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KTM zelebriert 30 Jahre Duke-Modellreihe

Von Rolf Lüthi
Bekleidet mit Netzstrümpfen legte sich das Fotomodell-Mädel vor versammelter Journalisten-Schar auf die Schnauze. Das war vor 30 Jahren auf Ibiza der Auftakt zur Duke-Modellreihe.

Der Begriff Supermoto war Anfangs der 1990er Jahre noch nicht erfunden, was erfinderische Motorradhändler nicht davon abhielt, Geländemotorräder auf 17er Strassenräder zu stellen und die Kunden damit auszurüsten für die Jagd auf Superbikes. Da wollte das KTM-Werk nicht einfach zusehen und kündigte das erste derartige Serienmotorrad an, mit der schlichten Modellbezeichnung Duke, zu Deutsch Herzog. Auf den ersten Werksbildern räkelte sich eine hübsche junge Dame in Netzstrümpfen und Stöckelschuhen an ebendiesem Herzog.

Zur Fahrpräsentation auf Ibiza reiste die Journalistenschar in einem Propellerflugzeug an, dessen Typ mir entfallen ist. Nicht entfallen ist mir, dass man den Kaffeebecher nicht auf dem Klapptischchen abstellen konnte. Das Flugzeug vibrierte derart, dass der Becher zum Tischrand wanderte und unweigerlich zu Boden geplumpst wäre, hätte man nicht eingegriffen.

Gegen Abend versammelte sich die Schar dann auf einer Terrasse, ausgerüstet mit Apero-Getränken, als bei untergehender Sonne das Hämmern eines Einzylinders lauter wurde. Es näherte sich ein Motorrad, bog auf die sandige Zufahrt zur Terrasse ein – und stürzte. Da lag sie vor uns, die junge Dame von den Werksbildern, ziemlich derangiert im Dreck. Zu ihrer Verteidigung ist anzufügen: Vorderräder im mickrigen 17er Format, bereift mit Strassenpneu, sind für Sandpassagen gänzlich ungeeignet.

Andertags fiedelten wir über die Kurvenstrassen von Ibiza. Für den Einbau in die/den Duke hatte KTM den LC4-Motor mit einer Ausgleichswelle versehen, die ihr möglichstes tat, die Vibrationen des Einzylinders zu vermindern. Er hatte niochts von seinem Charakter eingebüsst nach wie vor die Laufkultur eines kantigen Felsbrockens, der einen Abhang runterkullert. Das fiel ihrem Berichterstatter nach der Vibrations-Angewöhnungs-Kur im Propellerflieger nicht weiter auf.

Über die genussvoll nochmals ausgebreitete Anekdote hinaus war die KTM Duke ein wegweisendes Motorrad, das in einem beschränkten Kundenkreis sogleich Kultstatus erlangte. Mit dem freiliegendem Rohrrahmen, dem minimalistischem Bodywork und dem puristischen Einzylindermotor hatte sie ein absolutes Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt.

Der Erfolg war so groß, dass KTM im Jahr 1999 eine leistungsstärkere Duke II präsentierte, die mit ihrem markanten Styling die runden Konturen ihrer Vorgängerin ersetzte. Unbewusst wurde damit der Grundstein für das Naked-Segment innerhalb der Straßenmotorrad-Modellreihe von KTM gelegt.

Im Jahr 2005 erfolgte mit der Super Duke, motorisiert mit einem V2-Motor mit 990 ccm, der Schritt aus der Einzylinder-Nische. Damit wurde KTM für die etablierten Marken im Segment der Strassenmotorräder endgültig zum ebenbürtigen, ernsthaften Konkurrenten.

Die Einzylinder-Dukes wurden jedoch weiter gefertigt, und 2008 wirbelte die KTM 690 Duke einmal mehr sämtliche Designkonventionen ihrer Zeit gehörig durcheinander. Die 690er Duke war eine geduckte, leistungsstarke Einzylinder-Fahrmaschine mit unter dem Motor verlaufender Auspuffanlage und selbstbewusster Fahrposition. Diese Grundanordnung prägt bis heute die Duke-Baureihe.

2011 wurde die Duke-Modellreihe um Motorräder mit kleinerem Hubraum erweitert. Die 125 Duke war genau das Motorrad, das sich engagierte Nachwuchs-Motorradfahrer gewünscht hatten. Es folgten die 200 Duke und 2013 die 390 Duke, die dank ihres spielerischen Handlings und ihrer druckvollen Power zum Favoriten der urbanen Fahrer wurde.

Die Einführung der KTM 1290 Super Duke R 2014 war ein weiterer Meilenstein im Segment der unverkleideten Roadster. Mit ihrem Herzstück, dem 1301er V2-Motor mit 173 PS bei 8870/min und 144 Nm bei 6500/min initiierte die KTM 1290 Super Duke R ein Leistungs-Wettrüsten, das bis heute anhält.

Dieses Leistungs-Wettrüsten macht KTM als sportlich positionierte Marke bis heute gerne mit, wobei es längst nicht mehr ausschliesslich um Leistung und Drehmoment geht, sondern auch um immer bessere Fahrwerke, ausgeklügelte Assistenzelektronik und unverwechselbares Design.

Wollte man noch in den Nullerjahren in Sachen Motor und Fahrwerk das beste Zeug haben, musste man ein Superbike zum Roadster umbauen. Das ist heute vorbei, die Oberklasse-Roadster wie die aktuelle KTM 1390 Super Duke R Evo bieten Rennstrecken-taugliche Motoren, Fahrwerke und Bremsen ohne Dauerbückling hinunter zu den Lenkerstummeln eines Superbikes.

In der Mittelklasse beeinflusst neben Performance und Design auch der Preis die Kaufentscheidung. In diesem Segment verabschiedete sich KTM 2018 mit der Vorstellung der 790 Duke vom aufwändigen V2-Motor und präsentierte das erste Modell mit einem modernen Zweizylinder-Reihenmotor.

Heute, 30 Jahre später, betreten drei Jubiläumsmodelle die Bühne. In der Einstiegsklasse weist die KTM 390 Duke mit ihrem unverwechselbarem Styling, klassenbesten Elektronikpaket und unübertroffener Performance den deutlichsten Entwicklungsschritt auf.

Die KTM 990 Duke – nicht zu verwechseln mit der altehrwürdigen KTM 990 Super Duke – wird von einem komplett neuen Zweizylinder-Reihenmotor angetrieben – eine klare Kampfansage im Segment der 1000er Roadster. Mit den Spitzenmodellen KTM 1390 Super Duke R und 1390 Super Duke R Evo werden jene Fahrer angesprochen, die ganz einfach das Beste wollen: Power im Überfluss, Rennstrecken-taugliches Fahrwerk, Elektronik auf dem neuesten Stand, aggressives Design.

Zur Feier dieses Meilensteins verfügen die drei erwähnten Modelle über eine spezielle 30 Years of Duke Lackierung, inspiriert von Duke-Modellen, die vor deren Zeit den Ton angaben.

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