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Ein Traum: «Smoli» und Erik Riss im Langbahn-GP

Kolumne von Rudi Hagen
Ihn vermissen die deutschen Fans: Erik Riss (hier in Vechta als Weltmeister)

Ihn vermissen die deutschen Fans: Erik Riss (hier in Vechta als Weltmeister)

Erik Riss und Martin Smolinski fahren im Langbahn-Grand-Prix mit, ein Traum für viele deutsche Langbahnfans. Das wird aber ein Traum bleiben, wenn sich die Rahmenbedingungen nicht kräftig ändern.

Deutschland, das Langbahnland – es war einmal. Vorbei sind die Zeiten, in denen Tausende Besucher die Langbahnarenen füllten und deutschen Weltmeistern zujubelten. Es waren ganz unterschiedliche Typen, diese deutschen Langbahn-Weltmeister.

Allen voran der schillernde Egon Müller, der sich den Titel 1974, 1975 und 1978 sichern konnte. Er war zudem der einzige Deutsche, der auch Speedway-Einzel-Weltmeister wurde, 1983 im Motodrom Halbemond in der Nähe von Norden in Ostfriesland.

Karl Maier aus München wurde 1980, 1982, 1987 und 1988 Langbahn-Weltmeister. Unvergessen sind seine Duelle mit Egon Müller auf und abseits der Bahnen.

Rekord-Weltmeister aus deutscher Sicht ist Gerd Riss. Der Seibranzer holte sich gleich achtmal den begehrten Titel, 1991, 1996, 1999, 2001, 2004, 2007, 2008 und 2009, bevor ein schwerer Sturz seine ruhmreiche Karriere beendete.

Robert Barth, aufgrund seines rigorosen Fahrstils von vielen «Nussknacker» genannt, gelang der Weltmeistertitel viermal, 2002, 2003, 2005 und 2006. Mit Alois Wiesböck (1979) und Tom Dunker (1997) waren Überraschungssieger in den Annalen des Langbahnsports zu verzeichnen.

2014 tauchte mit Erik Riss ein neuer Stern am deutschen Bahnsporthimmel auf. Der Sohn des «großen» Gerd Riss wurde auf Anhieb Langbahn-Weltmeister, verpasste ein Jahr später den Titel nur knapp, konnte 2016 aber seinen zweiten WM-Titel einfahren.

Für die Saison 2017 verzichtete Riss auf die Teilnahme an der WM. Bei einem seiner ganz seltenen Auftritte auf der Langbahn, feierte der Schwabe kürzlich beim Grasbahn-Klassiker in Marmande (F) mit sieben Läufen und sieben Siegen einen eindrucksvollen Nachweis seiner großen Fähigkeiten gegen die Konkurrenz aus der aktuellen WM.

Einer, dem viele Fachleute den Titel auf der Langbahn zutrauen, ist Martin Smolinski. Der Olchinger stellte kürzlich als Wildcard-Fahrer beim GP in Mühldorf mit sechs Starts und sechs Siegen wieder seine große Klasse unter Beweis, nur ein gerissener Zahnriemen verhinderte seinen GP-Sieg.

Smolinski hat aber wie Riss auf eine permanente Teilnahme an der Langbahn-WM 2017 verzichtet. Das haben viele Bahnsportfans hierzulande den beiden Protagonisten mehr oder minder schwer verübelt.

Man muss das Ganze aber verstehen. Martin Smolinski wie Erik Riss haben auf die berufliche Schiene Bahnsport gesetzt. Dass heißt, sie müssen damit ihr Einkommen sichern, auch für die Zukunft. Daher sehen sie ihre Prioritäten im Speedway, wo nun mal erheblich mehr Geld zu verdienen ist. Die Strukturen sind dort einfach professioneller, damit ist der Werbeeffekt für die Sponsoren dort auch viel größer. Aus diesen Gründen ist dort auch das Fernsehen vor Ort.

Die meisten Langbahn-Veranstalter haben dagegen zu lange an alten Strukturen festgehalten, nach dem Motto «was früher gut war, kann heute nicht schlecht sein». Aber wo ein Weltmeister zu Zeiten eines Müller und Maier von den Clubs noch hohe Antrittsgelder verlangen konnte, weil so viele Zuschauer kamen und Eintritt zahlten, sieht die Sache doch seit Jahren schon ganz anders aus. Der WM-Titel auf der Langbahn hat höchstens noch ideellen Wert. Viel Geld ist damit nicht zu verdienen.

Aber es sind natürlich nicht nur die Veranstalter, die den Zug der Zeit größtenteils verpasst haben, auch die Verantwortlichen Funktionäre der FIM haben sich hier nicht mit Ruhm bekleckert. Was ist beim Format der Langbahn-WM herausgekommen? Man fährt mit nur fünf Fahrern pro Lauf ans Band, man schickt die Teams zum Teil nach Skandinavien und in der nächsten Woche sollen sie schon in Südfrankreich sein oder man blamiert sich mit Versuchen im Speedwayland Polen bis auf die Knochen. Und dann knebelt die FIM die Clubs immer mehr mit Gebühren und Auflagen, die fast nicht mehr zu leisten sind.

Ein, zwei Hoffnungsschimmer sind aber noch am Horizont zu sehen. Mit Michael Härtel, dem 19-jährigen Jungspund aus Dingolfing und dem fast doppelt so alten Stephan Katt aus Neuwittenbek, sind zwei Deutsche in der aktuellen Langbahn-WM drauf und dran, am Ende der GP’s ganz oben auf das Podest zu stehen.

Das wäre doch was, oder?

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