Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Sieger Tom Lüthi will über Titelchancen nicht reden

Von Günther Wiesinger
Erstmals gelangen Tom Lüthi zwei Siege an zwei Sonntagen hintereinander, er verkürzte den Abstand zu WM-Leader Zarco (nur Rang 12) auf 22 Punkte!

Tom Lüthi führte in Australien fast 23 Runden lang fast pausenlos, dann schnappte ihm Franco Morbidelli den ersten Platz weg, doch auf dem Zielstrich fing der 30-jährige Schweizer, der den Australien-GP schon im Jahr 2002 zum ersten Mal (damals in der Klasse 125 ccm) bestritt, den Italiener auf der Kalex des Estrella Galicia 0,0-Marc-VDS-Teams noch ab.

Vorsprung: 0,010 Sekunden.

In der Moto2-Weltmeisterschaft hat Tom Lüthi jetzt 204 Punkte auf dem Konto, er hat den neuerlich gestürzten Alex Rins überholt, der bei 201 Punkten hält. Zarco schaffte in Phillip Island Platz 12, er hält jetzt bei 226 Punkten.

Und Tom Lüthi kann mit viel Zuversicht nach Sepang/Malaysia reisen: Dort hat er schon 2011 vor Stefan Bradl gewonnen.

Was immer jetzt noch passiert: Tom Lüthi erlebt schon jetzt die beste Moto2-Saison seines Lebens. Er hat noch nie vier Moto2-Rennen (Doha, Silverstone, Motegi, Phillip Island) in einer Saison gewonnen, und er war in der WM-Gesamtwertung noch nie in den Top-3.

Auf Phillip Island gab es schon mehrmals Siege durch Rausfahren aus dem Windschatten knapp vor dem Zielstrich, zum Beispiel beim Duell Nakano gegen Jacque in der 250er-WM 2000.

Doch Lüthi wusste davon nichts, er machte es auf eigene Faust.

«Solche Fotofinishes hat es schon öfters gegeben, aber ich habe vorher mit niemandem darüber gesprochen, auch nicht mit meinem Crew-Chief Gilles Bigot», versicherte Lüthi. «Die Strategie war für mich klar. Das Warm-up war sehr schwierig, ich war 17., ich war am Anschlag. Ich habe 0,7 Sekunden verloren, weil wir etwas ausprobiert haben, das sich aber nicht bewährt hat. Es war eine komplett andere Richtung beim Set-up, wir mussten etwas ausprobieren. Aber dann sind wir zum alten Set-up zurückgegangen. Wir haben aber das Motorrad, das ich im Rennen hatte, am ganzen Wochenende noch nie mit dieser Abstimmung gefahren. Wir haben lang diskutiert, Gilles und ich, was sollen wir mit dem Set-up machen? Am Schluss hat er wieder einen Top-Job gemacht. Ich konnte es natürlich umsetzen, aber die Arbeit mit ihm macht mir wirklich Spaß. Und ich glaube, er hat auch Spaß mit mir, weil unsere Zusammenarbeit so gut funktioniert.»

«Im Rennen bin ich gut gestartet, wie oft in diesem Jahr. An den Starts haben wir gearbeitet, der Erfolg fällt nicht vom Himmel... Ich habe im Rennen gesehen, dass ich eine gute Pace fahren kann. Ich dachte, okay, ich versuche, diese Pace zu gehen. Ich habe meinen Rhythmus gefunden, dann hatte ich einen Slide, einen richtigen Highsider in Kurve 6, den konnte ich zum Glück abfangen, es war ganz schön haarig. Ich war dann kurz auf P2, habe aber gesehen, ich muss wieder Platz 1 übernehmen und meinen eigenen Rhythmus fahren. Ich hatte einen starken Rhythmus, konnte mich aber nicht absetzen.»

«Natürlich habe ich überlegt, ob ich Morbidelli einmal vorbei lassen und ihn studieren sollte. Aber es waren zu viele Gegner dicht hinter uns, auch Pasini. Und wenn du einen vorbei lässt, dann geht dein Rhythmus kaputt. Ich hatte dann die ganze Zeit einen Vorsprung von 0,1 oder 0,2 oder mal 0,3 sec, dann wieder 0,1 sec auf dem Board. Ich habe nachher wieder mehr investiert und mehr riskiert, ich konnte wieder bessere Zeiten fahren und ein bisschen taktieren. Der Nachteil war, ich war halt immer vorne. Franco wusste genau, wo er stärker war, ich ahnte aber nicht, wo er schwächer war. Ich hatte dann ungefähr eineinhalb Runden, um ihn zu beobachten und zu schauen, wo ich im Finish attackieren könnte, ich habe mich zurückgehalten, ich wollte mir die Lage anschauen. Ich habe gehofft, dass mich von hinten nicht fünf Mann überrumpeln, das wäre ein Problem geworden. Ich habe versucht, knapp an Franco dranzubleiben und habe in der letzten Kurve viel riskiert. Ich habe in der vorletzten Runde eingangs Start/Ziel gesehen, der Drive aus der letzten Kurve raus könnte für ein Überholmanöver vor dem Zielstrich passen. Ich wollte diese Chance nützen. Die andere Variante wäre gewesen, runter von Lukey Heights auf der Bremse, da war ich auch stark, aber ich war dort in der letzten Runde nicht dicht genug dran. Ich wollte nicht riskieren, dort mit dem Vorderrad reinzuschießen. Also habe ich die letzte Chance abgewartet. Ich habe beim Reinfahren in die letzte Kurve viel riskiert, um diesen Speed zu haben. Das war großes Risiko, aber es hat sich gelohnt.»

Johann Zarco liegt noch 22 Punkte vor Tom Lüthi. Der Schweizer will zwar nicht über seine Titelchancen reden, aber diesen Gefallen wollen wir ihm nicht tun.

«Niemand hat mehr über Lüthi gesprochen», schmunzelt er zufrieden. «Ich fang jetzt nicht an von Lüthi zu sprechen, ich mache einfach weiter meinen Job.»

Das heisst: Tom will jetzt noch zwei Rennen gewinnen – und dann schauen, was Zarco zustande bringt. «Ich fokussiere mich auf Sepang, dann auf Valencia», kündigte der WM-Zweite an.

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