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Nach WM-Finale: Silber löste bei Erik Riss Frust aus

Von Susi Weber
Erik Riss: «Ich kann es nicht erklären»

Erik Riss: «Ich kann es nicht erklären»

Sieben Punkte trennen Erik Riss in der Langbahn-WM 2015 von der Titelverteidigung. Die Niederlage gegen Jannick de Jong will er schnell wegstecken, noch drei Meisterschaften stehen an.

Auch Tage nach dem Langbahn-Weltmeisterschafts-Finale sitzt der Stachel tief. Die Enttäuschung ist Erik Riss, 2014 als Debütant auf Anhieb Weltmeister, noch immer anzumerken. Als WM-Führender war er zum vierten und letzten Grand Prix der Saison nach Morizes/Frankreich gereist. Von dort kehrte er mit der Silbermedaille zurück. Doch für Frust bleibt genau betrachtet keine Zeit: Die Entscheidungen in der Britischen Speedway Premier League, in der deutschen Speedway-Bundesliga und der U21-Speedway-Team-Weltmeisterschaft stehen an. Und Riss will nach wie vor eins: gewinnen!

«Ich kann eigentlich nicht zufrieden sein. Ich kann es nicht», sagte Erik Riss bei der von seinem Memminger Verein einberufenen Pressekonferenz. Die Silbermedaille weilte lieblos in der dafür vorgesehenen Box. Eigentlich hätte sie golden glänzen sollen. Zwei Punkte Vorsprung hatte Erik Riss mit nach Frankreich genommen. Mit sieben Zählern Rückstand war der Motorradsportler nach Hause zurückgekehrt. Zwischen diesen beiden Zahlen stehen mehr als «nur» neun Punkte Unterschied, stehen zunächst «ein Rennen nach Plan» mit Ausbau des Vorsprungs und dann die Kehrtwende mit für ihn inakzeptablen Starts und einem Set-up, das nicht mehr zufriedenstellte. Riss: «Ich kann es mir einfach nicht erklären!»

Fest steht: Mit einem Laufsieg und zwei zweiten Rängen war Riss in Morizes zunächst auf der Gewinnerseite. Konkurrent Jannick de Jong hatte zu diesem Zeitpunkt zwei Punkte eingebüßt. Durchgang vier brachte zwei Zähler für Riss und deren vier für den Niederländer – Gleichstand im Rennen, aber noch immer zwei Punkte Vorsprung im Gesamtklassement. Es folgten ein Nuller für Riss und ein Laufsieg de Jong. «Die Bahn hatte sich geändert, meine Einstellungen am Motorrad passten nicht mehr», wird Riss später sagen. Ursachenforschung, eine andere Abstimmung – doch es sollte nichts ändern: «Es war übel, frustrierend. Ich war einfach nicht schnell genug.» Im Endlauf, der über die Grand-Prix-Wertung entscheidet, reichte es erneut «nur» zum fünften und letzten Platz.

Es sind neue Erfahrungen, die der 20-Jährige nach seinem Überfliegerjahr 2014 sammeln musste. Die Bilder der Siegerehrung sprechen Bände. Nein, generell schwieriger könne man das zweite WM-Jahr nicht bezeichnen, sagte Riss bei der Pressekonferenz in Memmingen – ehrlich, offen, ohne Umschweife und doch enttäuscht.

Bei seinem Memminger Verein bewertete man den Vizeweltmeistertitel schon kurz nach der Entscheidung am Samstagabend etwas anders. «Zweitbester in der Welt zu sein ist für uns auf jeden Fall Anlass, zu einem kleinen Empfang zu laden», sagte AMC-Vorsitzender Alois Müller. Die dafür nötigen Punkte gesammelt hat Riss mit einem siebten Platz und 15 Punkten in Herxheim/Pfalz, Rang 2 in Eenrum/Niederlande (22) und einem dritten Rang (16) beim wegen Regens vorzeitig abgebrochenen aber gewerteten Grand Prix in Vechta. Nicht vergessen werden darf: Mit der Vizeweltmeisterschaft hat Riss das WM-Ticket für 2016 locker gelöst – und ist gleichzeitig einziger deutscher Fahrer, der die WM-Hürde direkt genommen hat.

Geht es nach Erik Riss, dürfte bei den noch ausstehenden «zehn bis zwölf» Rennen noch der eine oder andere Titel möglich sein: In der Britischen Speedway Premier League thront der seit diesem Jahr als Profi agierende Bad Wurzacher mit den Edinburgh Monarchs im Moment ganz oben. Auch mit seinem deutschen Speedwayverein, dem AC Landshut, ist Erik Riss (samt Bruder Mark) im Finale, das in zwei Rennen zwischen Landshut und Stralsund ausgetragen wird. Wenig Aussicht auf Gold dürfte es hingegen Ende Oktober bei der U21-Speedway-Mannschafts-WM in Australien geben, wo Erik und Mark Riss, Michael Härtel und Valentin Grobauer die deutschen Farben vertreten. Allerdings gilt in Fachkreisen bereits die Qualifikation unter die besten vier Mannschaften der Welt als sensationell. Von einer Medaille ganz zu schweigen.

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