Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Das Reglement ist wie eine Frau

Von Jan Sievers
Mustonen

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Egon Müller begrüsst die einschneidenden Änderungen in der Langbahn-WM. Der mehrfache Weltmeister hält das neue System für gerechter.
Nur noch fünf Fahrer pro Lauf und die verkürzte Mindestbahnlänge von 350 Meter erlauben ab dem kommenden Jahr auch Langbahn-Grands-Prix auf grossen Speedway-Bahnen. Wie findest du diese Regeländerung? 

Ich bin für alles Neue aufgeschlossen. Man muss es testen - wie kommt es an? Wenn wir einen Bruchteil der Speedway-Fans für den Langbahnsport gewinnen können, dann zieht das eine Lawine nach sich. Die Fans fahren dann wieder wie früher in organisierten Bussen zu den Grands Prix. Wir müssen in den grossen Speedway-Arenen nur ein paar Testläufe bekommen. Ich weiss, dass alle motorsportbegeisterten Menschen von Natur aus neugierig sind, sie wollen sehen, wie es ankommt. Das wird zuschauertechnisch 100-prozentig ein Erfolg, wenn die Langbahn-Piloten auf der Speedway-Bahn fahren. Denn das ist machbar: Ich habe meine ersten Rennen in der B-Lizenz, in Bremen im Arster Damm, auch mit einer Langbahnmaschine gefahren. Wo ist das Problem? Da kann man sofort mit einer Langbahnmaschine fahren.

Manche Zuschauer würden sich auf den langen Bahnen eher acht als sechs Fahrer auf der Bahn wünschen, damit der Platz besser mit Action aufgefüllt wird. Nun sind es nur noch fünf Fahrer, die auf den über ein Kilometer langen Trabrennbahnen fahren.

Das ist einfach zu viel. Wir haben es ja vor Jahren einmal versucht mit acht Fahrern auf der Langbahn. In Scheessel war mal ein Weltfinale mit acht Fahrern pro Lauf. Es war die Hölle, wenn du Vierter, Fünfter oder Sechster warst. Du bist zugedreckt worden, das war asozial, ehrlich. Ich möchte, dass so was nie wieder kommt für die Fahrer. Alle Dirt-Deflectors der Welt können diesen Dreck nicht abhalten. Was da für Steine und Zeug auf einen einprasseln. Die Bahnen gehen dadurch auch zu sehr kaputt, und die Bahndienste werden immer länger, je mehr Fahrer auf der Bahn sind. Das ist alles nicht gut für die Zuschauer, zudem vollkommen unübersichtlich. So ein Blödsinn, dann fangen wir ja an wie beim Motocross, dass du nach zwei Runden gar nicht mehr weisst wer fährt, das ist alles Schwachsinn.

Ich bin immer aufgeschlossen für eine neue Geschichte. Es wäre auch fairer. Wenn ich die Programme bei Grand-Prix-Veranstaltungen sehe, dann kriege ich das kalte Grausen, wie man so einen Schrott überhaupt zulassen kann. Da fährt ein Fahrer auf der Bahn dreimal gegen die zwei weltbesten Fahrer und büsst Punkte ein ohne Ende. Und irgend so ein Gurken-Harry, der aus dem Mittelfeld kommt, hat keine starken Gegner und kommt bis ins Finale und hat da eigentlich nichts verloren. Da wird er dann Letzter. Wenn das alles ein bisschen gerechter wird, ist das schon okay, wenn jeder gegen jeden fährt. Neue Besen kehren besser, dass weiss jeder. Man sollte nicht nur die Frau öfters mal wechseln, sondern auch das Reglement.

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