70.000 Euro gerechtfertigt ist. Im Vergleich zu anderen Sonderserien und Special Editions bietet die DT-A exklusiv echte technische Innovation.

Ohne hier Marken oder Namen zu nennen, fragt sich ihr SPEEDWEEK-Autor meistens, also immer, wer für irgendwelche exklusiven «Special Editions», die sich technisch kaum von voll ausgestatteten Serienversionen unterscheiden, Tausende Euros Aufpreis überweist. Mit einer gewissen Befriedigung berichten wir diesmal von einer Kleinserie, die technisch wirklich etwas zu bieten hat, das es sonst nirgendwo gibt: Die DT-A von Guido Koch ist eine Reise-Enduro mit mechanischem Antrieb beider Räder.

Wer je mit bepackter Maschine in Schlamm oder Sand gestrandet ist, kennt den Frust, wenn das durchdrehende Hinterrad keinen Vortrieb erzeugt und stattdessen das Motorrad immer tiefer eingräbt. So ist es wohl auch Guido Koch ergangen. Er kam 2010 auf einer Motorradreise durch Island auf die naheliegende Idee, die Geländeeigenschaften von Motorrädern zu verbessern, indem nicht nur das Hinterrad, sondern auch das Vorderrad angetrieben wird.

Acht Jahre später, auf der Münchner Motorradausstellung IMOT, präsentierte der studierte Maschinenbauer Koch den DT-A genannten Prototypen. Im gleichen Jahr, auf der Intermot in Köln, konnte sich ein internationaleres Publikum die DT-A anschauen. Nochmals mehr als fünf Jahre später startet nun die Produktion einer Kleinserie von vier Stück, wovon eine schon verkauft ist.

Als technische Basis ist die KTM 990 Adventure zu erkennen, die schon serienmässig der Reise-Enduro-Idealformel 100 PS, 100 Nm, 200 kg recht nahe kommt. Für die DT-A werden von diesem Motorrad neben einigen Kleinteilen jedoch nur der V2-Motor die hintere Schwinge in Form von komplett revidierten Gebrauchtteilen verwendet.

 

Um den mechanischen Vorderrad-Antrieb mit überschaubarem Aufwand bauen zu können, stellte Koch die Vorderradführung von Teleskopgabel auf eine linksseitige Einarschwinge mit Achsschenkellenkung um. Eine Entscheidung, welche einen komplett neuen Rahmen bedingt.

Die Kraftübertragung erfolgt von der Getriebe-Ausgangswelle per Zahnriemen auf eine Zwischenwelle, welche konzentrisch in der vorderen Schwingenachse läuft. Von dieser Zwischenwelle erfolgt per Kette der Antrieb des Vorderrads, das lenkbar in einem Achsschenkel geführt ist. Der Lenkeinschlag beträgt beidseitig 35°.

Für einen ruckelfreien, reibungsarmen Antrieb des Vorderrads musste eigens ein homokinetisches Gelenk entwickelt werden, das ohne Drehmomentschwankungen nahezu reibungsfrei funktioniert. Ein Freilauf im Antriebsstrang kuppelt den Antrieb des Vorderrades automatisch ein, sobald am Hinterrad 5% Schlupf auftreten. Unter normalen Fahrbedingungen, z.B. auf Asphalt, läuft das Vorderrad antriebslos mit, erst bei einsetzendem Traktionsverlust schaltet der Antrieb zu. Über einen Schalthebel am Lenker lässt sich der Antrieb auch dauerhaft trennen.

Die KTM 990 Adventure war ja homologiert nach Euro 3. Koch schaffte durch den Einbau von drei Katalysatoren mit dem 1000er V2 Euro5, gilt als Hersteller der DT-A und erhielt deren Strassenzulassung. Die deutsche Firma Kama-Tec erstellte ein neues Mapping, mit dem der Motor gut fahrbar sein soll, und das bei einer (in der Praxis kaum spürbaren) Leistungseinbusse.

Es gab schon etliche Versuche, Motorräder mit Allrad-Antrieb auszustatten. Bei Lösungen mit hydrostatischen Antrieben kann nur beschränkt Leistung übertragen werden, mechanische Antriebe gerieten viel zu kompliziert, weil die Vorderradführung per Teleskopgabel beibehalten wurde. Da hat Koch weitergedacht und eine bemerkenswert einfache Lösung herausgetüftelt, die zudem im Vergleich zur KTM 990 Adventure nicht zu Mehrgewicht, sondern gar zur Einsparung von 39 kg führt.

Die DT-A wiegt vollgetankt mit 27 Litern, verteilt in drei Tanks, 192 kg und wird von einem 1000er V2 angetrieben, der 100 PS leistet. Die Federwege betragen vorne und hinten 280 mm. Nicht nur die Federelemente, auch Lenkkopfwinkel und Nachlauf sind einstellbar. Die Sitzhöhe beträgt 1000 mm.

Dieses Motorrad ist exklusiver als alle limitierten Sonderserien und Special Editions, über die wir in letzter Zeit berichteten, denn es bietet echte technische Innovation, technische und optische Exklusivität. Im Vergleich zu den erwähnten Sonderserien in teilweise ähnlicher Preislage stellen wir nüchtern fest, dass der Preis von 70.000 Euro für ein derart innovatives Motorrad gerechtfertigt ist. Die Auslieferung erster Maschinen ist ab dem dritten Quartal 2024 geplant.

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